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Monat: April 2019

10.4.2019

10.4.2019

Zum Stichwort Bürgerinitiativen (im Anschluss an die Initiative zum Radentscheid): Die Frankfurter Rundschau bietet in letzter Zeit immer wieder der „Ba(h)nane“ Raum für selbstgefällige (und unkommentierte) Propaganda und berichtet damit tendenziös. Das ist eine Initiative der geifernden Art, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Ausbau der Main-Weser-Bahn bis Bad Vilbel um zwei weitere Gleise zu verhindern – ein Projekt, über das schon nachgedacht wurde, als ich begann, die damals noch lesbare FR zu studieren, um mich mit den Verhältnissen im für mich neuen Frankfurt vertraut zu machen. Im zarten Alter von elf Jahren.

Sage und schreibe 51 Jahre hat es sodann gedauert, bis der erste Bagger kam. Endlich!, werden die Tausende von Menschen aufgeatmet haben, die Tag für Tag in der überfüllten S 6 stehen und am Frankfurter Berg oder noch früher auf ein freies Gleis warten müssen, bevor sie die Fahrt in die Innenstadt fortsetzen und ihre Arbeitsplätze mal wieder nur mit Verspätung erreichen können. Ihre Not war und ist der FR nicht der Rede wert; über sie liest man in dieser Zeitung nichts, aber die Ba(h)nane wird immer wieder ins Rampenlicht gestellt mit ihren absurden Argumenten, die an Dämlichkeit nicht zu überbieten sind. Natürlich soll durch die Erweiterung der Gleisanlagen eine Trennung von Regional- und Fernverkehr und damit selbstverständlich auch eine Kapazitätserweiterung für den Güterverkehr ermöglicht werden; das ist ja gerade der Sinn der Maßnahme! Also kann das mitnichten dem Projekt entgegengehalten werden; doch die FR gibt in ihren Berichten gebetsmühlenhaft allein diese Schwafelei wieder, als ob es keine überzeugenden Gründe gäbe, die die Gleiserweiterung mehr als rechtfertigen. Der Journalismus ist in diesem Blatt wirklich auf den Hund gekommen.

9.4.2019

9.4.2019

Nun ist der „Radentscheid“ vom Magistrat als unzulässig zurückgewiesen worden, wie der Presse heute zu entnehmen war. Das ist zumindest insofern falsch, als die Zurückweisung des Bürgerbegehrens, das im Erfolgsfall die Durchführung eines Bürgerentscheids zur Folge gehabt hätte, nur durch die Gemeindevertretung, also die Stadtverordnetenversammlung, rechtsgültig beschlossen werden kann; doch der Magistratsbeschluss bereitet dies eben vor. Und die Stadtverordneten werden sich wohl an diesen Vorschlag halten, jedenfalls mehrheitlich.

Zu Empörung gibt dies keinen Anlass – nicht nur, weil die Verantwortlichen der Stadt dem inhaltlichen Begehren aufgeschlossen gegenüberstehen und mit den Initiatoren noch in Verhandlung über politisch zu beschließende Lösungen stehen. Mit guten Gründen fordert die Hessische Gemeindeordnung eben mehr als nur bloße Absichtserklärungen, soll ein Bürgerbegehren rechtsverbindliche Konsequenzen haben. Und das haben hessenweit leider die wenigsten Initiativen bislang zur Kenntnis genommen. Schwafelnde Phrasen, die abstrakt auf denkbare Finanzierungsmöglichkeiten hinweisen, mögen in Parteitagsbeschlüssen oder Parteiprogrammen ihren Platz haben, taugen aber nicht zur Schaffung einer verbindlichen Beschlusslage. Verantwortung und politische Teilhabe erschöpfen sich nicht in Besinnungsaufsätzen und Wunschzetteln. Und die Dringlichkeit des Problems, die Stadt radfahrerfreundlich zu gestalten, hätte durchaus etwas mehr Tiefgang nahegelegt. Nicht umsonst belegt Frankfurt nach den ebenfalls heute bekannt gewordenen Ergebnissen einer Umfrage diesbezüglich nur einen mittleren Platz im „Ranking“ der deutschen Städte. Schade, dass so viele Unterstützer mit ihrer Unterschrift nicht mehr bewirken konnten; aber das liegt weder am Magistrat noch an der HGO.

8.4.2019

8.4.2019

Wenn die Reise nach Hamburg führt und dort die U-Bahn benutzt wird, wird dem Mosaik Frankfurter Unzulänglichkeiten ein weiteres Steinchen hinzugefügt. Ja, Reisen bildet, und das Schlimme daran ist, dass man dann so richtig mit der Nase drauf gestoßen wird, was zuhause besser sein könnte.

Die neuesten U-Bahn-Züge der Hamburger Hochbahn schweben nur so auf den Gleisen. Man hört weder Fahrgeräusche noch wird man durch das hierzulande übliche Ruckeln beim Fahren unsanft aus dem Sitz geschleudert. Dieser wiederum offeriert die nötige Breite, um das Gesäß in vollem Umfang daselbst ohne Probleme zu platzieren, und bietet auch noch jede Menge Beinfreiheit; dass es so etwas überhaupt gibt, wagt der Frankfurter Pendler kaum zu glauben, erlebte er es nicht gerade selbst. Die Fahrt, deren Länge etwa der Strecke von der Hauptwache zum Nordwestzentrum entspricht, ist ein einziger Genuss – sogar eine Unterhaltung ist möglich, ungestört von Fahrgeräuschen oder den in Frankfurt ständig nervenden und entsetzlich bläkenden Lautsprecherstimmen, die langatmig Unverständliches ansagen. Offenbar investieren die Hamburger in Qualität. Und ich schreibe von der mittlerweile fünften Generation von Zügen, die ich in Hamburg, seit ich das erste Mal dort war, erleben durfte. Das ist ein kürzerer Zeitraum, als es in Frankfurt überhaupt eine U-Bahn gibt. Doch da hat die VGF es mit großer Mühe ächzend geschafft, in vierter Generation die derzeit fahrenden Kisten bei Bombardier zu bestellen und wenigstens mal für ein einheitliches Modell zu sorgen; immerhin, nachdem jahrelang offenbar die Connections zur DueWag befriedigt werden mussten, die schon die ollen Straßenbahnen baute. Aber eben keine Stadtbahn. Man darf gespannt sein, ob die Verantwortlichen irgendwann einmal eine Besichtigungstour dahin machen, wo man weiß, was U-Bahn heißt.

7.4.2019

7.4.2019

Dass Reisen bildet, habe ich schon erwähnt. Die Bildung kann auch unmittelbar während der Reise selbst, also im Akt des Verreisens, der Fortbewegung, erlangt werden. Denn während einer Zugfahrt braucht der Reisende bekanntlich nichts weiter zu tun als zu warten, bis das Ziel erreicht ist – das Fahren und auf den Verkehr achten nehmen einem andere ab. Das ermöglicht etwa, einmal gründlicher die lokale Presse in Augenschein zu nehmen und zu erfahren, was da so geschrieben wird.

Da die lokale Presse in Frankfurt zwar drei traditionelle Namen hat (die Zeitung mit den 4 Buchstaben zähle ich bewusst nicht dazu), aber streng genommen nur noch eine Redaktion, konnte in der vergangenen Woche an unterschiedlichen Tagen in unterschiedlichen Publikationen in jeweils gleicher Weise der Besuch einer Delegation regionaler Verkehrs-Verantwortlicher in Zürich nachverfolgt werden. Die Reisenden wollten mal nachsehen, wie der Verkehr dort so läuft, nachdem vor kurzem den Schweizern mal wieder ohne irgendwelche Schwierigkeiten etwas gelungen ist, was in Deutschland bislang nicht möglich war: Kurzerhand wurde ein Tunnel unter dem Zürcher Hauptbahnhof errichtet, der zu einer wesentlichen Verbesserung der Verkehrsabläufe sowohl im Fern- wie auch im Regionalverkehr geführt hat. Man muss ja schon dankbar sein, dass solches den hier für den öffentlichen Verkehr verantwortlichen Personen überhaupt auffällt. Und nun gucken die sich das sogar leibhaftig vor Ort an! Wenn das wenigstens dazu führt, dass nicht nur nachgedacht, sondern konkret geplant würde, dann könnte man vielleicht auch einmal darauf hoffen, dass der Frankfurter Hauptbahnhof von den Zügen pünktlich erreicht werden wird. Ich werde das natürlich nicht mehr erleben, das ist klar; aber vielleicht heißt es ja dann irgendwann einmal Frankfurt 2100… oder so…

1.4.2019

1.4.2019

Jedes Halbjahr, wenn die Uhren mal wieder verstellt werden, tobt der Meinungsstreit über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme. Mir persönlich ging es im Frühjahr immer schon eher schlecht, weil uns tatsächlich eine Stunde vorläufig „gestohlen“ wird und der Körper sich an die Zeitumstellung gewöhnen muss. Eine Stunde ist eine Stunde. Während ich mich zunächst gleichwohl jeweils über die längeren Tage freute, wich dieses Empfinden über die Jahre dann doch einer realistischeren Einschätzung und der Feststellung, dass es dem Körper einfach besser täte, wenn die Zeit den geographischen Umständen entspräche.

Mittlerweile hat die Diskussion geradezu hysterische Züge angenommen. Deutlich wird bei alledem aber eines: Die Entscheidungsträger scheinen nur auf die Stimmungslage oder die möglichen ökonomischen Effekte Wert zu legen. Anders kann es nicht erklärt werden, dass zum Beispiel der gewichtige Herr Altmaier oder auch Herr Juncker eine dauerhafte Festschreibung der Sommerzeit befürworten. Wir leben aber nicht auf der Breite von St. Petersburg (und der entspricht die Sommerzeit, wie ich einem interessanten Beitrag in der FAZ entnahm), was im Winter schlicht katastrophale Folgen hätte, weil wir dann mitten in der Nacht wachwerden und mit dem Arbeiten und Leben beginnen müssten. Solche Zustände kann sich wahrlich niemand herbeisehnen. Nein, maßgebend für eine Entscheidung derartiger Bedeutung sollten ausschließlich die gesundheitlichen Auswirkungen sein, und in dieser HInsicht geben alle Schlafforscher einhellig nur eine Marschrichtung vor: Zurück zur dauerhaften MEZ, die ihrerseits zwar auch ihre Mängel hat, aber unserer Gesundheit am wenigsten schadet!

31.3.2019

31.3.2019

Jetzt muss dringend etwas zur Ehrenrettung der Heimatstadt getan werden. Obwohl ich mich schon frage, ob es nicht langsam an der Zeit sein könnte, die Heimat zu wechseln. Doch Überraschungen gibt es zuweilen auch in Frankfurt. Jedenfalls wenn man nicht ständig in der City weilt und alles mitbekommt, was sich da so im Lauf der Jahre verändert.

Der Liebfrauenberg atmet ja eher den Mief der späten Fünfziger des letzten Jahrhunderts, auch wenn es für manchen anheimelnd sein mag, im Schutz des Klosters dem plätschernden Brunnen zu lauschen – sofern nicht gerade mal wieder ein SUV- oder Porsche-Fahrer meint, in der Töngesgasse so auf sich aufmerksam machen zu müssen wie die reichen Düsseldorfer mit ihren 7er-BMWs auf der Kö. Doch am Samstag konnte das Plätschern beim besten Willen nicht gehört werden – es ging unter in einem Stimmengewirr der Hunderte von jungen Menschen, die es sich dort in der recht warmen Frühlingssonne bei ebensovielen Flaschen von Wein gutgehen ließen, die sie an der nahegelegenen Kleinmarkthalle erstehen konnten. Der Platz quoll über, ohne dass Jahrmarktstrubel herrschte – stattdessen angenehm entspannte, unaufgeregte Frühlings-Stimmung, die schlicht ansteckte. Beim Beobachten des munteren Treibens merkte ich, dass das Erstaunen nicht auf mich beschränkt war – neugierig betrachteten auch andere Passanten die Menge und fragten danach, was hier vor sich gehe. Also doch so etwas wie Urbanität, und dazu noch eine, die sich einfach so entwickelt hat!

30.3.2019

30.3.2019

Der Effekt meiner Reise und damit das, was an dieser Reise bildete (und so knüpfe ich an den insoweit nicht vollständigen Beitrag vom 29.3. an), lag in einer erneuten Verdeutlichung des Wesens der Urbanität, vulgo: des städtischen Charakters einer Großstadt. Und das ermöglicht wiederum den Vergleich mit hiesigen Gegebenheiten, entsprach das Ziel doch in den wesentlichen Größen, insbesondere der Einwohnerzahl, dem Gebilde, das Frankfurt genannt wird.

Von „Stadt“ mag ich beinahe nicht mehr sprechen. In einer solchen promenierte ich allerdings 6 Tage lang nach Herzenslust. Da gab es zwar keine Hochhäuser, die allein Frankfurt so etwas wie einen städtischen Charakter verleihen. Dafür aber Struktur, Achsen, geplante, einer Großstadt angemessene und vor allem phantasievolle Architektur, Großzügigkeit und gleichwohl Kompaktheit, die dazu führt, dass von einem „Ausfransen“ ins Umland keine Rede sein kann. Eine Kernstadt mit städtisch verdichteter Bebauung, die auch das nötige Volumen aufbringt, die Menschen zu beherbergen, anstatt sie zum Leben ins Umland und damit auch zum Pendeln zu zwingen. Darum auch Lebendigkeit am Tag und bei Nacht, und zwar „normale“, also durch die Einwohner und nicht etwa nur touristisch geprägte. Dergleichen findet sich hierorts lediglich in einigen Bereichen wie dem Nordend, Teilen von Sachsenhausen oder – jedenfalls in Bezug auf Verdichtung – im Europaviertel. Ich frage mich sowieso immer, wo eigentlich die knapp 740.000 Einwohner Frankfurts leben. Nun, die Stadt hat halt Fläche, aber sonst…