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Monat: April 2019

28.4.2019

28.4.2019

Für mich ist es fast unerklärlich, aber das Mobiltelefon hat sich in kurzer Zeit zu einem Bestandteil des Alltags entwickelt, auf den augenscheinlich 99,8 % der Bevölkerung zu keinem Moment mehr verzichten möchte. (Oder möchten? Bezieht sich das Verb auf die Prozent oder auf die 99,8?) Wo der Spaziergänger, Rad- oder Autofahrer auch hinschaut – überall Menschen mit Gerät am oder im Ohr, fleißig die Mundwinkel und Lippen bewegend, auf jeden Fall aber „abwesend“ und auf ein nur imaginäres Gegenüber im Äther konzentriert. Und das ohn Unterlass.

Selbst im Volkspark Niddatal schrecken sie vor nichts zurück. Joggerinnen und Jogger, Hundehalter, Spaziergänger – alle pausenlos beim Quasseln oder Zuhören. Neuerdings auch immer unverblümter beim Radeln, eine Hand am Gerät, dieses am Ohr, die andere irgendwie an der Lenkstange, und wie die dann das Gleichgewicht zu halten vermögen glauben, ist mehr als abenteuerlich – insbesondere wenn es in die Bahnunterführung mit einer Linkskurve von 90° geht, ohne dass man auch nur ahnen könnte, ob einem da noch jemand entgegenkommt. Ich erlaube mir mittlerweile, meine Meinung auch unmittelbar an die Frau – ja, bislang waren es ausschließlich Frauen, die solcherart russisches Roulette im Park spielen; den Männern ist nach meinen statistischen Erhebungen mehrheitlich das mobile Telefonieren im PKW vorbehalten – zu bringen. Hilft ja nix, wenn ich nur den Kopf schüttele. Interessiert hat es allerdings bislang noch keine so richtig.

27.4.2019

27.4.2019

Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass Opern doch eine irgendwie aus der Zeit gefallene Kunstform sind. Krude, oft nicht realistische, geschweige denn auf der Bühne einigermaßen sinnvoll darstellbare Handlungen; extreme Formen der zwischenmenschlichen Kommunikation (wer singt im normalen Leben seinen Frust raus, und dann auch noch im hohen C??), noch dazu in extremer vokaler Beanspruchung – um nicht zu sagen: Wahnsinnsarien mit der Tendenz zur Hysterie und zum Pathos… wäre da nicht die Orchestermusik, die das Ganze zumeist dann doch auf eine Weise zusammenbringt und umhegt, die versöhnlich stimmt – es gäbe wenig vernünftige Gründe, sich ausgerechnet dem Musiktheater auszusetzen.

Einer dieser Gründe war seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Aufkommen des Regietheaters, das im gelungenen Fall werkgetreu neue Darstellungs- und damit auch neue Sichtweisen ermöglichte, ohne wie die Aufführungspraxis zuvor der Langeweile oder dem Kitsch anheimzufallen. Dieses Konzept ist mittlerweile in die Jahre gekommen und man versucht den heutigen Sehweisen im Wege der Puzzle-Technik gerecht zu werden; Eklektizismus – weniger Abstraktion, manchmal etwas viel Ramschware auf der Bühne, nicht zu unrealistisch, und es darf auch mal reißerisch oder komisch werden; nur nicht allzuviel von demselben. Doch zu radikal – wie manche Regiearbeit früherer Jahre, sei es nun die „Aida“ von Neuenfels in Frankfurt, „Die Gezeichneten“ von Kusej in Stuttgart oder dann wieder „Macbeth“ von Boeito in Frankfurt – darf es heute nicht mehr sein. Weil sonst das tendenziell „anständige“ Publikum vergrätzt würde? Ein immer wieder gern genutztes Element der Verharmlosung, selbst in ausgezeichneten, geradezu sphärisch wirkenden Inszenierungen wie aktuell derjenigen von Schrekers „Der ferne Klang“ im hiesigen Opernhaus, ist die geradezu rührend peinliche, jedenfalls harmlose und verniedlichende Bebilderung menschlichen Elends in – pardon – Bordellbetrieben: Da kommen die „Dirnen“ (so das Libretto) wie weiland Violetta Valéry im Glitzergewand daher und präsentieren sich die männlichen Käufer der Liebe (tatsächlich?) als anständig und adelsgerecht gekleidete Playboys. Dem Libretto mag das entsprechen, lokalisiert es das Geschehen insoweit doch auf einer Insel der Wollust im venezianischen Raum; aber zu einer Inszenierung, die ansonsten die Handlung in eine Zeit nahe an der Gegenwart transponiert und szenenweise in ein Alten- und Pflegeheim verfrachtet – und dabei Dichte und betörende Atmosphäre schafft -, will das doch nicht so recht passen. Hier wünschte ich mir etwas mehr Geradlinigkeit, Mut zur Drastik, Konsequenz, Radikalität. Es ist noch gar nicht so lange her, dass all dies die Inszenierungen in Frankfurt auszeichnete.

26.4.2019

26.4.2019

Es gibt sie, die seltenen Momente, in denen in der U-Bahn nicht nur Funksignale durch den Raum wabern und die herrschende Stille nur durch das entsetzliche Rattern und Quietschen der Wagen und die quäkende, aber unverständliche Lautsprecheransage unterbrochen wird. Nein, es wird dann und wann tatsächlich gesprochen. So heute auf dem Weg zur Oper, als ich Zeuge einer abendlichen Konversation zweier junger Menschen unterschiedlichen Geschlechts werden durfte und ob der Phonstärke gar nicht vermeiden konnte, den Inhalt des Gesprächs mitzubekommen.

Man konnte die Hormone praktisch erfühlen, die da den Raum zwischen den beiden erfüllten! Die junge Dame strahlte sie förmlich aus allen Poren aus in Richtung des jungen Mannes, der sich mit seinem amerikanischen Akzent nach allen Regeln der Kunst gegen die Umgarnung von gegenüber zu wehren versuchte, ohne zugleich unhöflich zu wirken. Immer schön freundlich antworten, immer ein Lächeln auf den Lippen; und doch kam für den unbefangenen Beobachter immer auch die Botschaft rüber, dass die Mühen der jungen Frau vergeblich sein dürften. Es ist schon erstaunlich, was sowohl verbal als auch nonverbal so alles an Subtext in einem solchen Gespräch übermittelt wird… Und als der junge Mann dann an der Hauptwache die Bahn verließ, setzte die junge Frau sich sogleich Kopfhörer auf, um musikhörend wieder in den normalen U-Bahn-Alltag zurückzukehren und der sie umgebenden Lebendigkeit Lebewohl zu sagen. Schade eigentlich.

25.4.2019

25.4.2019

Das Wort „Baustelle“ bezeichnet nach überlieferter Auffassung einen Ort, an dem gebaut wird. In Frankfurt findet man diese Orte leicht wegen der zahlreichen rot-weißen-Plastikgebilde, die die Baustellen vom übrigen Terrain abgrenzen. Darüber habe ich schon des öfteren geschrieben; doch darum soll es hier heute nicht gehen. Vielmehr frage ich mich, ob die Bezeichnung dieser Örtlichkeiten überhaupt treffend ist.

Ich komme im Tagesverlauf auf meinen Wegen oft an solchen „Baustellen“ vorbei, muss aber immer wieder registrieren, dass da nicht gebaut wird. Oder wenn, dann in minimalistischem Ausmaß. So zum Beispiel heute an der Riesenbaustelle der Main-Weser-Bahn, wo ja bekanntlich die seit 5 Jahrzehnten sehnlichst erwarteteten zusätzlichen Bahngleise erstellt werden. Oder eben erstellt werden sollen. Nachdem im ersten Baujahr in Ginnheim in einem Wahnsinnstempo immerhin bereits ein Schotterbett gelegt wurde, auf dem fast nur noch die Gleise fehlen, scheint es jetzt nahezu zu einem Stillstand gekommen zu sein. Heute drehte sich nur der Rammbohrer an der Ginnheimer Fußgängerunterführung, die ja verbreitert werden muss. Das ist ja schön, dass wenigstens der Bohrer bohrt. Warum dann allerdings ringsum nichts mehr getan wird, erschließt sich mir nicht. Es stehen massenweise Gerätschaften herum, die auch tätig werden könnten, aber eben nur herumstehen. Menschen habe ich übrigens fast keine gesichtet. Vielleicht bedarf auch das Wort „Bauarbeiter“ einer Aktualisierung…

16.4.2019

16.4.2019

Auszug aus dem Logbuch eines Bahnkunden: Dienstag, 16. April 2019, 7:00 Uhr: Der DB-Navigator-Verspätungsalarm meldet sich und informiert über den Komplettausfall des Zuges um 8:01 Uhr. Jetzt zeigt sich der unschlagbare Vorteil des frühen Aufstehens: Eine der von der DB angebotenen Alternativen fährt bereits um 7:50 Uhr ab; das ist mühelos zu schaffen, und dann komme ich sogar ein paar Minuten früher dort an, wohin ich will! Am Bahnhof meldet die DB eine kurze Verzögerung der Abfahrt um wenige Minuten. Der Bahnsteig ist voll, das Gleis bleibt leer – jetzt wegen einer Signalstörung. (Hatte ich doch schon vor einer Woche…) Der Alternativzug fährt dann doch erst 15 Minuten später ab. Die Verbindung in Mannheim ist nicht mehr zu erreichen. 45 Minuten Zwangs-Zwischenaufenthalt.

Erstaunlicherweise kommt der Zug, der mich von dort dann zum Zielort bringen soll, vorzeitig am Gleis an. Es geht also! Pünktliche Abfahrt garantiert jedoch noch nicht die pünktliche Ankunft, da dazwischen die Betriebsabläufe geschaltet sind, wie das in Bahn-Sprech heißt. Und wegen Verzögerungen im Betriebsablauf verkündet die Zugführerin dann nach einiger Zeit eine Verspätung von zehn Minuten mit dem merklichen Bedauern, dass leider einige Anschlüsse nicht erreicht werden. Das kommt davon, wenn man einen ICE nicht auf dem Schnellbahngleis fahren lässt, sondern auf der Warteschleife für die Güterzüge, weil ein solcher voraus auf dem Schnellbahngleis fuhr und erst das Ausweichgleis erreichen musste, damit der ICE ihn dann wieder auf dem Schnellbahngleis (das auf diesem Abschnitt eh das gleiche Gleis ist – es gibt pro Richtung halt nur eines) überholen kann. Alles in allem eine Stunde Verspätung und die erneute Erkenntnis, dass Bahnfahren länger dauert. Ach ja, Ähnliches geschah – natürlich – auch auf der Rückfahrt, die ebenfalls teilweise auf dem Regionalgleis zurückgelegt wurde. Manchmal sehnt man sich danach, dass Kindheitsträume in Erfüllung gehen. Wie hieß das damals – „Beam me up, Scotty“?

15.4.2019

15.4.2019

Nach längerer Pause suchte ich mal wieder das Crumble auf, um einen ebensolchen dort zu verspeisen (ja, ab und zu darf es auch mal was Ungesundes sein!). Nicht – wie früher – zur Mittagszeit, um den Kinderwagen-Geschwadern mit ihrem Anhang auszuweichen und auch, weil es dann dort viel zu laut für empfindsame Ohren und Nerven ist, sondern am Nachmittag, in der Hoffnung darauf, dass sich der Markt zu dieser Zeit etwas verlaufen haben möge und die Sinnes-Rezeptoren nicht ganz so sehr beansprucht würden.

Weit gefehlt; der Laden war voll, jeder Tisch war besetzt, und hätte nicht die Möglichkeit bestanden, trotz des unangenehmen Windes sich draußen zu platzieren, hätte ich schnurstracks wieder kehrt gemacht. So konnte ich allerdings die Erkenntnis gewinnen, dass das Crumble offenkundig sehr treue Kunden hat; Kunden, die dort schon hingingen, als sie noch studierten und die natürlich keinen vernünftigen Grund haben, da nicht mehr hinzugehen, auch wenn sie nicht mehr studieren. Den Hauch eines Studententreffpunkts verbreitet das ja noch immer, nur sind die Studenten jetzt eben aus dem Studentenalter raus. An den Tischen herrschten jedenfalls gedeckte Farben vor und die Häupter der Gäste waren zumeist – wenn überhaupt – von grauen Strähnen oder nur einzelnen Haarfäden bedeckt. Meines selbstverständlich inbegriffen. Ach ja; das waren noch Zeiten…

14.4.2019

14.4.2019

Kaffeebars gibt es in Frankfurt inzwischen wie Sand am Meer. Wohlgemerkt, ich meine nicht Cafés, wo man vor allem gemütlich sitzen und an seinem Kuchen oder gar einer Torte knabbern kann; dergleichen ist ja, wie vor längerem hier erwähnt, an Sonntagen in der Innenstadt sehr schwierig zu bewerkstelligen. Ich meine die Örtlichkeiten, in denen enthusiastische Barista edle Kaffeespezialitäten aus lokaler, womöglich sogar eigener Röstung zubereiten sowie auf jeden Fall natürlich fair getradet zur Verkostung anbieten.

So wunderbar es da duftet – ich liebe das Kaffee-Aroma, ja, ich könnte mich fast damit begnügen, diese Orte nur zum Schnuppern aufzusuchen -, so erschreckend ist es, dort immer wieder Zeuge barbarischen Tuns werden zu müssen. Kaum eine oder einer trinkt das Genuss-Getränk pur; im Gegenteil, es hat den Anschein, als sei die gesammelte Kundschaft süchtig nach aufgeschäumter Milch, die in Unmengen dem jeweils knapp den Tassen- oder Becherboden bedeckenden köstlichen Grundstoff des Getränks, nämlich dem Kaffee, beigemengt wird oder gar selbst den Hauptbestandteil des Getränks bildet. Ich habe das früher auch immer wieder mal probiert, als Cappuccino, als Latte Macchiato, aber genauso immer wieder mich vor Abscheu geschüttelt. Ich gehe doch nicht in eine Spezialrösterei, um mir den Einheitsgeschmack ultrahocherhitzter Milch reinzuziehen, der den Kaffeegeschmack nicht nur komplett überdeckt, sondern auch noch für sich genommen unerträglich ist! Gut, alle paar Monate mal ein Cortado; aber schon das ist eine Verirrung. Schwarz und pur, und selbstverständlich ohne alles, vor allem ohne Zucker! Eigentlich müssten die Barista Schmerzensgeld verlangen, wenn ihnen zugemutet wird, die von ihnen so liebevoll besorgte und zubereitete Köstlichkeit auf diese Weise zu degenerieren…

13.4.2019

13.4.2019

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich doch manches in Frankfurt verändern kann, der Stadt, in der nur allzu oft Anlass für die Vermutung besteht, hier werde sich so schnell nichts ändern. Doch manchmal wird man gleichsam mit dem Zeitraffer in die Gegenwart befördert, die sich so von dem unterscheidet, was an gleicher Stelle vor wenigen Jahren zu erleben war, dass man nicht glauben möchte, sich noch in Frankfurt zu befinden.

Das Gewerbegebiet zwischen Nieder-Eschbach, Bonames und Kalbach gibt ein beredtes Zeugnis von dem Tempo, in dem solche Veränderungen sich vollziehen können. Vor nicht allzu langer Zeit lag das Gartenzentrum „Sunflower“ noch allein an der Autobahn, zu erreichen über eine kleine Straße aus Richtung Kalbach oder von den „Golan-Höhen“, wie die Brennpunkt-Trabantensiedlung am Bonameser Berg im Volksmund genannt wird. Ein paar PKW-Stellplätze gab es damals. Und es war auch in erster Linie ein Gartenmarkt, in dem es Pflanzen, Erde und Utensilien zu erstehen gab, die der Gärtner so braucht. Wer heute dort hingeht, erreicht es über den vierspurigen Autobahnzubringer, stellt sein Auto (denn zu Fuß geht es nicht) im dreistöckigen Parkhaus ab und muss erst mal eine Café-Bar italienischen Stils und einen „Frischemarkt“ passieren, in dem die Garten-Endprodukte – aber bei weitem nicht nur diese – feilgeboten werden; kann sich dann auch noch entscheiden, ob zunächst das rechts liegende Restaurant oder die dahinter angesiedelte Vinothek aufgesucht oder ob nicht doch besser gleich der eigentliche Zweck des Besuchs im riesigen Pflanzenareal erfüllt werden soll. Indoor und Outdoor, selbstverständlich. Es gäbe aber auch die Wellness-Etage im oberen Stockwerk… Und vor allem: Felder sieht man von dort schon gar nicht mehr. Auf einer Seite entstand das Sport-Leistungszentrum, und ringsherum sind die typischen Gewerbecontainer aufgestellt worden, die man aus Gebieten dieser Art eben so kennt. Unendlich viele, kaum überschaubar. Lichtblick an der Ecke: In einem kleinen Verkaufspavillon, Würfelgröße, kann Käsekuchen in vielfältigen Variationen für die heimische Kaffeetafel erworben werden. Der kommt zwar aus dem Schwarzwald, schmeckt aber frisch und sahnig. Da denkt man nicht zweimal drüber nach und verzichtet auf den Trunk im Sunflower. Auch wenn man nicht ins Gewerbegebiet gefahren ist, um Käsekuchen zu kaufen…

12.4.2019

12.4.2019

Gleich neben der Hauptwache kann der nächste Schauplatz in Augenschein genommen werden, auf dem erneut herumgebosselt wird (siehe Kaleidoskop vom 11.4.2019). Die Neugestaltung von Rathenau- und Goetheplatz nach dem Bau der Tiefgarage vor mehr als zehn Jahren gefällt immer noch nicht. Zwar scheint nun endlich die Errichtung eines der von Frankfurter Politikern so geliebten Gemischtwaren-Pavillons im nördlichen Teil des Platzes sozusagen „vom Tisch“ zu sein, welch ein Glück; doch immer noch als anstößig wird der ach so graue Kiesbelag im mittleren Teil des Platzes empfunden, der die Schnurbäume umrahmt. Die mögliche Abhilfe kann jetzt von jedermann besichtigt werden – man hat drei Flächen nebeneinander probeweise mit den in Betracht gezogenen Belägen ausgestattet.

Das Positivste an dieser Maßnahme ist noch das Versprechen, spätestens im Mai seien die Frankfurter Wahrzeichen, die rot-weißen Bauzäune, wieder verschwunden. Schön, dass dann wieder ein Platz genossen werden kann. Aber mal ehrlich: Was ist denn so hässlich an dem bisherigen Kies, dass er gegen neuen Kies ausgetauscht werden müsste, über dessen ästhetische Wirkung natürlich genauso gestritten werden kann? Offenkundig gibt es in Frankfurt keine wirklich drängenden Probleme, wenn man sich so viel Zeit und Mühe für den Belag einer vielleicht 200 Quadratmeter großen Fläche nimmt. Ich könnte in der unmittelbaren Umgebung, erst recht aber im angrenzenden Bahnhofsviertel gleich im Dutzend Plätze und Örtlichkeiten benennen, die eine Sanierung (und damit verbunden vielleicht sogar eine ästhetische Aufwertung) gut vertragen könnten. Aber nein, ein Gesamtkonzept wird im Römer nicht verfolgt; da geht es nur um Symbolpolitik.

11.4.2019

11.4.2019

Zu den typischen Eigenheiten der Frankfurter Stadtpolitiker zählt die Unzufriedenheit mit dem, was sie beschlossen und verwirklicht haben. Nie passt es wirklich, und so geht, kaum dass ein Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde, regelmäßig schnell das Nachdenken los, wie man es denn doch noch so hinkriegen könnte, dass es gefällt.

Manche Verbesserungswünsche sind durchaus nachvollziehbar, wie etwa das Trachten nach einer Aufhübschung der Hauptwache, immerhin des zentralen Platzes der Stadt, jedenfalls in der Neuzeit. Diese Bemühungen gehören seit langem quasi zum Standardrepertoire des gemeinen Stadtverordneten, hat doch der Umbau 1968 zu einem vergleichsweise monströsen Krater in der Stadt geführt, der die Passanten in den Untergrund zwingt, der seinerseits schlimmer als jede Drachenhöhle daherkommt. Doch ist außer einer kosmetischen Operation vor längerer Zeit dabei nicht sonderlich viel herausgekommen, und jetzt erfährt man auch, warum: Die VGF, also die Betreiberin der U-Bahn, ist Herrin des Gesamtbauwerks, doch die fürchtet die Folgekosten, die aber ohnehin auf sie zukommen werden, und sie kann wohl Verkehr betreiben, nicht aber Flächen adäquat organisieren. Ob es letztlich doch irgendwann einmal dazu kommen wird, dass aus dem Loch um das historische Gebäude herum wieder ein Platz werden wird, steht in den Frankfurter Sternen, und die sieht man bekanntlich wegen der herrschenden Lichtverschmutzung nicht. Der Grundfehler liegt aber in der Orientierung früherer Verkehrspolitik an dem Grundsatz, Fußgänger und Straßenbahn unter die Erde zu verbannen, damit oben das Automobil freie Fahrt hat. Umgekehrt wäre es selbstverständlich sinnvoller gewesen; aber darauf zu hoffen, endlich einmal die Verkehrsplanung vom Kopf auf die Füße zu stellen, dürfte sich als utopisch erweisen.