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Monat: Oktober 2019

28.10.2019

28.10.2019

Über den Heddernheimer Strukturwandel gibt es im Kaleidoskop schon einiges zu lesen. Er setzt sich kontinuierlich fort, ohne dass Begeisterung angebracht wäre.

Ist es noch verschmerzlich, dass die ehemalige Weinhandlung gegenüber dem auch nicht gerade als städtebaulicher Höhepunkt anmutenden Marktplatz dem Blumenstübchen gewichen ist, welches zuvor 100 m weiter südlich an zentralerer Stelle seine Pflanzen anschaulich feilbot, so ziehen sich angesichts der neuen Inhaber der Räume der ehemaligen italienischen Bäckerei die Mundwinkel automatisch von selbst herab. Wer Anhänger der traditionellen chinesischen Medizin ist und sich auch noch gern massieren lässt, wird sich freuen, wird doch gerade dies dort nunmehr angeboten. Zu einer Belebung der schon vormals nur wegen der Bäckerei nicht gänzlich „toten“ Straße wird dies freilich kaum beitragen können. Aber das interessiert die Hauseigentümer ja nicht im Geringsten. Warum die Bäckerei fortgejagt wurde, ist jetzt allerdings etwas näher zu erschließen. Solange es nur um Rendite geht, werden auch die Großstadtviertel außerhalb des Stadtzentrums nach und nach verkümmern.

27.10.2019

27.10.2019

Vor Eckenheim muss man, vom Preungesheimer Bogen kommend, allerdings erst einmal durch Preungesheim. Na klar. Der Stadtteil wird durchzogen von der Homburger Landstraße, die ja bis zum Frankfurter Berg führt. Früher eine der vielen Verkehrsadern der Stadt, die von allen Seiten sternförmig Richtung Innenstadt führten und auf denen der Verkehr ob des engen Straßenprofils, wie das im Technokratendeutsch heißt, mehr dahindümpelte als brauste. Unerträglich war er gleichwohl. Die Verlagerung auf mehrspurig ausgebaute Sammelstraßen (wie hier die Gießener Straße) führte zu einer deutlichen Beruhigung der alten Ortszentren – im umfassenden Wortsinn, denn zuweilen scheinen die vormals belebten Straßen wie ausgestorben. Der Mangel an Autoverkehr (der so stark wiederum allerdings auch nicht ist; die Blechkutschen werden schon regelmäßig bewegt) ist natürlich das Angenehme; unangenehm freilich fällt auch das Aussterben sonstiger örtlicher Infrastruktur auf. Wo früher Bäcker, Metzger und andere Gewerbetreibende sich um die Versorgung der Bewohner kümmerten und auch für lebhaften Fußgängerverkehr sorgten, sind heute außer dem einen oder anderen Discounter oder zuweilen türkischen Lebensmittelgeschäften nur noch randständige Läden oder Kioske – die beliebten Trinkhallen – verblieben.

Es gibt aber auch immer wieder Lichtblicke. Auf meiner Suche nach Kaffeegenuss (und zwar einem solchen der nicht-altdeutschen Art) wies Google mir den Weg zu einem Café, zentral an der Homburger Landstraße gelegen, das zugleich auch – zumindest in den Abendstunden – als Bar fungiert, was ohne weiteres die sonst für ein Café etwas absonderlichen Öffnungszeiten (bis 3 Uhr nachts) erklärt. Hausgebackener Kuchen erinnerte an meine Erfahrungen mit Mutters Backkünsten und der doppelte Espresso ließ es an nichts fehlen. Und sitzen konnte man sogar draußen in der Nachmittagssonne. Vermutlich wäre dieser Standort ohne den Ausbau der Gießener Straße nicht möglich gewesen… Also – ein Hoch auf den Strukturwandel!

26.10.2019

26.10.2019

Der Preungesheimer Bogen war vor 20 Jahren (ungefähr; so genau kann ich mich nicht erinnern) nach langer Untätigkeit und entsprechenden Versäumnissen der Stadtverwaltung (die angesichts der Wohnungsnot heute schlimmer denn je spürbar sind) das erste größere Wohngebiet, das in Frankfurt nach dem Bau der Nordweststadt und der Siedlung Am Bügel in Bonames – auch bekannt als die „Golan-Höhen“, heute der soziale Brennpunkt schlechthin, der der Ahornstraße in Griesheim schon lange den Rang abgelaufen hat – erschlossen und bebaut wurde. Eine Tour mit dem Fahrrad führte mich dorthin und offenbarte: Nicht nur die Zeiten ändern sich…

Wie gesichtslos, beliebig und uninspiriert doch damals gebaut wurde, und doch galt die Siedlung als Vorzeige-Projekt für stadtnahes Bauen. Umgeben vom bogenförmigen Verlauf der A 661, Pate für den Namen, pflanzte man hier recht einförmige, seelenlose 0815-Bauten in den Boden, entlang viel zu enger Straßen, die heute an beiden Seiten von einer unendlichen Menge Blech gesäumt sind. Der zentrale Gravensteiner Platz versucht noch, Ortsmitte zu sein, und ist doch architektonisch und gestalterisch schlicht misslungen. Immerhin – die Menschen tummeln sich dort, vermutlich in Ermangelung von Alternativen. Wie immer in neuerer Zeit ist der Platz von Supermarkt und Kettendrogerie eingerahmt; nicht zu vergessen die ebenso obligate Eisdiele. Auf der Rückfahrt genieße ich die engen Gassen Eckenheims. Da ist zwar weniger los, doch die dörfliche Struktur gibt Halt.