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Monat: Mai 2020

26.5.2020

26.5.2020

Der Monat ist fast vorbei und endlich naht auch das Ende der Bauarbeiten auf dem gegenüberliegenden Grundstück – ein Musterbeispiel dafür, wie in Deutschland Baurbeiten funktionieren und die Auftraggeber regelmäßig mehr Geld kosten als veranschlagt. Natürlich weiß ich das auch aus eigener leidvoller Erfahrung vor knapp 20 Jahren; aber es scheint sich nichts geändert zu haben. Pünktlich zum Beginn der Corona-Krise, also Anfang März, wurde das nachbarliche Grundstück mit den üblichen Gerätschaften vollgestellt, unter anderem einen heute nicht mehr wegzudenkenden Minibagger, auf dem die Bauarbeiter so gern spielen. Schon nach kurzer Zeit war die gesamte Einfahrt zur ohnehin nicht genutzten Garage nicht mehr passierbar, weil ein großer Haufen ausgebaggerten Erdreichs dort zwischengelagert wurde. Der Belagerungszustand begann.

Hatte ich mich in der ersten Zeit noch gewundert, dass die Bauarbeiten – zunächst unsichtbar, nämlich hinter dem Haus – scheinbar normal vonstatten gingen (abgesehen davon, dass die beiden Bauarbeiter zeitweise Mundschutz trugen), so stellte sich doch nach zwei Wochen der erwartete Corona-bedingte Stillstand ein. Die Osterfeiertage verbrachten die Hausbewohner gleichsam in einer schützengrabenähnlichen Festung, nach allen Seiten von Erdhaufen, Werkzeug und Baustellengerätschaften umgeben. Kaum möglich, ins Haus zu gelangen; und glücklicherweise regnete es fast nicht, sonst hätte das Haus nur über Matschwege erreicht werden können. Das war dann noch schlimmer als zuvor das Tagwerk der Werktätigen zu beobachten, die die überwiegende Zeit des Arbeitstages beim Pausieren verbrachten… tätig schien auch immer nur einer der beiden zu sein, Kippe regelmäßig im Mund; aber die meiste Zeit ging für’s Ausruhen und Beobachten drauf. Ich habe ja nix gegen Ruhepausen; nur wenn sie mehr Zeit einnehmen als die Arbeit selbst, dann ist da etwas nicht im Lot. Nach mehreren Wochen nahmen die Arbeiter dann doch irgendwann wieder ihre Tätigkeit auf, verlagerten sie auf die Straßenseite – und es wurde sichtbar, dass es um das Isolieren der Kellerwände ging, das nunmehr, fast drei Monate später, endlich vollendet zu sein scheint. Der Bagger ist jedenfalls verschwunden. Nun, die Arbeiten auf der Vorderseite gingen schneller voran als gedacht, immerhin. Dennoch – es könnte sich die Frage stellen, ob die mögliche künftige Heizkostenersparnis diese vermutlich irre Investition rechtfertigt…

18.5.2020

18.5.2020

Die Schreibpause war gekennzeichnet vom gespannten Warten auf die erhofften Ankündigungen von Lockerungen des allgemeinen Lockdowns. Das öffentliche Leben war ja zwischenzeitlich fast zum Erliegen gekommen. Allerdings – ich habe die damit einhergehende Ruhe und Entschleunigung genossen. Selten war es so entspannend, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren (ja, ich bin eben nicht nur im Home-Office): fast kein Autoverkehr. Das einzige, was in den Weg kam, waren die Kinder im Säuglingsalter, deren eifrig-ehrgeizige (und natürlich auch an sich selbst denkende) Eltern meinten, Fahrradfahren sei schon was für Zweijährige. Wenn ich da nicht höllisch achtgab, hätte es Kollisionen gegeben.

Heute verstieg sich jedoch die FAZ angesichts der ersten Restaurantbesuche vieler Menschen am Wochenende nach Wochen der erzwungenen Enthaltsamkeit – bei herrlichem Wetter – und der damit einhergehenden augenscheinlichen Feier-Stimmung gar zu der Einschätzung, Frankfurt atme so etwas wie „mediterranes Flair“. Nun, da haben wir sie wieder, die typisch Frankfurter Großmäuligkeit. Haben Sie schon mal zum Beispiel in der Adalbertstraße einen Kaffee getrunken? Das geht, immerhin; aber auch bei blauestem Himmel stellt sich da alles Mögliche ein, nur nicht mediterranes Flair, es sei denn, dieses sei vorrangig dadurch gekennzeichnet, dass die wenigsten der Passanten und Schlenderer über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen. Mit „Flair“ verbinde ich aber mehr. Gelassenheit, Muße, Schönheit des öffentlichen Raums – das gehört mindestens dazu. Na dann schauen Sie sich mal die Frankfurter Straßen an… Mediterran mögen die „Diagonal“ in Barcelona oder selbst noch der Boulevard Haussmann in Paris sein; der alte Hafen in Marseille oder die Promenade von Sitges sind es allemal – aber die Adalbertstraße, die Zeil, selbst die Schweizer Straße?? Das einzig Mediterrane ist dort derzeit lediglich das schöne Wetter. Der Rest atmet urdeutsche Alltagsmentalität, die niemandem das Herz aufgehen lässt.