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Monat: Februar 2021

27.2.2021

27.2.2021

Haben die Wahlvorschläge zur Wahl der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung einen Umfang erreicht, der den Wähler schwindlig werden lässt, so gibt es auf der anderen Seite findige Köpfe, die eine Schneise durchs Dickicht der politischen Programmatik schlagen und dem Wähler bei seiner Entscheidung so gut es geht behilflich sein wollen. Nicht erst seit dieser Wahl gibt es den sogenannten Wahl-O-Mat; aber gerade in der Kommunalwahl mit den überaus zahlreichen Wahlvorschlägen scheint diese Einrichtung sinnvoll zu sein, um in Erfahrung zu bringen, welchem dieser Vorschläge nun jeder selbst inhaltlich am nächsten steht.

Dies ist zumindest der Anspruch, und so beantwortet man gern und in der Hoffnung auf Erleuchtung die gut 40 Fragen, die an den Aussagen der Parteilisten orientiert sind und deren Beantwortung die Wahlentscheidung programmatisch legitimieren soll. Am Ende der Befragung darf man noch die Vergleichsgruppe wählen, also die Listen, an denen die Auswertung vorrangig orientiert sein soll; die übrigen kommen aber in der abschließenden Aufstellung auch zum Zug. Und siehe da: Der Wahl-O-Mat bestätigt in der Auswertung meiner Antworten meine Präferenzen, die ich auch ohne ihn gehabt hätte. Liege ich darum mit meiner Wahlentscheidung richtig, oder auch nur passender? Weit gefehlt. Ein Blick auf die Liste aller Wahlvorschläge und die Passgenauigkeit im Hinblick auf meine Antworten zeigt: Für alle (wirklich alle!) Listen kommt eine Kongruenz in einem Bereich von 63 bis 78 Prozent heraus, will heißen: Meine Antworten finden in deren Programmatik jeweils in diesem Ausmaß eine inhaltliche Entsprechung. Das betrifft sowohl die von mir ohnehin favorisierten Parteien als auch diejenigen, die ich nie wählen würde. Was folgt daraus? Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor! Nicht ganz – immerhin weiß ich jetzt, dass keine der Parteien es mir zu mehr als 78 % recht machen kann; bei der Themenvielfalt kein Wunder. Aber auch das wusste ich schon. Also – doch das Bauchgefühl entscheiden lassen…

26.2.2021

26.2.2021

Dieses Jahr ist wieder ein Wahljahr. Als erstes dürfen wir in gut zwei Wochen die Demokratie auf der kommunalen Ebene praktizieren: Stadtverordnete und Ortsbeiratsmitglieder werden gewählt; doch was vordem – und jahrzehntelang – eine ganz einfache Sache war, entpuppt sich so langsam als ein Labyrinth des Grauens, welches insbesondere das Fassungs- und Handlungsvermögen älterer Mitbürger vor große Herausforderungen stellen dürfte. Das ist keineswegs diskriminierend gemeint, sondern erfahrungsgeprägt – wie oft musste ich in den Zeiten, als ich selbst noch regelmäßig als Mitglied von örtlichen Wahlvorständen fungierte, dafür sorgen, dass die Wahlkabinen nur allein – und nicht ehepaarweise – aufgesucht wurden, und das eben vorwiegend bei Personen jenseits der 70…

Die heute ins Haus geflatterten Stimmzettel (in Corona-Zeiten wird natürlich vorzugsweise per Brief gewählt) sind nicht nur rein physisch wahre Ungetüme. Name an Name und Liste an Liste reihen sich da, der Zettel erreicht aufgefaltet Tischplattengröße, aber das Schlimmste: Man hat 93 Stimmen, die man auf einzelne Kandidaten verteilen kann (bloß nicht verzählen!), aber auch auf eine der mehr als 20 Listen. Das ist zwar einerseits ganz nett, weil man auch Personen wählen kann, die man mag, die aber auf der Liste einer Partei stehen, die man nicht mag. Andererseits stellt sich die Frage, ob damit nicht doch des Guten zuviel versucht wird. Das Kumulieren und Panaschieren mag ein Vergnügen sein, wenn die Kandidaten persönlich bekannt sind, wie etwa auf dem Land oder in Kleinstädten, wo man – außer derzeit – am Stammtisch in der örtlichen Kneipe mit den Mandatsträgern auf ein Bier sitzen und die kommunalen Probleme hin- und herwälzen kann. Haben Sie das in Städten wie der Heimat des Kaleidoskops schon mal praktiziert? Mir jedenfalls saß weder Herr Feldmann noch sonst eine gewichtige Person des öffentlichen Lebens irgendwo irgendwann zum Plausch gegenüber, und wer kennt die zu Wählenden denn überhaupt von Angesicht zu Angesicht? Und wenn Hunderttausende Wahlberechtigte von Herzen jeweils 93 separate Kreuze machen, dann Gnade den Stimmenauszählerinnen und -auszählern! Dass so etwas dann tatsächlich irgendwelche nennenswerten Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Stadtverordnetenversammlung oder die von den Parteien beschlossene Reihenfolge auf den Listen sollte haben können, müsste noch nachgewiesen werden. Mehr Demokratie wird damit jedenfalls nicht gewagt.

21.2.2021

21.2.2021

Auch wenn uns die Pandemie nun ziemlich genau ein Jahr beschäftigt und umfassende Besserung kaum in Sicht ist – und auch wenn im Kaleidoskop in diesem Jahr vor allem das Positive betont werden soll: Auch Corona kann in diesem Sinn noch etwas abgewonnen werden; zugegeben: nur wenig. Aber immerhin: Wenigstens sorgt der „Lockdown“ für eine späte, sozusagen nachgezogene Wiederherstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland, machen doch nun auch wir Westdeutschen die Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn man ständig anstehen muss, um etwas zu bekommen. So endete der gestrige Ausflug in den Vorspessart mit einem Besuch der wunderschönen Altstadt von Seligenstadt und einem gleich viermaligen Erlebnis in Wartepositionen. Das begann bei der Überfahrt von Bayern aus per Fähre, da erst die Mittagspause des gestressten Fährmanns abgewartet werden musste, setzte sich fort bei der Konditorei, wo der erste Happen den leeren Magen füllen sollte, und dann, schon deutlich länger, bei der Döner-Bude mit einer Google-Bewertung von 4,7 und fand seinen Höhepunkt vor der Eisdiele mit Waren aus hundertprozentig biologischen Zutaten; hier musste die Vorfreude mehr als 20 Minuten genossen werden und die Schlange ging um die Straßenecke. Kein Wunder bei dem Frühlingswetter…

Der Wochenendausflügler mag zwar die mit der Warterei verbundene Entschleunigung auf das Lebhafteste begrüßen, zumal wenn der Aufenthalt in der Schlange mit einem Sonnenbad verbunden ist. Keine Hektik, wann hat man das schon mal… Aber die Warterei lässt das Hirn ins Arbeiten kommen, wie das halt bei funktonierenden Hirnen so üblich ist. Und dann gerät die Muße in Gefahr: Schon an der Sinnhaftigkeit der Verwendung des schrecklichen Begriffs „Lockdown“ kommen angesichts des bunten Treibens am Samstagmittag gehörige Zweifel auf: Die Frankfurter Zeil ist normalerweise nicht weniger belebt. Als vollends der Nachvollziehbarkeit entzogen erweisen sich aber die ganzen Maßnahmen der letzten Zeit. Warum soll es nicht erlaubt sein, in einer Gaststätte zu speisen, in der die Hygieneregeln beachtet werden, wenn massenhaft Menschen in Schlangen an Eisdielen anstehen, weil die ebenfalls die Regeln einhalten und nur maximal 2 Personen gleichzeitig bedienen? Warum dürfen Profifußballer sich jubelnd in den Armen liegen und Trainer miteinander mehr als engen Körperkontakt pflegen, Zuschauer aber nicht im gehörigen Abstand auf den Tribünen anwesend sein, natürlich nicht ohne Maske? Von dem Verbot der Ausübung von Sport in der Gruppe ganz zu schweigen – der ganze Breitensport geht vor die Hunde, während der Profifußball gehätschelt wird und wir in der Schlange vor der Eisdiele über die ganze Ungereimtheit der von unseren Politikern und Virologen erdachten Maßnahmen nachdenken können. Zum Glück hat endlich die Warterei ein Ende und kann der Magen – im benachbarten Klosterhof, begleitet von Klängen eines dort sitzenden Trompeters – mit zwei Riesenkugeln Eis und der obligaten Sahnehaube gefüllt werden. Das bringt das Hirn dann doch zur Mäßigung…

13.2.2021

13.2.2021

Alternative Energiequellen zum Heizen haben ihre Tücken. So mag zwar der Einbau einer Pellets-Heizung das beruhigende Gefühl verschaffen, sich von der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Gas oder Öl verabschiedet zu haben, wie es bei mir seit 2005 der Fall ist. Aber die damit verbundenen zusätzlichen Herausforderungen sollten nicht geringgeschätzt werden. Wenn etwa nicht höllisch aufgepasst wird, dass der Brennstoffvorrat so langsam zur Neige geht, kann es ein böses und vor allem kaltes Erwachen geben – weil die Heizung nächtens ihren Betrieb eingestellt hat: Es gab nichts mehr, was verfeuert werden konnte.

Kommen dann noch grandiose Wetter-Kapriolen hinzu, nimmt das Desaster katastrophale Züge an. Die versprochene, dringlichst erwartete Pellets-Lieferung fiel kurzfristig aus, da der Fahrer des Transports im eisglatten Vogelsberg sich der Länge nach hinlegte und ins Krankenhaus musste. Das moralisch gebotene Mitgefühl mit dem Betroffenen wurde leider durch den Umstand begrenzt, dass schnellstmöglich nach Ersatz Ausschau gehalten werden musste; und das im sogenannten Lockdown – wo sollen auf die Schnelle die Pellets herkommen, wenn die Ersatzlieferung erst in einer Woche zu erwarten sein wird? Das Lager ist bis auf den Boden leer, die Pellets-Schnecke sucht verzweifelt nach Füllstoff und erfrieren möchte der an die Umwelt denkende Hausbesitzer deshalb nun auch nicht gern. Zum Glück haben die Baumärkte die Zeiten der Pandemie zu nutzen gewusst und bieten die Möglichkeit der Online-Reservierung; nur abholen muss man das Zeug noch physisch. Und das mehrmals, da die Limousine kein 7,5-Tonner ist. Bei Schnee und Eis… Und selbst die Nachricht, dass in dem einen Baumarkt der Vorrat bis auf 2 (nutzlose) Säcke aufgebraucht ist, vermag mich nicht mehr zu erschrecken – zum Glück ist Heddernheim in jeder Himmelsrichtung von Baumärkten umgeben, die nicht nur alle Pellets im Angebot haben, sondern auch der Pandemie trotzen. Dass zuguter- oder -schlechterletzt dann noch die Autobatterie ihren Dienst versagte, was einen Defekt der Servolenkung und die Unmöglichkeit der bestimmungsgemäßen Nutzung des eigenen PKW zur Folge hatte, konnte auch nur für kurze Zeit für Schrecken sorgen. Wozu gibt es denn Ersatzfahrzeuge? Hat mittlerweile jede gut kalkulierende Autowerkstatt im Portfolio. Dennoch: Ich mache – auch als Atheist – drei Kreuze, wenn der Winter vorbei ist!

12.2.2021

12.2.2021

Der „Lockdown“ – ich habe diesen Zustand langsam satt – verändert augenscheinlich auch das Warenangebot. Liebhaber französischer Backwaren werden nicht nur „Baguette Jeanette“ in Bornheim kennen, wo (immer noch) original französisches (importiertes) Baguette erstanden werden kann (der Betreiber stammt aus Frankreich), sondern wohl auch „La Maison du Pain“, ehedem mit mehreren Filialen in Frankfurt anzutreffen, jetzt unter diesem Namen nur noch in Sachsenhausen nahe dem Schweizer Platz. Ins Leben gerufen hatte diese Kopie französischer Boulangerien die frühere Bäckerei Meyer, auch in Frankfurt beheimatet gewesen, aber wegen zum Himmel stinkender (un)hygienischer Umstände in der Backstube in Rödelheim dann vor Jahren geschlossen worden. Nach der Insolvenz wurden die Maison-Filialen verpachtet, geschlossen oder unter anderem Namen weitergeführt.

Die Filiale in Sachsenhausen verkörperte noch als letzte nicht nur das französische Flair, sondern garantierte auch einen ebensolchen Geschmack der Backwaren, bei zugegeben sehr gehobenen Preisen. Diese waren die angebotenen Produkte freilich immer noch wert. Heute gilt das insbesondere für das Baguette nicht einmal mehr im Ansatz. Es sieht leider schon so aus, als hätte es die Wiener Feinbäckerei geliefert, bei der auch nur der Name noch einigermaßen vielversprechend klingt, und schmeckt dann auch noch so. Eben wie typisch deutsche Versuche schmecken, Weißbrot (typisch deutsches Weißbrot) dadurch französisch erscheinen zu lassen, dass es in die Baguette-Form gepresst wird. Mehr als das hat dieses Backwerk, das nach nichts schmeckt, dann auch nicht zu bieten. Schein ist nicht Sein, und erklären kann ich mir dieses (immer noch teure) geschmackliche Fiasko nur mit der Vermutung, dass wohl Liefermöglichkeiten schlicht weggebrochen sind. Und insoweit unterstelle ich, getreu dem diesjährigen Motto, nur Positives. Schlimmer wär’s, wenn dies alles auf einer Absicht des Betreibers beruhte…

11.2.2021

11.2.2021

Die Menschen sind nicht mehr da. Ich meine damit: Sie leben nicht im gegenwärtigen Moment. Sie sind abwesend, beschäftigt, zerstreut. Meist den Blick starr am Bildschirm des Mobiltelefons, selbst wenn sie unterwegs sind, die Straße überqueren oder – am Steuer einer Straßenbahn sitzen.

Heute früh konnte ich das an der Endhaltestelle der Linie 16 in Ginnheim sozusagen hautnah erleben. Der Fahrer hatte noch kurze Zeit seine Pause; der Fahrtanzeiger am Bahnsteig kündete aber die Abfahrt der Bahn in einer Minute an. Wer diese Haltestelle und ihre Tücken kennt (die Bahn darf nur über eine Ampelregelung in die Straße einfahren, und bis die – auf Handsteuerung per Schlüssel, wie vorsintflutlich – reagiert, dauert es gefühlte Ewigkeiten), weiß, dass es nun an der Zeit wäre, auszusteigen und den Ampelregler zu betätigen, sonst verzögert sich die Abfahrt unendlich. Doch im Fahrerstand tut sich nichts. Ich sehe nur die Beine des Fahrers, lässig übereinander geschlagen, ansonsten gibt es nicht die geringste Bewegung. Die Uhr läuft weiter, Minuten verrinnen, ohne dass sich in der Kabine etwas tut. Schon mehrere Minuten nach der planmäßigen Afahrt kommt auf dem Nachbargleis die dritte U-Bahn an, da geht ein Ruck durch den Fahrer, er legt – klar – das Handy nieder und geht langsam zum Ampelregler und dreht dort den Schlüssel um. Passagiere eilen zur Straßenbahn, wollen mit ihr weiterfahren. Sie haben Glück, dass die Ampel immer noch nicht reagiert hat, sonst stünden sie – wie sonst oft – vor verschlossenen Türen an der abfahrbereiten Straßenbahn. Heute ausnahmsweise nicht; sie kommen noch mit. Aber soll deswegen dem Spielen am Mobiltelefon ein Loblied gesungen werden?

10.2.2021

10.2.2021

Mal wieder gibt es Nachrichten zu der Planung der Verlängerung der U-Bahn-Linie U 4. Die Kosten-Nutzen-Bewertungsanalyse, die der Entscheidung über die Wahl einer der vielen Varianten vorgelagert ist, hatte immerhin das erfreuliche Ergebnis, dass alle Varianten sich „rentieren“ (nach den Maßstäben der Analyse) und darum auch von Bund und Land finanziell gefördert werden können. Die FAZ jubelt, aber ich glaube, dafür ist es noch zu früh.

Denn wenn alle Varianten aus Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten jedenfalls so geeignet sind, dass sie finanziert werden können und auf die Stadt nur die restliche Kostenlast von 10 % zukommt, ist zu befürchten, dass jetzt erst richtig das Hauen und Stechen um die „richtige“ Linienführung losgehen wird. Die Grünen haben sich ja schon länger dahin positioniert, dass die Grundwasserströme unter dem Grüneburgpark, deren Verlauf freilich keiner kennt (ja, es kommt darauf an, einfach mal schutzwürdige Belange zu behaupten; dann wird sich schon irgendwas finden lassen, auch wenn die U-Bahn in einem fast 20 m tiefen Tunnel dahinfahren wird), der vom Verkehrsdezernenten favorisierten Linienführung unter dem Park entgegenstehen könnten. Die Mehrheitsverhältnisse in der Stadtverordnetenversammlung wie auch die anstehende Wahl lassen befürchten, dass da noch lange gezackert werden wird, wenn nicht wie weiland nach Begründung der ersten schwarz-grünen Koalition im Römer die falscheste Lösung gleich beschlossen wird, ohne Vernunft walten zu lassen. Na ja, mich kümmert’s minder, ich brauche keine U-Bahn-Station direkt auf dem Uni-Campus, meine Studienzeit war noch durch Straßenbahnen an der Bockenheimer Warte geprägt. Aber die heutigen und künftigen Studenten müssen es ausbaden. Und nicht nur sie.

5.2.2021

5.2.2021

Verglichen mit den Zuständen während des ersten „Lockdowns“ im vergangenen Jahr und der Zeit kurz danach hat sich Routine eingestellt. Masken werden getragen, Abstände meistens eingehalten und beim Niesen wird in die Ellenbeuge geschneuzt. Am auffälligsten zeigte sich die Routine in der Schlange der vor dem „Aroma“ am Adlerflychtplatz wartenden Menschen. Die ist zwar fast 20 Meter lang und reicht fast bis zum Nachbarkiosk, aber nur, weil sich vor Frankfurts bester Falafel-Bude die Menschen an die markierten Abstandslinien halten. Nun, bei Sonnenschein (in der Tat – ich berichte von gestern) kann man es da auch für die nicht gerade kurze Wartezeit ganz gut aushalten. Es dauerte mehr als 20 Minuten, bis die Bestellung aufgegeben werden konnte.

Im letzten Sommer war das noch anders – da ballten sich die Wartenden trotz Geltung der AHA-Regeln in einem Klumpen vor der Theke, was nach Berichten Wartender die Nachbarn am Vortag herausgefordert und zu einem Anruf bei der Polizei animiert hatte, die daraufhin erstmal Abstände hergestellt haben soll. Ist ja schön, wenn das nun alles von allein passiert, und aus Gesundheitsgründen ist Abstandhalten nur zu begrüßen. Aber unschön war die Spitzelei und Verpetzerei allemal. Da wurden sicherlich auch andere Motive als nur die Sicherung der Gesundheitsstandards verfolgt. Nachbarn regen sich ja gern über alles Mögliche auf. Wenn Lärm im Spiel ist, kann man dafür Verständnis aufbringen; aber eine ruhige Warteschlange hungriger Menschen? Möge uns ein Vordringen des Spitzel- und Denunziantentums erspart bleiben!

4.2.2021

4.2.2021

Wenn nach gefühlt einem Jahr mal wieder die Sonne vom blauen Himmel lacht und der Wind nur ein laues Lüftchen statt feuchter Tropfen ins Gesicht weht, ist das ein willkommener Anlass, die Natur in und um Frankfurt herum aufzusuchen. Und es gibt ja Außerordentliches zu bestaunen: Die sonst so träge dahindümpelnde Nidda ist zu einem fast reißenden Strom angeschwollen, und wo man – jedenfalls im nördlichen Teil zwischen Harheim und dem Eschersheimer Wehr – im Sommer schon manche Kraft aufbringen muss, um ein Kanu in Bewegung zu setzen, müsste man heute mit aller Kraft dagegenhalten, um nicht von den Strudeln in die Tiefe gezogen zu werden.

Ja, da hat sich auch am Ufer manches verändert. Dort, wo vor drei Jahrzehnten die durchgehend schräge Böschung im Ingenieurwinkel von 45 Grad den totalen Kanal-Eindruck verfestigte und den Fluss in ein Korsett zwang, das ihn jeder Fluss-Eigenschaft letztlich beraubte, haben die Fluten nun Raum, auf ihrem Weg zum Main großflächig innezuhalten und die Nidda – zumindest an dieser Stelle – als ursprünglich erscheinen zu lassen. Im Berkersheimer Bogen und von dort bis zum Bonameser Altarm – alle tiefer gelegten Flächen sind überschwemmt; die Bäume ragen aus dem Wasser, in dem ihre Stämme fast meterhoch stehen. Inmitten des (ja!) Stroms fließen die Wasser brausend schnell, zum Ufer hin jedoch immer gemächlicher, am Rand kommen sie fast zum Stillstand. Wäre da nicht das regelmäßige Surren der S-Bahn auf den höher liegenden Bahngleisen, man könnte glauben, irgendwo in der Wildnis zu sein. Renaturierung hat ihren Sinn!

1.2.2021

1.2.2021

Längeres Warten vor der Tanksäule; ein Auto steht dort. Einige Zeit passiert gar nichts – vermutlich ist der Fahrer beim Zahlen im Geschäftsraum. Doch dann entsteigt dem Miniwagen ein Mann mittleren Alters, Handy in der Hand, steckt das Gerät langsam in seine Jackentasche und begibt sich seelenruhig zur Zapfsäule, um den Tankvorgang zu starten. Zum Glück ist die Säule nebenan gerade freigeworden. Mein Hinweis an den Fahrer, dass die Plätze vor der Tanksäule nicht zum Parken und Telefonieren gedacht sind, wird mit üblen Beschimpfungen beantwortet.

Beim Biomarkt 500 m weiter versucht eine Dame mittleren Alters, ihren SUV in die kleine Lücke am Straßenrand vor dem Laden zu quetschen. Ok, da ist ein Parkplatz markiert. Aber der Wagen ist offenkundig eine Nummer zu groß dimensioniert; Madame kommt einfach nicht in die Lücke rein, und als sie es nach zähem, langem Bemühen dann doch geschafft hat, schütteln zahlreiche Fahrer, die gezwungen waren, den Vorgang mitzuverfolgen, weil kein Platz zum Vorbeifahren war, ungläubig ihre Köpfe. Muss ich erwähnen, dass es hinter dem Haus einen großen Parkplatz für die Biomarkt-Kunden gibt? Aber jeder Schritt ist einer zuviel, da parkt man doch lieber direkt vor dem Eingang. – Beiden Vorgängen liegt eine Grundhaltung zugrunde: Was interessieren mich meine Umgebung, meine Mitmenschen? Gedacht wird nur noch an sich selbst.