4.2.2021
Wenn nach gefühlt einem Jahr mal wieder die Sonne vom blauen Himmel lacht und der Wind nur ein laues Lüftchen statt feuchter Tropfen ins Gesicht weht, ist das ein willkommener Anlass, die Natur in und um Frankfurt herum aufzusuchen. Und es gibt ja Außerordentliches zu bestaunen: Die sonst so träge dahindümpelnde Nidda ist zu einem fast reißenden Strom angeschwollen, und wo man – jedenfalls im nördlichen Teil zwischen Harheim und dem Eschersheimer Wehr – im Sommer schon manche Kraft aufbringen muss, um ein Kanu in Bewegung zu setzen, müsste man heute mit aller Kraft dagegenhalten, um nicht von den Strudeln in die Tiefe gezogen zu werden.
Ja, da hat sich auch am Ufer manches verändert. Dort, wo vor drei Jahrzehnten die durchgehend schräge Böschung im Ingenieurwinkel von 45 Grad den totalen Kanal-Eindruck verfestigte und den Fluss in ein Korsett zwang, das ihn jeder Fluss-Eigenschaft letztlich beraubte, haben die Fluten nun Raum, auf ihrem Weg zum Main großflächig innezuhalten und die Nidda – zumindest an dieser Stelle – als ursprünglich erscheinen zu lassen. Im Berkersheimer Bogen und von dort bis zum Bonameser Altarm – alle tiefer gelegten Flächen sind überschwemmt; die Bäume ragen aus dem Wasser, in dem ihre Stämme fast meterhoch stehen. Inmitten des (ja!) Stroms fließen die Wasser brausend schnell, zum Ufer hin jedoch immer gemächlicher, am Rand kommen sie fast zum Stillstand. Wäre da nicht das regelmäßige Surren der S-Bahn auf den höher liegenden Bahngleisen, man könnte glauben, irgendwo in der Wildnis zu sein. Renaturierung hat ihren Sinn!