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Monat: Mai 2022

12.5.2022

12.5.2022

Baustellen – ein Markenzeichen dieser Stadt – haben auch etwas Gutes, vor allem, wenn sie verschwinden. Eine verschwundene Baustelle verhinderte in den vergangenen Wochen das Durchkommen von der Hügelstraße über die Raimundstraße zum Marbachweg. Die Fahrbahndecke wurde erneuert, und heute konnte ich erstmals auf der neu aufgebrachten, fast schwarzen Teerdecke mit dem Rad in die Stadt fahren und erstaunlichen Komfort genießen. Nein, das ständige Geholpere mit Vorder- und Hinterrad wegen Unebenheiten des alten Straßenbelags erfreute nicht wirklich. Umso schöner, dass das nun vorbei ist?

Ungetrübt war das Fahrvergnügen freilich nicht. Die Straße wurde – vermutlich aus finanziellen Gründen – nur einer sparsamen Renovierung unterzogen: Es wurde nicht etwa von Grund auf auch das Fundament erneuert, sondern der neue Belag wurde einfach auf den alten draufgelegt. Und da kommen die unzähligen Anschlüsse an Kanalisation und Wasserversorgung zur für den Radfahrer unangenehmen Entfaltung. Alle paar Meter finden sich – vorzugsweise in dem für die Radfahrer markierten Bereich – kreisrunde kleinere und größere Vertiefungen im Asphalt, die Schlaglochcharakter haben und bei hoher Geschwindigkeit gefährlich werden können, wenn man versuchte, mittig über sie hinwegzufahren, ganz abgesehen von den Schäden für Reifen und Gestänge. Man ist schon gezwungen, um sie herumzufahren, um Schlimmeres zu vermeiden! Die Verantwortlichen scheinen dies erkannt zu haben, denn die Vertiefungen wurden jeweils an den Rändern sanft abgeschliffen, damit der Fall nicht so abrupt ist. Aber der Höhenunterschied ist schon deutlich. Wieder mal nur eine halbe Sache…

8.5.2022

8.5.2022

Es ist Wochenende; die Sonne strahlt vom Himmel – Ausflugswetter pur, und außerdem lockt das Waldstadion zum letzten Heimspiel der Bundesliga-Saison. Alle konnten es ahnen, nur der VGF ist es aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund verborgen geblieben. Die U-Bahn ist brechend voll: Kinderwagen en masse, weil es Familien aus mir nicht einsichtigen Gründen in die Innenstadt zieht; Fahrräder in gleicher Weise und natürlich die schwarz-weiß gekleideten Fangruppen.

Das Ganze ist ein Ärgernis, hat aber Tradition. Mit Liebe zur Historie pflegen die für den Fahrbetrieb Verantwortlichen die Kleinstadtidylle aus lange vergangener Zeit, als es nur Straßenbahnen im bestenfalls Viertelstunden-Takt gab. Da wurden – und so geschieht es auch heute täglich aufs Neue – zum Ausklang des sogenannten Berufsverkehrs die Abstandszeiten zwischen den Bahnen gedehnt und Züge gekürzt, indem Wagen abgehängt wurden. Und am Wochenende konnte man von Glück sagen, wenn die Bahnen nicht nur alle Stunde fuhren. Es erschließt sich mir nicht, aus welchen Gründen die VGF an diesem Schwachsinn festhält und auch an Tagen wie diesen weder „normale“ Taktzeiten pflegt noch wenigstens Züge in „normaler“ Länge fahren lässt. Die Knauserigkeit feiert Urständ; es muss augenscheinlich Mangel geschaffen werden, damit die Leute nicht etwa auf die Idee kommen, Fahrten mit der U-Bahn seien etwas Angenehmes. Machen nur volle Züge, in denen die meisten stehen müssen, das VGF-Feeling aus?? Den gesellschaftlichen Wandel ignoriert dieses Unternehmen ebenso wie den Bedeutungswandel, den der öffentliche Nahverkehr erfahren hat: Man fährt eben nicht mehr nur zur Arbeit mit der Bahn. Anstatt sich darüber zu freuen und den Passagieren durch adäquate Anpassung des Angebots zu danken, wird einem mit dem typischen Frankfurter „Ätsch!“ die Freude am Fahren verleidet. Ach ja – und da war doch noch was – Covid-19 – Abstandsregeln… alles Schnee von gestern?

2.5.2022

2.5.2022

Nicht um einen Zielkonflikt, sondern um einen schlichten Konflikt handelt es sich, wenn man die Entscheidungsfreiheit hat, ob eine Postfiliale aufgesucht werden soll. Ich versuche das möglichst zu vermeiden, was schon deshalb recht einfach erscheinen mag, weil viele Postleistungen mittlerweile online abgerufen werden können, vor allem aber, weil es eigentlich gar keine Postfilialen mehr gibt. Ja, gelegentlich stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch eine Post gibt – insbesondere angesichts einer zunehmenden Zahl von Tagen, an denen der Briefkasten leerbleibt, während er dann an Folgetagen auch schon mal überquillt, weil sich der Zusteller endlich mal wieder aufgerafft hat, seiner Arbeit nachzugehen. Zu finden sind noch jede Menge „DHL-Shops“, an die die Post ihre Arbeit abgedrückt hat und in denen allerdings nicht nur Pakete, sondern auch Briefsendungen aufgegeben und Briefmarken erstanden werden können, also doch klassische Postdienstleistungen, für die es eben früher das Postamt gab. Außerdem kann man der Postbank in einer ihrer wenigen Filialen einen Besuch abstatten, weil auch diese sich eher als Gemischtwarenladen darbieten und im Auftrag der Deutschen Post – die gibt es tatsächlich noch – ebenfalls solche Leistungen anbietet. Aber halt – die ehemals quasi-hoheitlichen Handreichungen, wie zum Beispiel die Bestätigung der Authentizität meiner Unterschrift unter ein offizielles Schreiben, die gibt es nicht im DHL-Shop; dazu muss man tatsächlich zur Postbank. Und in einem solchen Fall ersetzt den Konflikt die Katastrophe.

Nicht nur, aber insbesondere für den Besuch der Postbank im Nordwestzentrum muss man vorsichtshalber nicht nur einen ganzen Tag reservieren; man sollte auch einen Tag wählen, an dem man nicht mit dem linken Fuß aufgestanden ist und auch sonst über ein sonniges Gemüt verfügt. Täglich grüßt die Schlange der zahlreichen Wartenden schon weit vor dem Eingang zur Hölle. Hat man diesen passiert, heißt das noch lange nicht, dass das Ende des Wartens absehbar sei. Die Postbank hat sich eines Vorbilds aus dem letzten Jahrhunderts besonnen und ahmt mit Erfolg den realsozialistischen Alltag im Osten Deutschlands nach. Ein Wunder, dass Arbeitsabläufe im modernen und so effizienten Deutschland tatsächlich noch so gestaltet werden können, dass ein Aufenthalt vor dem Schalter als schmerzensgeldpflichtig qualifiziert werden muss. Heute waren tatsächlich deren zwei geöffnet – aber nur kurz, bevor dann eine Schalterangestellte den Laden dichtmachte und eine Viertelstunde Daten in den PC eingab, ohne die wartende Meute auch nur eines Blickes zu würdigen. Kunden? Das kann ja wohl nicht wahr sein. Dateneingabe geht vor. Derweil mühte sich der zweite Schalterbedienstete, einer hoch in den Achtzigern stehenden Dame eine Kontoeröffnung und die Funktionsweise einer PIN für die Girocard näherzubringen. Das war auch nach den 45 Minuten meiner Wartezeit noch im Gange, so dass ich nicht beurteilen kann, ob der Vorgang erfolgreich zu Ende gebracht werden konnte. 45 Minuten für eine Bestätigung einer Unterschrift. Portugiesische Fahrkartenschalter sind dagegen Expressabfertigungen.

1.5.2022

1.5.2022

Ein Zielkonflikt anderer Art: Wofür soll die Stadt das Geld ausgeben, das sie nicht hat? Der finanzielle Zustand der Kommune ist beklagenswert; seit Jahren ist der städtische Haushalt defizitär und Besserung ist nicht in Sicht. Und dennoch wollen Stadt- und Stadtteilpolitiker ihre jeweilige Klientel immer von Neuem mit Wohltaten beglücken, so wie sie es schon immer getan haben und worin sie augenscheinlich den tieferen Sinn kommunalpolitischen Handelns sehen. Das ist an sich legitim – wenn es denn Wohltaten sind, deren Notwendigkeit, vor allem aber deren Nutzen außer Frage steht und die gegenüber anderen Ausgaben vorrangig sind.

Und da stellt sich angesichts der erkennbaren aktuellen Prioritäten eben doch die eine oder andere Frage. Die Planung und der Bau von Wohnungen (siehe Kaleidoskop vom 30.4.) dürften dieses Kriterium erfüllen. Zweifel sind angebracht, wo es um Luxusausgaben geht. So soll etwa – dies wurde vor kurzem im zuständigen Ortsbeirat verhandelt – der Riedbergplatz neu gestaltet, nämlich vor allem begrünt werden. Nun, das ist sicher keine Riesen-Investition, aber auch das kostet Geld. Und da fragt sich der interessierte Stadtbürger, ob dieses nicht an anderer Stelle sinnvoller – und dringlicher! – investiert werden müsste. Zum Beispiel im Zentrum der Stadt, dessen Mittelpunkt – die Hauptwache und der Platz um sie herum – nachgerade nach Umbau und Verschönerung schreit! So ein schreckliches Sammelsurium von Hässlichkeiten findet sich in kaum einem Zentrum einer anderen deutschen Stadt, und die deutschen Städte sind ja bekanntlich ohnehin nicht der Inbegriff ästhetischer Architektur und Gestaltung. Da gehört schon einiges dazu, diesen Grad an Un-Ästhetik zu unterbieten, und das auch noch gleich um Längen. Hier wären also dringend Maßnahmen angebracht, die durchaus auch etwas mehr kosten dürfen, während der Begrünung eines Platzes in einem Satelliten-Vorort, der sowieso schon durchgehend begrünt ist, in der Nachbarschaft von Feldern und Streuobstwiesen liegt und dessen Mitte eine durchgehende großzügige Parkanlage ziert, sicher nicht die Priorität zugemessen werden kann, die ihr die Einwohner – legitimerweise – zumessen. Aber darüber zu entscheiden ist eben Aufgabe der dafür gewählten Politiker, und denen scheinen die Kriterien vernünftiger Abwägung abhanden gekommen zu sein. Das seelische Wohlergehen der Menschen ist hier, anders als in den Gartenanlagen am Wasserpark, nicht in Gefahr: Hier geht es nicht um Bewahrung der Ursprünglichkeit, sondern schlicht um Stadtreparatur in einem Gebiet, dass ihrer nun wirklich nicht bedarf. Die Situation an der Hauptwache hingegen stellt kein Luxusproblem dar, sondern erfordert dringend kommunalpolitisches Handeln.