19.11.2021
Der November ist dunkel in diesem Jahr. Die Endzeit des Jahres kommt diesmal in ihrem üblichen Gewand daher, anders als in den vergangenen Jahren. Was sich nicht ändert, ist das alljährlich zu dieser Zeit beginnende Ausschwärmen der Bettlerscharen im Frankfurter Straßenraum. Allein auf der kurzen Strecke zwischen der Straßenbahnhaltestelle und der nicht einmal 400 m entfernt liegenden Arbeitsstätte kann es passieren, dass ich drei- oder viermal von ersichtlich nicht aus Deutschland, vermutlich aber dem EU-Raum stammenden und mit Pappkartons ausgerüsteten Personen in ungelenker Schrift um eine milde Gabe gebeten werde. Vorzugsweise vor der Sparkasse, weil die Menschen dort ja bekanntermaßen mit viel Geld herauskommen. Beliebt sind aber auch jedwede Eingänge von Supermärkten.
Es mag sein, dass diese Menschen nicht auf der Sonnenseite des Lebens beheimatet sind. Klar ist aber, dass es nicht durchweg die individuelle Not sein dürfte, mit der der Passant hier konfrontiert wird. Es ist ja auch nicht so, dass durch eine Gabe diese Not gelindert werden würde. Die wird vielmehr abends in der Organisation abgerechnet und abgeliefert. Es fällt jedoch auf, dass es jedes Jahr die gleichen Gesichter sind, die einen da mit flehenden Augen angehen. Auf die Massierung, in der dies mittlerweile stattfindet, hat die Stadt augenscheinlich keine Antwort.