29.3.2019
Reisen bildet. Dieser etwas abgegriffene Spruch ist so wahr wie er alt ist. In anderer Umgebung entdeckt der Reisende natürlich zunächst einmal die neuen Dinge. Ihre Wahrnehmung ermöglicht aber auch Vergleiche mit bislang gewonnenen Erkenntnissen und bekannten Dingen, die daheim das Leben schwer – oder auch leicht, je nachdem – machen können. Vor allem aber: Spätestens bei der Heimkehr nimmt der Zurückkehrende Bekanntes noch einmal schärfer, fokussierter, vielleicht gnadenloser wahr, und es kann in neuem Licht erscheinen oder verglühen.
Auf dem Luftweg kommt man schon gar nicht direkt nach Frankfurt zurück, sondern muss erst noch durch ein Fegefeuer. Das beginnt schon beim Landeanflug, wenn die Stimme der Stewardess eine Außenposition statt eines Gates verheißt, was die Erinnerung an verlängerte Aufenthalte im bereits stehenden Flugzeug wegen des nicht kommen wollenden Bodenfahrzeugs wachruft. Glücklicherweise ist der Flughafen so groß, dass die Chance besteht, doch noch ein gerade frei gewordenes Gate zu erwischen. Der Weg zur Gepäckausgabe zieht sich dann ebenso wie die Warterei auf die Ausgabe; da war der Flughafen am Startort bei der Ankunft dort wesentlich angenehmer. Der eigentliche Schock wartet dann allerdings am Bahnsteig des Regionalbahnhofs. Zwar reizt Frankfurt mit dem Luxus einer direkten S-Bahn-Verbindung mitten ins Herz der Stadt; das ist aber mittlerweile kaum noch der Rede wert, bieten diesen Service doch die meisten anderen Flughäfen auch. Doch man muss schon das Glück haben, nicht allzu früh vor der nächsten Abfahrt dort hinzugelangen, denn auch vor die Zugfahrt hat die Fahrplangestaltung des RMV zunächst mal wieder das Warten gesetzt. Kein Wunder, dass der Bahnsteig schnell so voll wird, dass man nicht mehr die Gleise sehen kann. Wenigstens bleibt einem so der Anblick auf die schaurige Baustelle auf dem Mittelbahnsteig erspart, auf dem auf etwa 300 m Länge immerhin zwei Arbeiter ihrem Tagwerk nachgehen. Aber wahrscheinlich dient auch das nur der homöopathisch dosierten Vorbereitung der Besucher, damit diese nicht, sind sie endlich einmal in die Stadt gelangt, ob der Wahrnehmung Frankfurter Realitäten daran zu zweifeln beginnen, ob das Flugzeug sie tatsächlich in der richtigen Stadt ausgesetzt hat und sie sich nicht im angestrebten Paradies, sondern in einer Hölle befinden. Ja, rot/weiß sind eben die Frankfurter Farben, nicht nur im Stadtwappen!