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Monat: November 2020

16.11.2020

16.11.2020

Wasserspeiende Wasserwerfer waren mal wieder in Frankfurt zu sehen. Querdenker und Gegendemonstranten lieferten sich ein Stelldichein in der Innenstadt. Die Polizei hatte klare Kante angekündigt und sie hat Wort gehalten.

Was soll das Ganze? Es hat noch lange nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, masken- und abstandslos durch die Straßen zu marschieren. Ebensowenig zeugt es von politischer Reife, dem Haufen quer Denkender dadurch Paroli bieten zu wollen, dass man wie wildgewordene Kindergarteninsassen gegen sie schreit. Genau das wollen die Queren ja; sie wollen provozieren und so dazu beitragen, dass alles schön aus dem Ruder läuft und die Straße nass wird. Es geht um Aufmerksamkeit, es geht um Mütchen kühlen; um gezielten Regelverstoß, weil ja nur das so schön kitzelt; nur geht es nicht um sachliche politische Auseinandersetzung. Schlimm nur, dass weder die Behörden noch im Streitfall die Gerichte erkennen, welchen Bären sie sich da aufbinden lassen. Hier das Grundgesetz ins Feld zu führen und dem gezielten Rechtsbruch, der gezielten Provokation erst die Bühne zu verschaffen, ist realitätsfremd und – mit Verlaub: dumm.

3.11.2020

3.11.2020

Wehret den Anfängen, möchte man rufen. Aber wir sind schon mittendrin. Der Planet geht zugrunde, während wir immer noch dabei sind, die Spaßgesellschaft zu pflegen und nur daran zu denken, wie wir weiterhin möglichst viel für uns herausschlagen können. Angemessenes Verhalten in Zeiten von Corona? Klimaschutz? Solidarität? Toleranz? Gerechtigkeit? Das sind Aspekte und Werte, die scheinbar kaum noch jemanden interessieren, geschweige denn von einer Mehrheit verfochten würden.

Es sind banale Kleinigkeiten, die sich indes zu einem Gesamtbild fügen. In Wiesbaden – freie Fahrt dem Auto; in Frankfurt – Verzögerungen bei der Planung der Fortsetzung der U-Bahn-Linie U4 (pikanterweise verursacht durch Extra-Wünsche der Grünen, die sich auch diesmal wieder als zuverlässige Klientel-Partei zugunsten des großbürgerlichen Milieus erweisen); Randale auf der Zeil vor Beginn der Lockdown-Phase; in der Wetterau – Bau eines riesigen Logistik-Zentrums für eine bekannte Supermarkt-Kette auf wertvollem, bislang landwirtschaftlich genutztem Boden… Die Liste ließe sich unendlich fortführen. Und allüberall diese vorwiegend jungen Wutbürger, für die etwa Eier auf Polizisten werfen nur ein spielerisches Vergnügen ist oder die mit ihrer Verhohnepipelung der Maskenpflicht nur ihre pubertäre Aufmüpfigkeit ausdrücken. Protest ging früher anders und hatte vor allem Berechtigung. Heute wird er von vielen als Bühne für narzisstische Selbstdarstellung missbraucht; auch eine Form von Hedonismus. Leider mischen da aber auch noch andere mit, die diese Anlässe nutzen, ihre nicht mehr verdeckten radikalen Umtriebe in die Öffentlichkeit zu brüllen. Man kann keiner Demo mehr trauen. Am besten, man bleibt zuhause. Ist ja eh Lockdown.

2.11.2020

2.11.2020

Das war’s nun mit den Plänen, in Wiesbaden eine City-Bahn zu bauen. Bis nach Mainz und ins Taunus-Umland sollte sie reichen, Pendlerströme aufnehmen und einen Beitrag leisten, die qualvollen Zustände auf den Straßen der Landeshauptstadt zu beseitigen. Ich konnte es vor einer Woche hautnah erleben: Dichteste Enge in den Bussen (und das zu Corona-Zeiten, wahrlich unglaublich), obwohl im Vergleich zu Frankfurt ein durchaus dichter Abfahrtstakt gilt; dickster Abgas-Mief auf den Hauptverkehrsadern (und nicht nur da), und die Autofahrer kommen kaum voran. Wer das so weiterhaben will, kann nicht recht bei Trost sein. Und doch: Gestern haben über 60 % der an einem Bürger-Entscheid teilnehmenden Einwohner den Plänen eine Absage erteilt, eine moderne Schienenbahn zu bauen.

Sind wir wieder im 20. Jahrhundert angekommen? Gibt es keinen Klimawandel, keine Verkehrsprobleme? Soll immer und immer wieder die alte Litanei runtergebetet werden, dass alles dem privaten PKW unterzuordnen sei?! Von den politischen Parteien hat insbesondere die FDP sich die Ablehnung der City-Bahn aufs Panier geschrieben. Aber wie waren noch deren karge Wahlergebnisse?? Das kann dieses Abstimmungsergebnis nicht erklären. Da hat sich vermutlich eine merkwürdige Koalition von vornehmlich saturierten Bürgern weidlich ausgekotzt. Hier dürfte es nicht um Stadtbilderhaltung gegangen sein, sondern um Durchsetzung des immer noch beliebten Mottos: Freie Fahrt dem SUV! Platz da, hier kommen (nur) wir! Das Schlimmste daran ist: Die ach so volksfreundlich daherkommende Möglichkeit des Bürgerentscheids lockte sage und schreibe nur um die 46 % der abstimmungsberechtigten Bürger aus dem Hinterzimmer hervor. Zwei Drittel davon sind gerade mal 30 % aller Abstimmungsberechtigten. Ein Skandal – eine klare Minderheit verhindert den Bau eines zukunftsweisenden Projekts, nur weil der Rest zuhause bleibt! Wenn das Schule macht, geht die Demokratie wirklich zugrunde. – Was das alles im Frankfurter Kaleidoskop zu suchen hat? Nun, jetzt kann sich Herr Oesterling in den Ring werfen, um für Frankfurt die Millionen des Bundes und des Landes abzugreifen, die schon lange für die Wiesbadener gebucht waren. Angekündigt hat er es immerhin schon. Bargeld kann man immer brauchen! Möge das Geld Frankfurter Verkehrsprojekten dienlich sein; dann hätte diese Schande wenigstens einen positiven Effekt.

31.10.2020

31.10.2020

Einen Tag vor dem angekündigten „Lockdown Light“ – dem sprachlichen Erfindungsreichtum sind offenkundig keine Grenzen gesetzt – mutet die Innenstadt an wie eine Kurstadt. Jedenfalls am Vormittag. Schon die U-Bahn füllte sich auf dem Weg zur Hauptwache wie sonst nur an hohen Feiertagen – sehr ungewöhnlich für einen Samstag, der ja sonst zum Familien-Einkaufstag mutiert ist. An der Hauptwache, erst recht aber in den Nebenstraßen wähnt man sich in der Haupt-Urlaubszeit; fast könnte man die Passanten zählen. Und welche Ruhe über der Stadt liegt…

Der so ermöglichte Bummel (im wahrsten Wortsinn) ließ Raum für Verweilen und Entdecken, ja Genießen. In der Altstadt keine Touristen, dafür Muße zum Kaffeegenuss. Selbst im Cafe Karin noch freie Plätze, wann gab’s das denn zuletzt? Am deutlichsten aber wurde die veränderte Stimmung in den Fachgeschäften, die es ja neben den Kaufhausgiganten auch noch gibt – was der Vowinckel für die Bastler, ist der Wächtershäuser für die Zunft der Strickenden und Nähenden. Wenig Betrieb ermöglicht freundliche Beratung und Dienst am Kunden, wie man ihn jedenfalls bei Kaufhof oder Karstadt schon lange vermisst. Und das dann auch noch im Gruselkostüm, aus gegebenem Anlass. Halloween hat auch nette Seiten!