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Monat: Februar 2019

28.2.2019

28.2.2019

Hab ich letztens vom Kreischen der Sägen gesprochen, als signifikantes Begleitgeräusch in dieser Jahreszeit, so muss ich entsetzt vermelden, dass das noch gar nichts war im Vergleich zu dem, was in den letzten Tagen entlang der Rosa-Luxemburg-Straße geschah. Da kreischten nicht die Sägen; da walzten baggerähnliche Ungetüme des Nachts, aber auch in den Tagesstunden das Straßenbegleitgrün in einer Weise nieder, dass diesem wie auch dem erschrockenen Passanten Hören und Sehen verging. Bäume wurden nicht abgesägt oder fachmännisch gestutzt, sondern schlicht auf niedriger Höhe abgesenst, auf dass der Stumpf noch sichtbar in den Himmel rage, aber aller Äste beraubt. Das war kein zivilsiertes Baumpflegen mehr, das war eine Vernichtungsaktion.

So was habe ich bisher noch nicht miterlebt. Aber die Menschheit ist ja zu vielem fähig, wenn es darum geht, Ratz-Fatz-Aktionen möglichst effizient zu gestalten. Dem Wachstum der Bäume muss Einhalt geboten werden, damit nicht eines fernen Tags mal ein Ästchen sich auf die Straße verirrt und einen Unfall heraufbeschwört. Ok – im Grunde kann man nichts gegen Unfall-Vorsorge einwenden. Nur die martialische Art und Weise, in der das hier praktiziert wird, gibt denn doch zu denken. Da wird der Mensch zum bedenkenlosen (Reiß-)Wolf. Könnte man sich eigentlich die Frage stellen, warum man denn nicht gleich nur Rhododendron oder andere Sträucher pflanzt, die nicht so hoch wachsen, oder es, wie anderenorts sehr beliebt, nicht bei Stiefmütterchen belässt?

27.2.2019

27.2.2019

Nicht ganz so verwunderlich wie die breite Verankerung der närrischen Umtriebe in der modernen Welt (siehe Kaleidoskop vom 24.2.) erscheint die nahezu in Stein gemeißelte hohe Bedeutung, die der Kunstform „Oper“ für das kulturelle Leben in unseren Tagen immer noch zukommt. Dem fast überall – mit Ausnahmen – praktizierten permanenten Aufkochen eines Eintopfs immer derselben Werke mit ihren zumeist antiquierten, längst überholten und angesichts der heutigen Verhältnisse zuweilen lächerlichen Themen sowie einer teils jahrhundertealten Musik liegt aber wohl die Sehnsucht nach einer – gewiss idealisierten – „schönen Kunst“ und dem sinnlichen Erlebnis zugrunde, das die im Idealfall gelungene Harmonie von Musik, Gesang und Darstellung in grandioser Weise bieten kann.

Kann, aber nicht muss. Zum grandiosen Gesamtkunstwerk gehört eben mehr als die Versammlung herausragender Stimmen und guter Musiker. Zeichnete sich die Frankfurter Oper in den – leider lange zurückliegenden – Jahren unter Gielen und Zehelein insoweit gerade wegen provokant-tiefgründiger Inszenierungen als Schrittmacher einer den modernen gesellschaftlichen Verhältnissen adäquaten Aufführungspraxis aus, konnte sie in den Folgejahren – und bis heute – daran immer wieder nur sporadisch und auf einzelne Aufführungen beschränkt anknüpfen. Es gibt sie, diese Höhepunkte; aber sie verstecken sich in einem zugegeben extrem mannigfaltigen Gesamtprogramm, in dem sich keine „Handschrift“ wiederfindet außer derjenigen, musikalische Darbietungen auf äußerst hohem Niveau zu bieten. Das ist beachtlich, und doch enttäuscht gerade im Hinblick darauf die teilweise groteske Nachlässigkeit, mit der die Personen beauftragt werden, die das Ganze in Szene setzen sollen. Ergebnis dessen sind einerseits Perlen wie etwa Verdis „Stiffelio“, vor ein paar Jahren meisterhaft inszeniert von einem hierzulande unbekannten Australier, oder Brittens „Billy Budd“, andererseits aber auch grandiose Fehlleistungen wie die „Trojaner“ oder zuletzt „I Puritani“, bei denen hilflose Regisseure mit dem Sujet der Werke und den in Frankfurt gegebenen technischen und intellektuellen Möglichkeiten rein gar nichts anzufangen wussten. Wenn nunmehr für die „Macht des Schicksals“ der Rassismus als – in der Inszenierung dann auch noch am Beispiel der USA bebildertes – Kernthema in den Vordergrund gerückt wird, bleibt dies letztlich genauso banal wie seinerzeit die Betonung der Bedeutung der weiblichen Hauptfiguren als Ergebnis der gedanklichen Durchdringung des Werks durch die Regisseurin der „Trojaner“: Das sind Aspekte, die in den Werken angelegt sind; aber sie allein tragen die inhaltliche Botschaft nicht. Die innere Zerrissenheit der Handelnden, ihre Gefühlskonflikte, verursacht durch den angenommenen Zwang, gesellschaftlichen Konventionen genügen zu müssen – das sind viel umfassendere und zugleich mehr in die Innenwelt zielende Konflikte, die durch die Fokussierung auf ein eher im Außen bleibendes „Hauptthema“ verengt und durch eine plakative Bebilderung eben nur illustriert, aber nicht künstlerisch durchdrungen werden. Kommt hinzu, dass die Abarbeitung der Rassismus-Thematik am Beispiel der USA mittlerweile ein alter Hut ist. Da gäbe es andere aktuelle und viel provokantere Beispiele. Die Faszination eines Gesamtkunstwerks kann so – jedenfalls für mich – nur in wenigen Szenen aufkommen, und im zweiten Teil nimmt sich unwillkürlich der Gähnreflex seinen Raum.

26.2.2019

26.2.2019

Habe ich morgens einen Termin in der City und schüttet der Himmel weder Schnee, Hagel noch Regen über der Stadt aus, gönne ich mir meistens einen kleinen Gang an der frischen Luft. Wenn die Innenstadt erwacht, herrscht auch hier noch ruhige, gemächliche, erwartungsfrohe Atmosphäre, die an Sonnentagen wie heute noch stimmungsvoller wirkt. Im Innenhof des Römers begegnet mir selbst schon zu dieser frühen Stunde eine Gruppe erkennbar asiatischer Reisender, denen vermutlich gerade eine historische Lektion über den Kaisersaal erteilt wurde und die nun in Richtung Römerberg und Altstadt weitereilen.

Beginnend am Willy Brandt-Platz, ist es auch ein Weg durch die Architekturgeschichte der Nachkriegsära, der binnen weniger Minuten, gleichsam im Zeitraffer, auf drastische Weise die ganze Palette Frankfurter Planung und Bauweise illustriert. Zunächst vorbei an den einfallslosen, kühl-geradlinig emporragenden Gebäuden, die in extremer Verdichtung auf dem ehemaligen Degussa-Gelände errichtet wurden und in denen jeder Sonnenstrahl schlicht verschluckt wird; dann – im Anschluss an das historische Gebäude des Karmeliter-Klosters mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte, eine trefflich restaurierte Augenweide – werden die nüchternen, rein zweckmäßigen und auch äußerlich billigen Wohn-Zeilen aus den fünfziger Jahren passiert, mit denen Frankfurt in Konkurrenz zu Städten wie Hildesheim oder Teilen von Kassel steht – großstädtisch wirkt hier nichts; und zuletzt dann der Römerberg als Tor zur Altstadt. Hier kann man morgens noch jeden Löffel fallen hören. Ein verweilender Blick über das Oval des Platzes zeigt: Mit dem neuen Historischen Museum ist den Planern tatsächlich eine stimmungsvolle Arrondierung gelungen, die die Öffnung zum Main hin angemessen verengt und einen wirklichen Raum entstehen lässt, aber auch als Bauwerk einen gelungenen Akzent setzt – und zudem noch ästhetisch aussieht. Und dann setzt auch noch das mächtige Dom-Geläut ein… Ja, Frankfurt hat jetzt doch so etwas wie ein Herz.

25.2.2019

25.2.2019

Das sonnige Hochdruckwetter der letzten Tage hat eine besondere Wirkung. Über der Stadt liegt eine nahezu unwirkliche Ruhe. Beim gestrigen Spaziergang entlang der Nidda schon deutlich wahrzunehmen – kein Laut dringt von den benachbarten Schnellstraßen ans Ohr; dafür hört man jede Schwimmbewegung der Enten auf dem Fluss mit mikroskopischem Detailreichtum: Geräusche vereinzeln sich und schweben durch die Luft. Und die Ruhe dringt in den Körper und führt zu meditativer Tiefenentspannung.

Auch heute noch, zum Beginn der neuen Woche, setzte sich das fort, selbst in urbanerer Umgebung. Am Bornheimer Uhrtürmchen herrscht frühmorgens zwar noch winterliche Kühle, doch die Atmosphäre hat schon fast Sommercharakter. Auch hier herrscht vor allem Ruhe, und was liegt dann näher, als ein Frühstück bei einem französischen Maitre Boulanger/Patissier einzunehmen und sich auch mental nach Frankreich zu beamen… Die Croissants und Baguettes sind „origine francaise“ (man verzeihe die nicht originale Schreibweise, aber ich finde die Taste für das nötige Sonderzeichen nicht), und auch der Kaffee schmeckt wie in Nancy oder Strasbourg, eben französisch. Das kann nicht ohne Nachtisch abgehen, die Patisserie-Theke ist zu verlockend!

24.2.2019

24.2.2019

Wir befinden uns in der Hochzeit der Fassenacht. In Klaa Paris, wie Heddernheim dieser Tage nur noch genannt wird, tobt der Bär. Herren- und Damen-Sitzungen wechseln sich mit Kreppelkaffee und Bällen ab, wo die Narren tanzen. Und heute war mitten am Tag das traditionelle Gardetreffen am Clubhaus. Da kommen die Garden von nah und fern (bis aus dem Odenwald!) zusammen und vertreiben sich – wenn’s Wetter schön ist – auch draußen die Zeit bei Grillwurst und natürlich erheblichen Mengen hochprozentiger Flüssigkeit.

Schon als Kind habe ich gestaunt über die stattlichen Herren in ihren ordenverzierten Uniformen, vor allem aber über die Narrenkappen. Heute erstaunt mich eher, dass es das alles immer noch so gibt. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Lustiges Treiben ist das eine; warum nicht. Aber diese Parallelwelt, die da in aller Regelhaftigkeit und hierarchischen Struktur nachgebildet wird, wo das Patriarchat noch verherrlicht wird und wo sogar der Humor verordnet ist… und die doch nur dem Zweck dient, nach allen Regeln der Kunst die Sau rauszulassen – muss sowas im Jahr 2019 wirklich noch sein oder lassen sich nicht vielleicht doch dem heutigen Entwicklungsstand der Menschheit angemessenere Möglichkeiten finden, sich zu amüsieren? – Oh, da haben wir es. Vielleicht unterstelle ich einen Entwicklungsstand, den es gar nicht gibt?

23.2.2019

23.2.2019

Der Polizeieinsatz im Stadion am Donnerstag hat in der Presse eine immer noch andauernde Resonanz. Zu Recht. Wo die Polizei rechtliche Grenzen missachtet, muss der mahnende Zeigefinger gehoben werden. Selbst in der FAZ finden sich hierzu überzeugende Worte, die man den Journalisten dieser Zeitung noch vor 10 Jahren nicht zugetraut hätte.

Zeitungen sind im Zeitalter der digitalen Kommunikation verstärkt selbst Foren öffentlicher Auseinandersetzung geworden. Artikel wie solche zum Polizeieinsatz im Stadion bleiben natürlich nicht unkommentiert, wenn die Zeitung die Möglichkeit digitaler Leserbriefe eröffnet, was Lesern, die im Wege der Registrierung ihre Anonymität preisgeben, heutzutage einfach durch die per Sprechblase angezeigte Kommentarfunktion in der Internet-Variante des Blatts ermöglicht wird. Da wird einem dann schon klar, dass der Wandlung der Zeitung vom erzkonservativen zum eher freimütig-liberal-kritischen, zumindest aber pluralistischen Organ wohl nicht das Motiv zugrunde gelegen haben kann, einer ebenso offener gewordenen Leserschaft Rechnung zu tragen. Oh je, manche der Lesermeinungen scheinen nach dem Stammtisch-Besuch geschrieben worden zu sein oder bedienen doch eindeutig stramm reaktionäre Sichtweisen, die den „Völkischen Beobachter“ seinerzeit sicher in Entzücken versetzt hätten. Nun, wir leben halt in einer sehr gemischten Gesellschaft… aber etwas mehr Bildung und Gedankentiefe hätte ich von den „klugen Köpfen“, die hinter dieser Zeitung stecken, schon erwartet.

22.2.2019

22.2.2019

Die „Blaue Stunde“ ist vorwiegend dem späten Herbst und auch dem späten Winter vorbehalten, mit Übergriffen bis in den Vorfrühling. Jene Stunde, in denen selbst eine Stadt wie Frankfurt als mystisch und geheimnisvoll erscheinen kann. Jedenfalls entsteht in den Minuten, in denen sich bei wolkenlosem oder nur spärlich bedecktem Himmel das – mehr oder minder – helle Licht des Nachmittags in das pastöse Leuchten der Dämmerung verwandelt, eine besondere, anheimelnde Atmosphäre. In der Stadt selbst erlebte ich das zuletzt vor einer Woche am Willy-Brandt-Platz: Die strahlend violette Beleuchtung durch die niedergehende Sonne tauchte die Hochhäuser rund um den Anlagenring in einen majestätischen Schimmer, den die glänzenden Fassaden wieder zurückwarfen, und in solchen Momenten ist es pure Nebensache, dass neben den Anlagen der abendliche Berufsverkehr die Straßen zu einem unsicheren, unwirtlichen Ort macht.

Heute genoss ich dasselbe Schauspiel in Heddernheim. In diesem Licht wirkt der ohnehin schon ruhige Stadtteil wie eine Oase der Entspannung, vor allem, wenn es nahezu windstill ist. Der sich in aller Seelenruhe stetig verdunkelnde Himmel spiegelt optisch die Stille, die zu dieser Stunde dann einkehrt, wenn nicht gerade ein Güterzug über die Gleise der Main-Weser-Bahn rauscht. Doch selbst diese Geräusche erwecken zu dieser besonderen Tageszeit nicht Unmut, sondern Fernweh. Und während langsam das purpurne Leuchten der Dunkelheit weicht, wandelt sich im Innern die Anspannung der vergangenen Woche in ruhige Freude auf das nun beginnende Wochenende. Zum Glück diesmal ohne Stadion!

21.2.2019

21.2.2019

Abends mal wieder Fußball – Europa-League. Das ist in Frankfurt ja immer ein ganz besonderes Ereignis, da die Fans aus dem Häuschen sind und eine Riesenstimmung im großen Oval des Waldstadions erzeugen. Heute fehlt allerdings das Sahnehäubchen, die „Choreo“ vor Spielbeginn. Ich las gerade auf einem Plakat an der Tribünenmauer die Instruktionen für die nicht in der Fan-Szene engagierten Zuschauer, als zwei offenkundig wutentbrannte Eintracht-Fans die Plakate herunterrissen und mürrisch mitteilten, dass die Choreo ausfällt.

Als Grund stellte sich später ein Polizeieinsatz vor dem Spiel heraus, bei dem nicht nur Fans und die Tribünen einschließlich der dahinterliegenden Innenräume auf etwaige Pyrotechnik-Vorräte durchsucht wurden (was immerhin sogar gerichtlich angeordnet worden war), sondern auch ein angeblich „unseren Staatsminister“ (so ein Polizeisprecher heute in der FAZ) verunglimpfendes Banner beschlagnahmt worden war, worauf die Fans sich provoziert fühlten und die Choreo absagten. Mag der Polizeieinsatz durch die – mit Verlaub – schwachsinnigen Äußerungen des offenkundig benebelten Eintracht-Präsidenten am Tag zuvor noch seine Rechtfertigung finden – der Präsident drohte immerhin, das Stadion werde „brennen“ – , so kann die alberne Aktion der Beschlagnahme eines Banners nur befremden. „Unser Staatsminister“ (gemeint ist der hessische Innenminister, der seinerseits vor Wochen kräftig-derb Gefängnis-Strafen für zündelnde Fans forderte) hat es hinzunehmen, wenn er kritisiert wird; und erst recht hat sich die Polizei bei all dem rauszuhalten, selbst wenn das Banner tatsächlich einen beleidigenden Inhalt gehabt hätte: Beleidigung wird nur auf Antrag des Betroffenen strafrechtlich verfolgt; polizeiliches Handeln zur Prävention war folglich unzulässig und zudem völlig unverhältnismäßig. Und die Zeiten, da Amtsträger als solche und ohne weitere Voraussetzungen besonderem polizeilichem Schutz unterlagen, sind zum Glück lange vorbei. Oder etwa doch nicht, zumindest in Hessen?

20.2.2019

20.2.2019

Phantasie muss heute schon aufgewendet werden, wenn man beachtet werden will. Ladengeschäfte (oh je, wie technokratisch) werden in moderner Zeit nicht mehr so einfach als „Gemüse-Laden“ (ihhh, 50er Jahre) oder auch „Hessen-Shop“ (na ja, wenigstens 90er, und der Begriff suggeriert immerhin Weltläufigkeit, selbst wenn der Laden nur Regionales im Angebot führt) annonciert. Der Name muss schon origineller ausfallen, gell! Zum Beispiel „gramm.genau“; nur dass man da zwar vermuten kann, dass irgendwas gewogen werden dürfte – aber was? Insofern könnte etwas mehr Aussagekraft angebracht sein, wie zum Beispiel bei „Scherenhände“. Da verengt sich die Zahl potenzieller Dienstleistungen, die unter dieser Firma erhältlich sind, doch schon deutlich. Und nein, es ist kein Schneidergeschäft! „Haarscharf“ könnte dagegen wieder etwas daneben sein; sozusagen haarscharf…

Beim „Brühmarkt“ in Bockenheim gibt’s keine Suppen, sondern anderes Gebrühtes, und auch die Brühware wird verkauft. Aber da bekommt auch die für das heimische Brühen zu erstehende Ware Bezeichnungen, die aus der Reihe tanzen – „Fielgut“, „Full of Spritz“, „Käschual“ oder „Rieweivel“, um nur einige zu nennen. Ist aber ja bei näherem Hinsehen nur Schreib-Akrobatik, wie der Kundige der englischen Sprache schnell merkt. Doch immerhin: sie passen, wie die zahlreichen Proben aufs Exempel bestätigten. Und da sich sicher niemand von einem „Broth-Market“ angezogen fühlte, ist es verständlich, dass man beim Namen des Ganzen selbst wieder auf die deutsche Sprache zurückgriff.

19.2.2019

19.2.2019

Das Thema Motorsägen beschäftigt offenkundig nicht nur mich. Heute saß ich auf der Bank an der Nidda kurz in der Sonne und wurde Zeuge des sehr klaren Bewusstseins mehrerer Kinder für die Geschehnisse in ihrer Umgebung, die mit drei Erwachsenen dort ebenfalls das Wetter genossen – ob man denn wirklich weitergehen wolle?, fragten sie. Da die Begleitpersonen augenscheinlich nicht verstanden, präzisierte ein Kind: „Da vorne werden doch Bäume gefällt, ist das nicht gefährlich?“ Nun, das Kind hatte einen siebten Sinn, denn sehen konnte man von dort gar nichts, wohl aber hören; und zwar genau die Geräusche, die im gestrigen Beitrag beschrieben worden sind. Das nenne ich Wachheit! Die Begleitpersonen sahen darin allerdings keine Gefahr, sodass die Gruppe ihren Weg fortsetzte.

So werden wir von klein auf an die Merkwürdigkeiten unseres modernen Lebens gewöhnt, auf dass wir sie nicht mehr als merkwürdig empfinden. Mir hat es als Kind das Herz gebrochen, wenn ich abgesägte Baumstämme irgendwo liegen sah. Muss dieses Gefühl absterben, wenn man erwachsen wird? Klar: Einen kranken Baum, der womöglich Gefahr für Menschen bringen kann, den kann man schon beseitigen. Doch darum geht es ja meist nicht. Die übertriebene Manier, in der das Grün heutzutage „gepflegt“, frisiert, in Form gebracht wird, kann auch mit den phantasievollsten Worthülsen, die da immer bemüht werden, nicht schöngeredet werden – der Mensch macht sich die Erde untertan, wie es in der alten Bibel steht, und so wird eben auch die Natur passend gemacht. Ohne Ehrfurcht vor dem, was da während teilweise Hunderten von Jahren still gewachsen ist.