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Schlagwort: Ausstellung Cady Noland

2.1.2019

2.1.2019

Essentieller Teil der Ausstellung der Werke von Cady Noland im Museum für moderne Kunst sind die Museumsangestellten. In jedem Raum sitzt ein oder eine „warden“, wie das auf amerikanisch heißt, und passt auf, dass die Besucher nicht womöglich ein Utensil aus einer Assemblage entwenden oder auch nur auf einer Gerüststange mal Ordnung machen. In ihren halblangen blauen Kitteln – amerikanischer als alle Utensilien, aus denen Cady Noland ihre Skulpturen assembliert hat – erinnern sie an Ticketverkäufer, Ladeninhaber, Börsenhändler oder eben Museumswärter, wie sie zwischen Boston und San Diego allerorten anzutreffen sind und wie man sie von Filmen oder Pressebildern kennt.

In der Tat, sie erst sorgen für authentische Atmosphäre: Sie machen auf sich aufmerksam, beobachten, postieren sich immer neu, gehen im Raum auf und ab, achten vor allem aber darauf, dass jeder Besucher sie wahrnimmt. Zu dem Eindruck latenter Gewalttätigkeit, die die Werke von Cady Noland ausstrahlen, kommt so eine weitere Dimension hinzu: Der Ausstellungsbesucher fühlt sich permanent beobachtet, auf Schritt und Tritt überwacht, ohne dass es ein Entrinnen gibt. Ob bewusst so gestaltet oder reiner Zufall –  die Ausstellung erscheint als Beklemmung erzeugendes Gesamtkunstwerk, als Erlebnis im wahren Wortsinn; so fühlt sich offenbar nicht nur die Künstlerin in den USA. Als ich das Museum verlasse, ist mir flau im Magen.