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Schlagwort: Autofahrer

11.6.2019

11.6.2019

Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub fällt meist schwer. Schwer fällt es aber auch, sich wieder an Frankfurter Verhältnisse zu gewöhnen, wenn man die drei Wochen zuvor im Süden und in weitgehend noch intakter, vor allem aber ruhiger Natur verbrachte. So gesehen – der alltägliche Wahnsinn hat mich wieder… oder sollte es besser heißen der wahnsinnige Alltag?

Dass, auf der Hinfahrt zur Arbeit, der schöne neue Radweg in der Sophienstraße verstopft ist, weil ein Autofahrer nicht am Rand der für die Autos zugelassenen Fahrbahn, sondern eben jenseits dieses Rands auf dem Radweg hält, sollte kaum aufregen können; es ist leider – alltäglich. (Und das im Land der Regeln; die werden hierzulande jedoch schon lange nicht mehr beachtet, weil keiner sie mehr kennt!) Am Nachmittag, auf der Bockenheimer Landstraße, herrscht jedoch Chaos pur: Stop and Go; ein Autofahrer hält die Kreuzung nicht frei mit der Folge, dass der Verkehr von der einmündenden Straße nicht vorankommt – also wird gehupt; der die Regeln nicht beachtende Autofahrer spielt mit der rechten Hand am Handy herum, während er gar nicht bemerkt, dass er die Kreuzung verstopft; Radfahrer kommen aus allen Himmelsrichtungen, auf dem Radweg, der Straße und dem Bürgersteig, und schwärmen ebenso in alle Richtungen wieder aus, ohne dass sich ihre jeweilige Richtung präzise vorhersagen ließe; und 10 Meter vor der regulären Bushaltestelle entlässt ein Reisebus seine Ladung (eine ganze Schulklasse) über den Radweg und die Grünanlage, die nicht zum Betreten gedacht ist. Er hätte einfach nur an die Haltestelle weiterfahren und dort stehenbleiben müssen, dann hätten die Kinder wenigstens freie Bahn gehabt. So dauert alles nochmal so lang, und man weiß als Verkehrsteilnehmer nicht mehr, wo einem der Kopf steht; man muss sich unheimlich konzentrieren, um nicht unter die Räder zu kommen oder jemanden umzufahren (ach ja, die Fußgänger, die bei Rot über die Straße gehen, gibt es ja auch noch!). Fast wäre eine Erschwerniszulage für jede Fahrt durch die Frankfurter Innenstadt angebracht. So fühle ich mich schon zum Abschluss des ersten Arbeitstages – urlaubsreif!

28.4.2019

28.4.2019

Für mich ist es fast unerklärlich, aber das Mobiltelefon hat sich in kurzer Zeit zu einem Bestandteil des Alltags entwickelt, auf den augenscheinlich 99,8 % der Bevölkerung zu keinem Moment mehr verzichten möchte. (Oder möchten? Bezieht sich das Verb auf die Prozent oder auf die 99,8?) Wo der Spaziergänger, Rad- oder Autofahrer auch hinschaut – überall Menschen mit Gerät am oder im Ohr, fleißig die Mundwinkel und Lippen bewegend, auf jeden Fall aber „abwesend“ und auf ein nur imaginäres Gegenüber im Äther konzentriert. Und das ohn Unterlass.

Selbst im Volkspark Niddatal schrecken sie vor nichts zurück. Joggerinnen und Jogger, Hundehalter, Spaziergänger – alle pausenlos beim Quasseln oder Zuhören. Neuerdings auch immer unverblümter beim Radeln, eine Hand am Gerät, dieses am Ohr, die andere irgendwie an der Lenkstange, und wie die dann das Gleichgewicht zu halten vermögen glauben, ist mehr als abenteuerlich – insbesondere wenn es in die Bahnunterführung mit einer Linkskurve von 90° geht, ohne dass man auch nur ahnen könnte, ob einem da noch jemand entgegenkommt. Ich erlaube mir mittlerweile, meine Meinung auch unmittelbar an die Frau – ja, bislang waren es ausschließlich Frauen, die solcherart russisches Roulette im Park spielen; den Männern ist nach meinen statistischen Erhebungen mehrheitlich das mobile Telefonieren im PKW vorbehalten – zu bringen. Hilft ja nix, wenn ich nur den Kopf schüttele. Interessiert hat es allerdings bislang noch keine so richtig.

31.1.2019

31.1.2019

Damit der Überdruss nicht noch größer werde und weil es heute wirklich mal pressierte, legte ich den Weg zur Arbeit mit meinem privaten motorisierten Verkehrsmittel zurück. Und welche Freude kehrte in mir ein! Nur sage und schreibe 7 Minuten 35 Sekunden waren vergangen, als ich den Zündschlüssel nach knapp 7 Kilometern in der Tiefgarage zu Bockenheim aus dem Schloß zog. Es flutschte; und das an einem normalen Arbeitstag außerhalb der Ferien, an dem auch noch Schnee gefallen war! Da muss ich doch – obwohl stolzer Inhaber eines Landestickets und überzeugter Umweltschoner – wirklich dreimal nachdenken, ob ich mir den Tort mit den Bahnen weiterhin so konsequent antun soll wie bisher in diesem Winter. Der Masochismus muss ja nicht auf die Spitze getrieben werden.

Aus der Perspektive des Autofahrers zeigt sich aber in aller Deutlichkeit eine weitere Frankfurter Spezialität. Wer erst einmal in Bockenheim drin ist, hat jede Mühe, von dort wieder rauszukommen. Jedenfalls Richtung Ginnheim. In der Adalbertstraße muss auf engstem Raum gewendet werden, allerdings erst nach Erteilung der entsprechenden Erlaubnis durch die Ampel, die nur dann – nach gehöriger Wartezeit, wie üblich – überhaupt erwartet werden kann, wenn eine Kontaktschleife auf der Fahrbahn befahren wurde. Da es deren zwei gibt und nicht jeder weiß, welche die richtige ist (ja, man muss schon bis ganz vornehin fahren…), kann es auch schon mal länger dauern. Dann riskiert man, an drei weiteren Ampeln (auf 200 m Straße) erneut stehenbleiben zu müssen, was heute insgesamt dreimal geschah. Und da der Bus der Linie 32 zwei Wagen vor mir fuhr, hielt ich dann an dessen Haltestelle gegenüber dem Bockenheimer Depot gleich noch einmal – Vorbeifahren geht nicht. Dann muss noch rechts und dann wieder links abgebogen werden (nach Passage von wiederum 3 Ampeln), bevor man endlich, wenn man Glück hat, auf dem Alleenring freiere Fahrt hat. Eine so zerrissene Verkehrsführung habe ich anderenorts noch nicht gesehen. Nach Südwesten Richtung Autobahn ist es übrigens ähnlich; da wird man auf Einbahnstraßen, deren Zick-Zack-Verlauf jedenfalls nicht dem natürlichen Straßenverlauf entspricht, durch Wohngebiete geschleust, ohne – wegen der vielen Ampeln, die zur Steuerung des Querverkehrs angebracht sind – richtig in Fluss zu kommen. – Wie war das mit dem Masochismus? Am besten, ich steige vollständig um auf Home-Office.