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Schlagwort: Barbier

29.1.2019

29.1.2019

Mal wieder ein Termin beim Barbier. Nun zum vierten Mal in der neuen Altstadt, wohin er seine Stube verlegt hat. Er ist dort, seit die ersten Bauzäune fielen. Auf dem Weg begleitet mich der morgendliche Glockenklang, anheimelnd, und tatsächlich vergleichbar der Stimmung, die ich etwa in Solothurn oder Straßburg empfinde, wenn ich dort durch die verwinkelten, urigen Altstadtgassen schlendere.

Allerdings sieht es auch Monate nach der offiziellen Eröffnung immer noch nicht aus wie in Solothurn oder Straßburg. Nicht wenige Läden stehen leer; hinter vielen Fenstern sieht man keine Ware, sondern Dämmstoffrollen liegen, die davon künden, dass der Innenausbau noch nicht ganz als abgeschlossen bezeichnet werden kann. Und vor der Barbierstube – ein Bauzaun, beliebtestes Requisit Frankfurter Gestaltung des öffentlichen Raums. Nun, wenn es regnet, läuft eben immer die unterirdische Bucht für die Müllcontainer voll. Es ist ja schön, dass man den Abfall aus der Sichtweite der Touristenströme genommen hat. Aber musste man diese Buchten gleich so versiegeln, dass das Regenwasser nicht mehr abfließt? Jetzt muss wieder aufgegraben und ein Abfluss installiert werden. Da zeigt sich dann auch der Nachteil des Beton-Kopfsteinpflaster-Imitats. Echtes Kopfsteinpflaster hat Ritzen und Lücken; da kann zur Not auch mal zuviel Wasser versickern…

7.1.2019

7.1.2019

Da ich auf dem Rückweg von einer Dienstreise am Hauptbahnhof landete und keine Lust hatte, schon wieder in einen Zug zu steigen und mit der U-Bahn nach Hause zu fahren, entschied ich mich für einen kurzen Spaziergang durch das schon seit längerem als angesagt gehypte Bahnhofsviertel. Einen Grund für den Hype konnte ich auch diesmal wieder – wie schon unzählige Male zuvor – nicht entdecken. Die Straßen sind nach wie vor schmuddelig, unabhängig vom Wetter, mit angetrocknetem Blut und Scherben bedeckt und mit allerlei Unrat übersät; zum Verweilen lädt das Viertel (abgesehen von den orientalischen Mitbürgern in und vor ihren zahlreichen Läden) nur die Junkies – immer noch, oder schon wieder – und andere Gestrandete ein.

Und was die angeblich attraktive Atmosphäre angeht, die zuletzt während der sommerlichen Bahnhofsviertelnacht in großflächig projizierten Videos beschworen wurde – die spüre ich nicht, weder an grauen, kühlen Wintertagen wie diesem noch im Sommer, wenn die Sonne scheint. Woher soll sie auch kommen? Allein 8 oder 9 Friseursalons bloß auf der Münchener Straße, wobei ich nur auf der rechten Straßenseite gezählt habe; zum Teil einer neben dem anderen, und in allen die ewig gleich aussehenden, mit strenger Miene einen ebenso strengen Scheitel über ausrasiertem Nacken ziehenden Barbiere, sämtlich ausschließlich Männer bedienend… eine Parallelwelt, die mir so fremd vorkommt, dass ich dort nicht hingehen möchte, und schon gar nicht leben. Doch das ist eh kein Thema – bei den mittlerweile auch dort verlangten Mieten könnte ich es gar nicht, vom Kaufen ganz zu schweigen.