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Schlagwort: Crémant

24.8.2019

24.8.2019

Das Älterwerden wird immer wieder von außen bestätigt. Da kann man gar nichts tun. Heute feierte der langjährige Inhaber des Wein-Depots, bei dem ich früher Stammkunde war, gewissermaßen seinen „Ausstand“. Bei einem kleinen Crémant konnte ein wenig geplaudert werden, bevor er am 1.9. den Laden seinem Nachfolger übergibt. Das war Grund genug, mal wieder dorthin zu fahren, mit dem Rad, weil größere Einkäufe nicht in Aussicht standen. Wer sich – zwar nicht mehr strikt, aber doch noch in Grundzügen – ketogen ernährt, kann nicht gleichzeitig so weiterbechern wie in früheren Zeiten.

Auch der Weg hin und zurück ist mit Erinnerungen gepflastert. Er führt durch die Nordweststadt, meine ehemalige Heimat. Der Martin Luther King-Park ist eine grüne Wildnis geworden, ein richtiges Natur-Kleinod. Ich war noch Zeuge, wie in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts amerikanische Planierraupen – Saurier auf Rädern; so was hatte ich vorher noch nicht gesehen – das brachliegende Gelände innerhalb weniger Tage in Form brachten. Die Bäumchen, die damals gesetzt wurden, hatten selbst dann noch nicht eine passable Größe erreicht, als wir nach einigen Jahren fortzogen. Dementsprechend kahl wirkte der Park, und der Teich war eine eigentlich gar nicht vorgesehene Ansammlung von Brackwasser, das jeden Sommer zum Himmel stank. Wer heute den Park durchmisst, kann von alledem nichts mehr ahnen. Die Bäume verdecken mittlerweile sogar den Blick auf unser Hochhaus. Auch die Nilgänse sind hier heimisch geworden, klar; nicht nur die Nidda bietet Terrain zum Brüten… Und beim Vorbeifahren an meiner ehemaligen Schule, die damals im Mittelpunkt heftiger, ja gleichsam kulturrevolutionärer Auseinandersetzungen von Elternschaft und Schulpolitikern stand, erreicht die melancholische Stimmung ihren Höhepunkt: Die ist tatsächlich fast noch so wie damals!