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Schlagwort: Fastnacht

O tempora…

O tempora…

…o mores, das war schon den alten Lateinern klar. Wohin sind wir nur gekommen? Oder, feiner formuliert, nicht nur die Zeiten ändern sich… Wenn auch die Zeitenwende noch nicht überall und auf allen Ebenen der Gesellschaft angekommen sein mag – in Heddernheim, dem fastnachtlichsten Stadtteil Frankfurts, findet sie jedenfalls am Fastnachtsdienstag aus Anlass des alljährlichen Festzugs von Klaa Paris statt.

Erstmals in der langjährigen Geschichte der Heddemer Fassenacht wird nicht nur, wie schon immer und ohne jeden Aufschrei der FDP, der freiheitliche Individualverkehr für einige Stunden aus dem Zug-Viertel ausgesperrt. Nein, in diesem Jahr wird nahezu der gesamte Stadtteil zur „Sicherheitszone“ erklärt und in diesem Bereich flächendeckend eine absolute Halteverbotszone eingerichtet. In Teilen schon ab dem Montag, insgesamt aber ab Dienstag, 4 Uhr morgens, und das ganztägig, werden die Autos verbannt, wobei die Stadt nicht kümmert, wo die beflissenen Halter der Fahrzeuge selbige denn unterbringen sollen, wenn sie nicht zufällig für diesen Tag einen Werkstatttermin vereinbart haben. Klar, in den letzten Monaten ist einiges pasiert, was möglicherweise bei konsequenter Beachtung von Sicherheitsvorkehrungen nicht unbedingt hätte passieren müssen. Aber glaubt man wirklich, mit Maßnahmen wie dieser etwaige Attentate wirksam zu verhindern? Absolute Sicherheit ist eine Wunschvorstellung, und Anschläge werden nicht nur mit Autos verübt. Verhältnismäßigkeitserwägungen sollten sich nicht primär von Eventualitäten oder gar Angst leiten lassen, sondern von einer prognostischen Einschätzung, ob sich aus bestimmten tatsächlichen Anhaltspunkten Gründe für die Annahme einer konkreten Gefahr ergeben.

5.3.2019

5.3.2019

Das Schönste an der Fastnacht in Heddernheim ist der Fastnachtsdienstag. Für mich jedoch nur mittelbar wegen des großen Narrenumzugs am Nachmittag. Dieser bewirkt allerdings eine fast ganztägige großflächige Befreiung des Stadtteils von den Unmengen an Blech oder Plastik auf Rädern, die sonst die Straßen verstopfen. Da sieht man erst, wie viel Raum in diesem doch so eng gebauten Stadtteil vorhanden ist, und man kann mal so richtig durchatmen!

Wegen dringender dienstlicher Verpflichtungen konnte ich heute zwar nicht, wie sonst an diesem Tag, meinen morgendlichen Rundgang durch auto- und nahezu auch menschenleere Straßen machen, nur dann und wann aufgelockert durch das Tätigwerden eines der zahlreich in den Stadtteil beorderten Abschlepp-Fahrzeuge, bei dem zuzuschauen mir eine diebische Freude bereitet. Ach wenn doch auch an anderen Tagen diese Entschiedenheit an den Tag gelegt werden würde! Doch anders als im Stadion wird hier in der Regel nicht sofort zugegriffen, um die öffentliche Sicherheit wieder herzustellen. Parken in zweiter, gar dritter Reihe und vor Einfahrten ist an der Tagesordnung und wird fast ohne Ausnahme nicht sanktioniert. Allenfalls mit Knöllchen. Also doch: Schade, dass morgen alles wieder normal ist…