Browsed by
Schlagwort: Italienische Bäckerei

28.10.2019

28.10.2019

Über den Heddernheimer Strukturwandel gibt es im Kaleidoskop schon einiges zu lesen. Er setzt sich kontinuierlich fort, ohne dass Begeisterung angebracht wäre.

Ist es noch verschmerzlich, dass die ehemalige Weinhandlung gegenüber dem auch nicht gerade als städtebaulicher Höhepunkt anmutenden Marktplatz dem Blumenstübchen gewichen ist, welches zuvor 100 m weiter südlich an zentralerer Stelle seine Pflanzen anschaulich feilbot, so ziehen sich angesichts der neuen Inhaber der Räume der ehemaligen italienischen Bäckerei die Mundwinkel automatisch von selbst herab. Wer Anhänger der traditionellen chinesischen Medizin ist und sich auch noch gern massieren lässt, wird sich freuen, wird doch gerade dies dort nunmehr angeboten. Zu einer Belebung der schon vormals nur wegen der Bäckerei nicht gänzlich „toten“ Straße wird dies freilich kaum beitragen können. Aber das interessiert die Hauseigentümer ja nicht im Geringsten. Warum die Bäckerei fortgejagt wurde, ist jetzt allerdings etwas näher zu erschließen. Solange es nur um Rendite geht, werden auch die Großstadtviertel außerhalb des Stadtzentrums nach und nach verkümmern.

14.7.2019

14.7.2019

Auch in Heddernheim kann von einer Renaissance gesprochen werden. Zum Ende des vergangenen Jahres war der Verlust der Italienischen Bäckerei zu beklagen – mittlerweile sind zwei Einrichtungen im Stadtteil neu eröffnet worden, die dem Schaan und der kleinen Aufbackbäckerei in der Kirchstraße Paroli bieten wollen. Ob sie es können werden, wird sich zeigen. Eins ist jetzt schon klar: An die Qualität, die die italienische Bäckerei bot, werden sie sowieso nicht herankommen.

Komischerweise liegen die beiden Läden jeweils an der Stadtteilgrenze, aber genau entgegengesetzt. Der eine ist die aufgepeppte und durchaus professionell erweiterte Version des vormaligen, ziemlich elend-verschnarchten Kiosks in der Konstantinstraße – aber das verheißungsvolle Angebot, das (neben Fertigprodukten von Heberer, na ja) kurz nach der Eröffnung die Auslagen zierte, ist leider schon wieder auf Standardware zusammengeschmolzen. Verständlich – wo sollen denn die offenbar erhofften Kunden herkommen? Schließlich ist das Nordwestzentrum nicht weit. Am anderen Ende, beim U-Bahnhof Heddernheim, hat seit neuestem in den ehemaligen Räumen eines Antikhändlers eine Brötchenhandlung (es gibt natürlich auch Brot) ihren Platz, eine Kaffeebar ist auch eingerichtet worden. Ja, richtig, Brötchenhandlung – hier wird nicht gebacken, nur angeliefert, und dort, wo die Brötchen herkommen, werden sie auch nur fertiggebacken. Wie das eben heute so ist. Handwerk war einmal. Wenigstens, so der erste Eindruck, gibt es hier Brötchen, die den Namen verdienen und nach etwas schmecken. So richtig glücklich macht auch dieser Laden dennoch nicht. Aber sehen wir doch mal das Positive: Wer sich ketogen und glutenfrei ernähren soll, der hätte es doch viel schwerer, wenn es noch die Italienische Bäckerei gäbe…

10.3.2019

10.3.2019

Seit die Italienische Bäckerei zugemacht hat, lebe ich, frühstückstechnisch gesehen, in der Diaspora. Die in Heddernheim noch verbliebenen Betriebe bieten zwar auch am Sonntag ihre Dienste an; es lohnt sich jedoch nicht, dieselben in Anspruch zu nehmen. Aufbackware und Geschmacksqualität wie von Pappe muss nicht in meinen Magen, auch wenn er sich noch so leer anfühlt.

Auch wenn die Grenze zur Dekadenz leicht überschritten scheint – Sonntags kann mich diese Situation dann schon mal zur Fahrt in die City animieren, wo es Läden wie „Zeit für Brot“ und dergleichen gibt. Zugegeben, ein Hipster-Laden, jedenfalls für die nahen Nordend-Bewohner, die da in Mengen die Waren für ihren reich gedeckten Frühstückstisch erstehen, teils in Jogging-Kleidung, teils auch schon für einen Museums- oder frühen Kino-Besuch schick gemacht. Oder die, wie auch ich manchmal, sich in diesem ganzen Getümmel bei wegen der Käuferschlange permanent offener Ladentüre die morgendliche Mahlzeit gleich an Ort und Stelle einverleiben. Sicher, es gibt Gemütlicheres; aber soll ich die ganze Strecke noch mit leerem Magen zurückfahren, den wunderbaren, paradiesischen Genuss verheißenden Duft des frischen Hefegebäcks in der Nase?