31.3.2019
Jetzt muss dringend etwas zur Ehrenrettung der Heimatstadt getan werden. Obwohl ich mich schon frage, ob es nicht langsam an der Zeit sein könnte, die Heimat zu wechseln. Doch Überraschungen gibt es zuweilen auch in Frankfurt. Jedenfalls wenn man nicht ständig in der City weilt und alles mitbekommt, was sich da so im Lauf der Jahre verändert.
Der Liebfrauenberg atmet ja eher den Mief der späten Fünfziger des letzten Jahrhunderts, auch wenn es für manchen anheimelnd sein mag, im Schutz des Klosters dem plätschernden Brunnen zu lauschen – sofern nicht gerade mal wieder ein SUV- oder Porsche-Fahrer meint, in der Töngesgasse so auf sich aufmerksam machen zu müssen wie die reichen Düsseldorfer mit ihren 7er-BMWs auf der Kö. Doch am Samstag konnte das Plätschern beim besten Willen nicht gehört werden – es ging unter in einem Stimmengewirr der Hunderte von jungen Menschen, die es sich dort in der recht warmen Frühlingssonne bei ebensovielen Flaschen von Wein gutgehen ließen, die sie an der nahegelegenen Kleinmarkthalle erstehen konnten. Der Platz quoll über, ohne dass Jahrmarktstrubel herrschte – stattdessen angenehm entspannte, unaufgeregte Frühlings-Stimmung, die schlicht ansteckte. Beim Beobachten des munteren Treibens merkte ich, dass das Erstaunen nicht auf mich beschränkt war – neugierig betrachteten auch andere Passanten die Menge und fragten danach, was hier vor sich gehe. Also doch so etwas wie Urbanität, und dazu noch eine, die sich einfach so entwickelt hat!