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Schlagwort: Polizeieinsatz

3.3.2019

3.3.2019

Die Presseberichterstattung kreist manchmal um das falsche Thema und verzerrt dadurch die eigentliche Problematik. So geschieht es gerade wieder im Hinblick auf den unrühmlichen Polizeieinsatz vor dem Fußballspiel gegen Donezk. Nicht die Durchsuchung des Fanblocks war der Skandal – nur darüber wird noch geschrieben, und sicher, auch über deren Zulässigkeit kann man gut streiten -, sondern die Beschlagnahme des von den Fans gefertigten Banners mit durchaus nicht freundlichem Inhalt, die auch noch gewaltsam durchgesetzt wurde. Zu diesem Thema findet sich etwa in einem sehr ausführlichen Interview der FAZ mit Herrn Beuth überhaupt nichts. Erstaunlich angesichts der Tatsache, dass der Interviewer nur wenige Tage zuvor gerade die Beschlagnahme kritisiert hatte. Weil die Pyrotechnik in den Vordergrund gerückt wird, verliert die – im Interesse des Rechtsstaats notwendige – Diskussion aber den wahren Fokus.

Die Fans selbst haben das hingegen sehr wohl begriffen, wie man am Samstag im weiten Rund der Arena sehen konnte: Die Spruchbänder, die da flächendeckend die Werbebanner bedeckten – sicher nicht ohne das Einverständnis der Verantwortlichen der Eintracht; Hut ab! – , stellten vor allem die Meinungsfreiheit in den Vordergrund und zielten damit zu Recht gegen das polizeistaatliche Vorgehen der Frankfurter Polizei, die die Meinungsfreiheit nicht gegen ihren obersten Chef gelten lassen wollte. Das gab es zuletzt zu unrühmlichen Zeiten, die lange vorbei sind. Phantasie zeigten die Fans dabei auch noch. Und offenkundig wollte die Polizei diesmal nicht provozieren – die Beamten verbrachten den Nachmittag weitgehend in ihren Mannschaftswagen. Pyrotechnik wurde übrigens auch nicht abgefackelt. Alles friedlich. Na bitte. Ich kann den beflissenen Schutzleuten nur sagen: Bleibt einfach nur im Hintergrund, dann geht alles besser!

23.2.2019

23.2.2019

Der Polizeieinsatz im Stadion am Donnerstag hat in der Presse eine immer noch andauernde Resonanz. Zu Recht. Wo die Polizei rechtliche Grenzen missachtet, muss der mahnende Zeigefinger gehoben werden. Selbst in der FAZ finden sich hierzu überzeugende Worte, die man den Journalisten dieser Zeitung noch vor 10 Jahren nicht zugetraut hätte.

Zeitungen sind im Zeitalter der digitalen Kommunikation verstärkt selbst Foren öffentlicher Auseinandersetzung geworden. Artikel wie solche zum Polizeieinsatz im Stadion bleiben natürlich nicht unkommentiert, wenn die Zeitung die Möglichkeit digitaler Leserbriefe eröffnet, was Lesern, die im Wege der Registrierung ihre Anonymität preisgeben, heutzutage einfach durch die per Sprechblase angezeigte Kommentarfunktion in der Internet-Variante des Blatts ermöglicht wird. Da wird einem dann schon klar, dass der Wandlung der Zeitung vom erzkonservativen zum eher freimütig-liberal-kritischen, zumindest aber pluralistischen Organ wohl nicht das Motiv zugrunde gelegen haben kann, einer ebenso offener gewordenen Leserschaft Rechnung zu tragen. Oh je, manche der Lesermeinungen scheinen nach dem Stammtisch-Besuch geschrieben worden zu sein oder bedienen doch eindeutig stramm reaktionäre Sichtweisen, die den „Völkischen Beobachter“ seinerzeit sicher in Entzücken versetzt hätten. Nun, wir leben halt in einer sehr gemischten Gesellschaft… aber etwas mehr Bildung und Gedankentiefe hätte ich von den „klugen Köpfen“, die hinter dieser Zeitung stecken, schon erwartet.

21.2.2019

21.2.2019

Abends mal wieder Fußball – Europa-League. Das ist in Frankfurt ja immer ein ganz besonderes Ereignis, da die Fans aus dem Häuschen sind und eine Riesenstimmung im großen Oval des Waldstadions erzeugen. Heute fehlt allerdings das Sahnehäubchen, die „Choreo“ vor Spielbeginn. Ich las gerade auf einem Plakat an der Tribünenmauer die Instruktionen für die nicht in der Fan-Szene engagierten Zuschauer, als zwei offenkundig wutentbrannte Eintracht-Fans die Plakate herunterrissen und mürrisch mitteilten, dass die Choreo ausfällt.

Als Grund stellte sich später ein Polizeieinsatz vor dem Spiel heraus, bei dem nicht nur Fans und die Tribünen einschließlich der dahinterliegenden Innenräume auf etwaige Pyrotechnik-Vorräte durchsucht wurden (was immerhin sogar gerichtlich angeordnet worden war), sondern auch ein angeblich „unseren Staatsminister“ (so ein Polizeisprecher heute in der FAZ) verunglimpfendes Banner beschlagnahmt worden war, worauf die Fans sich provoziert fühlten und die Choreo absagten. Mag der Polizeieinsatz durch die – mit Verlaub – schwachsinnigen Äußerungen des offenkundig benebelten Eintracht-Präsidenten am Tag zuvor noch seine Rechtfertigung finden – der Präsident drohte immerhin, das Stadion werde „brennen“ – , so kann die alberne Aktion der Beschlagnahme eines Banners nur befremden. „Unser Staatsminister“ (gemeint ist der hessische Innenminister, der seinerseits vor Wochen kräftig-derb Gefängnis-Strafen für zündelnde Fans forderte) hat es hinzunehmen, wenn er kritisiert wird; und erst recht hat sich die Polizei bei all dem rauszuhalten, selbst wenn das Banner tatsächlich einen beleidigenden Inhalt gehabt hätte: Beleidigung wird nur auf Antrag des Betroffenen strafrechtlich verfolgt; polizeiliches Handeln zur Prävention war folglich unzulässig und zudem völlig unverhältnismäßig. Und die Zeiten, da Amtsträger als solche und ohne weitere Voraussetzungen besonderem polizeilichem Schutz unterlagen, sind zum Glück lange vorbei. Oder etwa doch nicht, zumindest in Hessen?