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Schlagwort: Stadtplanung

5.5.2019

5.5.2019

Besuche in anderen Städten ermöglichen dem geplagten Frankfurter, auch einmal innezuhalten und zu verschnaufen – es geht noch schlimmer… Zwar will sich nicht unbedingt Glückseligkeit einstellen, wenn man Zeuge noch unansehnlicherer Architektur und noch schmuddeligerer Straßenzeilen wird, als sie in manchen Gegenden Frankfurts anzutreffen sind. Aber diese Erfahrung relativiert dann doch den Gesamteindruck und drängt die Verzweiflung angesichts der Unzulänglichkeiten der Heimatstadt etwas in den Hintergrund.

Es spendet in diesem Sinn Trost, der zahlreichen Baustellenzäune ansichtig zu werden, mit denen die viertgrößte Stadt der Republik ausgestattet ist. Oder die Straßen- und Brückenungetüme, die eine menschenverachtende Verkehrs- und Stadtplanung geschaffen hat und die dem Passanten weiteste Umwege zumuten, um eine Straße zu überqueren. Auch die überlangen roten Ampelphasen – natürlich vor allem für die Fußgänger, aber sogar für die Stadtbahn – sind Grund zur Freude, und gar niedlich kommen die Radwege daher, die die Innenstadtringe säumen – tendenziell auf gleichem Niveau wie die Trottoirs und damit unmittelbar gefährliche Situationen provozierend, schmal und kurvig, auf jeden Fall holprig und immer wieder durch Baustellenzäune jäh und unversehens abgekürzt. Wie gelungen erscheinen demgegenüber die mittlerweile durchgehend verbreiterten Radwege auf der Eschersheimer Landstraße – leider nur stadteinwärts -, die da liegen, wo sie hingehören, nämlich (weitgehend) auf der Fahrbahn, und die nur am Eschenheimer Tor noch durch eine private Baustelle gestört werden, ansonsten aber freie Fahrt bieten!

1.3.2019

1.3.2019

Frankfurt wächst, und Frankfurt verändert sich permanent. Das geschieht nicht nur zufällig – auch wenn das Stadtbild weitgehend anderes ausdrückt -, sondern da wird auch schon mal geplant. Früher lag alle paar Monate ein Prospektchen des seligen Planungsdezernenten Schwarz im Briefkasten, aus dem der interessierte Bürger ersehen konnte, welche Areale der Stadt in näherer Zukunft einer „Umgestaltung“ oder „neuen Nutzungsformen zugeführt werden“ sollten; heute sind die meisten dieser Projekte in die Tat umgesetzt. Nun, das Prospektchen gibt es nicht mehr; Umgestaltung findet freilich immer noch statt.

Heute berichtete die Lokalpresse gleich von zwei Planungen. Beide, obwohl völlig unabhängig voneinander, zeigen erneut die Hilf-, aber auch Phantasielosigkeit, die in den Hirnen der Verantwortlichen dominiert. Im Osthafen soll die Hafenmole mit einem – wegen des nahen Gebäudes der EZB – nicht ganz so hoch wachsen dürfenden Hochhausriegel eingerahmt werden, der die Teilung der Hafenbecken in seinem Äußeren nach oben hin fortsetzen soll. Wie das aussieht? Na wie wohl: Geradlinig, verglitzert (durch die üblichen Glasfassaden), glatt, kühl – und rein soll natürlich wieder ein Hotel, unter anderem. Hab ich noch was von Wohnnutzung im Bereich „upper upscale“ gelesen? Ich weiß es nicht mehr. Um Wohnnutzung geht es hingegen beim zweiten Projekt, der Planung von Mietwohnungen auf dem Areal des Hilgenfelds am Frankfurter Berg. Da gab es sogar einen Architektenwettbewerb mit internationaler Beteiligung, hört hört! Doch die Preise haben dann wieder einheimische Büros eingeheimst. Die Foto-Simulationen der Vorhaben verheißen den üblichen, hier allerdings durch abgerundete Konturen etwas modifizierten Einheits-Look. In solchen Gebäuden fühlt sich keiner wohl; aber darauf scheint kein Wert gelegt zu werden. Den interessantesten Vorschlag unterbreitete ein Architektenteam aus den Niederlanden – die wissen, wie man in neuer Zeit baut. Diese Gebäude sind hell angelegt, sollen aus Holz (einem Naturmaterial) gebaut werden, sind phantasievoll gegliedert, weichen schlicht vom Normalmaß ab und bieten sowohl dem Auge als auch der Seele etwas. Und den Bewohnern Luft, Sonne und Privatsphäre – trotz großer Offenheit nach außen. Kurz: Mal was Aufregendes, Sinnliches, Ungewöhnliches. Doch sowas kommt nicht in die engere Auswahl für eine Realisierung – die Architektur sei zu kompliziert. Na dann, geben wir doch gleich ein Haus von der Stange – wie zum Beispiel in massiver Dichte im Europaviertel – in Auftrag und sparen uns den Wettbewerb!