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Schlagwort: Verkehrsplanung

19.10.2020

19.10.2020

Die langen Zeiträume bis zur Verwirklichung von lange zuvor beschlossenen Planungen sind eigentlich nichts Neues. Ich erinnere mich noch, wie weiland der damals neu gewählte Oberbürgermeister Wallmann – erstmals in der Zeit nach 1945 durfte ein Mitglied der CDU in Frankfurt dieses Amt bekleiden! – nach 1978 ein Großprojekt nach dem anderen in Frankfurt feierlich einweihen konnte, deren Ursprünge allesamt noch auf Beschlüsse der vormals scheinbar auf Dauer regierenden SPD zurückgingen. Ich hebe neben dem Gesamtkonzept des Museumsufers nur noch das Rebstockbad und die Alte Oper hervor. Herrn Wallmann und seine Partei freute dies seinerzeit diebisch, sicherte es ihnen doch die unverdienten Lorbeeren, nicht zuletzt in Form der Wiederwahl mit formidablem – und für die SPD blamablem – Ergebnis. (Herr Feldmann konnte allerdings, dies muss hinzugefügt werden, bei seinem Amtsantritt Jahre später in der ihm hinterlassenen Erbschaft nichts dergleichen vorfinden.) Heute indes muss der grüne Wirtschafts- und Verkehrsminister des Landes den Bau einer Autobahn durchsetzen, die schon zu Holger Börners Zeiten, sogar noch vor der ersten rot-grünen Koalition im Land, geplant wurde und die er noch nie gewollt hat. Immerhin, er tut es; aber was bleibt ihm sonst auch übrig, will er sich nicht des Verfassungsbruchs schuldig machen…

Viel schlimmer ist demgegenüber nur noch, dass Planungen, die einmal die Papierform erblickten, nie aus der Welt zu schaffen sind, selbst wenn sie mal in der Schublade verschwunden sind. Ja, vor allem Stadt- und Verkehrsplaner sind gründliche Leute und schaffen Dauerhaftes. So wird immer mal wieder – bei tatsächlichem oder auch nur vermeintlichem Bedarf – eine uralte Planung aus der Schublade gezaubert, die man eigentlich als endgültig erledigt wähnte. Das funktioniert nur dann nicht, wenn es wirklich Geld kostet. So werden wir – glücklicherweise – sicher niemals im Autobahntunnel vom Miquelknoten zum Knoten am Ratsweg fahren können. Aber Teile dieser Planung, deren ursprüngliche Version in der Realität Vernichtungsfolgen ausgelöst hätte, sollen ja doch zumindest im Osten der Stadt Wirklichkeit werden. Ein anderes Beispiel ist die Verlängerung der Ludwig-Landmann-Straße in Richtung der (geplanten) Josefstadt zwischen Steinbach und Eschborn – seit Jahrzehnten in der Schublade, wird sie doch mit Sicherheit irgendwann gebaut werden, oder gibt es Zweifel?? Der Plan – ein ewiger Wiedergänger…

5.5.2019

5.5.2019

Besuche in anderen Städten ermöglichen dem geplagten Frankfurter, auch einmal innezuhalten und zu verschnaufen – es geht noch schlimmer… Zwar will sich nicht unbedingt Glückseligkeit einstellen, wenn man Zeuge noch unansehnlicherer Architektur und noch schmuddeligerer Straßenzeilen wird, als sie in manchen Gegenden Frankfurts anzutreffen sind. Aber diese Erfahrung relativiert dann doch den Gesamteindruck und drängt die Verzweiflung angesichts der Unzulänglichkeiten der Heimatstadt etwas in den Hintergrund.

Es spendet in diesem Sinn Trost, der zahlreichen Baustellenzäune ansichtig zu werden, mit denen die viertgrößte Stadt der Republik ausgestattet ist. Oder die Straßen- und Brückenungetüme, die eine menschenverachtende Verkehrs- und Stadtplanung geschaffen hat und die dem Passanten weiteste Umwege zumuten, um eine Straße zu überqueren. Auch die überlangen roten Ampelphasen – natürlich vor allem für die Fußgänger, aber sogar für die Stadtbahn – sind Grund zur Freude, und gar niedlich kommen die Radwege daher, die die Innenstadtringe säumen – tendenziell auf gleichem Niveau wie die Trottoirs und damit unmittelbar gefährliche Situationen provozierend, schmal und kurvig, auf jeden Fall holprig und immer wieder durch Baustellenzäune jäh und unversehens abgekürzt. Wie gelungen erscheinen demgegenüber die mittlerweile durchgehend verbreiterten Radwege auf der Eschersheimer Landstraße – leider nur stadteinwärts -, die da liegen, wo sie hingehören, nämlich (weitgehend) auf der Fahrbahn, und die nur am Eschenheimer Tor noch durch eine private Baustelle gestört werden, ansonsten aber freie Fahrt bieten!

11.4.2019

11.4.2019

Zu den typischen Eigenheiten der Frankfurter Stadtpolitiker zählt die Unzufriedenheit mit dem, was sie beschlossen und verwirklicht haben. Nie passt es wirklich, und so geht, kaum dass ein Vorhaben in die Tat umgesetzt wurde, regelmäßig schnell das Nachdenken los, wie man es denn doch noch so hinkriegen könnte, dass es gefällt.

Manche Verbesserungswünsche sind durchaus nachvollziehbar, wie etwa das Trachten nach einer Aufhübschung der Hauptwache, immerhin des zentralen Platzes der Stadt, jedenfalls in der Neuzeit. Diese Bemühungen gehören seit langem quasi zum Standardrepertoire des gemeinen Stadtverordneten, hat doch der Umbau 1968 zu einem vergleichsweise monströsen Krater in der Stadt geführt, der die Passanten in den Untergrund zwingt, der seinerseits schlimmer als jede Drachenhöhle daherkommt. Doch ist außer einer kosmetischen Operation vor längerer Zeit dabei nicht sonderlich viel herausgekommen, und jetzt erfährt man auch, warum: Die VGF, also die Betreiberin der U-Bahn, ist Herrin des Gesamtbauwerks, doch die fürchtet die Folgekosten, die aber ohnehin auf sie zukommen werden, und sie kann wohl Verkehr betreiben, nicht aber Flächen adäquat organisieren. Ob es letztlich doch irgendwann einmal dazu kommen wird, dass aus dem Loch um das historische Gebäude herum wieder ein Platz werden wird, steht in den Frankfurter Sternen, und die sieht man bekanntlich wegen der herrschenden Lichtverschmutzung nicht. Der Grundfehler liegt aber in der Orientierung früherer Verkehrspolitik an dem Grundsatz, Fußgänger und Straßenbahn unter die Erde zu verbannen, damit oben das Automobil freie Fahrt hat. Umgekehrt wäre es selbstverständlich sinnvoller gewesen; aber darauf zu hoffen, endlich einmal die Verkehrsplanung vom Kopf auf die Füße zu stellen, dürfte sich als utopisch erweisen.