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Schlagwort: Wetterau

3.11.2020

3.11.2020

Wehret den Anfängen, möchte man rufen. Aber wir sind schon mittendrin. Der Planet geht zugrunde, während wir immer noch dabei sind, die Spaßgesellschaft zu pflegen und nur daran zu denken, wie wir weiterhin möglichst viel für uns herausschlagen können. Angemessenes Verhalten in Zeiten von Corona? Klimaschutz? Solidarität? Toleranz? Gerechtigkeit? Das sind Aspekte und Werte, die scheinbar kaum noch jemanden interessieren, geschweige denn von einer Mehrheit verfochten würden.

Es sind banale Kleinigkeiten, die sich indes zu einem Gesamtbild fügen. In Wiesbaden – freie Fahrt dem Auto; in Frankfurt – Verzögerungen bei der Planung der Fortsetzung der U-Bahn-Linie U4 (pikanterweise verursacht durch Extra-Wünsche der Grünen, die sich auch diesmal wieder als zuverlässige Klientel-Partei zugunsten des großbürgerlichen Milieus erweisen); Randale auf der Zeil vor Beginn der Lockdown-Phase; in der Wetterau – Bau eines riesigen Logistik-Zentrums für eine bekannte Supermarkt-Kette auf wertvollem, bislang landwirtschaftlich genutztem Boden… Die Liste ließe sich unendlich fortführen. Und allüberall diese vorwiegend jungen Wutbürger, für die etwa Eier auf Polizisten werfen nur ein spielerisches Vergnügen ist oder die mit ihrer Verhohnepipelung der Maskenpflicht nur ihre pubertäre Aufmüpfigkeit ausdrücken. Protest ging früher anders und hatte vor allem Berechtigung. Heute wird er von vielen als Bühne für narzisstische Selbstdarstellung missbraucht; auch eine Form von Hedonismus. Leider mischen da aber auch noch andere mit, die diese Anlässe nutzen, ihre nicht mehr verdeckten radikalen Umtriebe in die Öffentlichkeit zu brüllen. Man kann keiner Demo mehr trauen. Am besten, man bleibt zuhause. Ist ja eh Lockdown.

10.2.2019

10.2.2019

Von der Umgebung, die das Beste an Frankfurt ist, bereise ich – als Heddernheimer – natürlich eher den nördlichen Teil. Der fängt zwar schon im Niddatal an, aber wenn man Bad Vilbel hinter sich gelassen hat, ist man wirklich weit draußen. Out there, wie die Amerikaner von Kansas sagen. Und es ist wahrlich nicht nur flach, wie man es von der Wetterau denken würde. Zwischen Bad Vilbel, Niederdorfelden und Kilianstädten einerseits und Bergen-Enkheim sowie Maintal andererseits erstreckt sich ein Höhenrücken, von dessen Grat man den Taunuskamm erspähen und bis in den Vogelsberg respektive – in südlicher Richtung – in den Spessart schauen kann; bei gutem Wetter ahnt man sogar den Odenwald im Dunst. Zwar konfrontiert dabei auch das Kraftwerk bei Seligenstadt mit der dicken weißen Rauchfahne den Blick; aber es wirkt schon majestätisch, von hier oben die riesige Mainebene zu überblicken.

Der kleine Buchenwald auf dem Höhenrücken, der auch einen Parkplatz umsäumt, steht zwar immer noch. Allerdings ragen nur noch vereinzelt mächtige Stämme älterer Bäume gen Himmel. 1994, als ich zum ersten Mal hier spazierenging, kam es mir noch vor, als durchschritt ich einen Urwald. Schon damals mächtige Buchenstämme, aber ungleich zahlreicher und umgeben von dichtem Unterholz. Na ja, 25 Jahre sind eine lange Zeit, und es ist ja üblich, dass die armen Waldarbeiter in den Wintermonaten die Kreissäge bedienen müssen, sonst hätten sie Langeweile. Aber etwas wehmütig erinnerte ich mich doch an meinen ersten Eindruck von diesem Wald, der jetzt in weiten Teilen gelichtet ist. Bleibt der Trost, dass das Unterholz nach wie vor da, nur größer geworden ist und Hoffnung darauf bietet, dass das doch mal wieder ein richtiger Hochwald werden wird. Mal sehen, wie es in 25 Jahren dort aussieht…

26.1.2019

26.1.2019

Samstag. Man sollte meinen, alles ist etwas geruhsamer und das, was unter der Woche manchmal nicht so hinhaut, sollte reibungslos klappen. Doch der Bus fällt aus (was man an der Station ja nicht erfährt, sondern nur über die RMV-App – aber immerhin), so wie auch schon tags zuvor. Also schnell zur U-Bahnstation Römerstadt gelaufen, um die U 1 zu nutzen. Die sollte zwar laut elektronischer Zuginformationstafel (oder heißt das Fahrtzielanzeige?) nach weiteren 2 Minuten abfahren, aber selbst nach 4 Minuten ist sie noch nicht einmal an der Station angekommen. Wie das??? Ist doch nur 2 Stationen nach Beginn der Fahrt… oder hat sich der Fahrer an der Endstation noch kurz einen Kaffee geholt? (Alles schon dagewesen, selbst erlebt vor einigen Wochen; der Fahrplan war ihm wurscht.)

Da die Bahn wenigstens noch erschien, stand dem Besuch des Erzeugermarkts auf der Konstablerwache dann doch nichts mehr im Weg. Das ist ja neben der Kleinmarkthalle schon ein richtiges Kleinod in dieser Stadt, und dementsprechend gut besucht ist der Markt. Es muss eine Ewigkeit her sein, dass ich das letzte Mal dort war. Die meisten Stände sind zwar noch da, wo sie immer waren. Nur haben sich die Standbetreiber etwas verändert – mal sind die Haare ausgefallen oder jedenfalls grau geworden (im Vergleich zu meiner letzten Visite), mal steht nun der Sohn hinter der Theke und bietet Vaters Brot aus der Vogelsberger Backstube feil, wo man früher den Vater leibhaftig begrüßen konnte. Und am hinteren Eck Richtung Fahrgasse, da steht ja was ganz Neues! Oder? Beim zweiten Hinschauen erkenne ich die Verwandlung: Der Milchbauernhof aus der Wetterau hat seinen Verkaufswagen komplett umgerüstet; wo es früher Milch, Milch, Joghurt, Quark und alles andere gab, was Milch werden kann, erscheint jetzt nicht nur die Theke edel-distinguiert, sondern auch das Sortiment – Milch gibt’s am wenigsten, dafür steht mittig eine echte Espresso-Maschine, rechts gibt es Milchreis. ansonsten Eis und andere Delikatessen, die früher in der Wetterau nicht hergestellt wurden, alles vom Feinsten. Und die Kühe hat man, so scheint’s, in den Ruhestand geschickt, wenn sie nicht ein schlimmeres Schicksal ereilte. Ja, so geht man mit der Zeit, auch in der Wetterau. Der Markt muss konkurrenzfähig sein!