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Autor: admin

7.3.2019

7.3.2019

Ich stelle mir immer wieder die Frage, wie es möglich ist, dass der Verkehr in dieser Stadt überhaupt noch so einigermaßen funktioniert. Vor Jahren machte ich dieses Pendel-Theater ja selbst allmorgend- und abendlich mit, wenn auch jeweils in die verkehrte Richtung. Doch schon seinerzeit bin ich regelmäßig fast wahnsinnig geworden ob der schieren Menge von rollendem Blech auf der Gegenspur, das allerdings regelmäßig zum Stillstand kam; und manchmal erwischte es mich ja auch. Jetzt haben sie wieder statistisch festgestellt: 380.000 Pendler pro Tag, aber immerhin 30 % weniger Verkehr in der Innenstadt – dafür 30 % mehr in den Außenbezirken.

Wenn dann die UEFA ein Europa-League-Spiel auch noch auf 18:55 Uhr festsetzt, geht gar nichts mehr und da wundere ich mich dann nur noch, dass das Stadion zu Spielbeginn trotzdem voll ist. Es ist mir ein Rätsel, wie die Fans das schaffen. Nicht nur rund um das Stadion, sondern eigentlich rund um die ganze Stadt war alles im Zwangs-Stillstand, sogar die S-Bahn, weil Idioten auf den Schienen randalierten. Und es sind ja nicht alle mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs. Berufsverkehr und Fanverkehr gleichzeitig, das ist einfach nur eine Katastrophe. Und die verdeutlicht, dass in Frankfurt einiges schon sehr nah am Limit ist. Wenn nicht schon drüber.

6.3.2019

6.3.2019

Wer schon immer mal am liebsten auf seine Bank scheißen wollte – bitte sehr, in Frankfurt gibt’s dafür jetzt die geeignete Örtlichkeit. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Das stille Örtchen für bestimmte menschliche Bedürfnisse im „MyZeil“-Einkaufszentrum (ich weigere mich, das mittlerweile auch hierzulande gebräuchliche amerikanische Synonym zu verwenden) ist umgebaut worden und erscheint jetzt im Glanz eines Hochsicherheitsraums einer Bank.

Da wird ein begehbarer Safe simuliert und sind mitten im Raum Gebilde aufgeschichtet und zur Schau gestellt (natürlich hinter Sicherheitsglas), die wie Goldbarren anmuten, obwohl ich beim ersten Blick aus der Ferne naiverweise noch vermutete, es handle sich um Handtücher – wie sie ja in besseren Örtlichkeiten dieser Art dann und wann auf diese Art drapiert werden. Aber schon der Weg von der Kasse (ja, hier wird man nichts umsonst los) dorthin hätte mich eines Besseren belehren können, wenn ich nur an die Wände geschaut hätte – umgeben von Schließfächer-Fototapeten könnte man wirklich auf die Idee kommen, hier in einem Schatzkästlein zu verweilen. Nur habe ich nicht den passenden Schlüssel, um so ein Ding an der Wand zu öffnen…

5.3.2019

5.3.2019

Das Schönste an der Fastnacht in Heddernheim ist der Fastnachtsdienstag. Für mich jedoch nur mittelbar wegen des großen Narrenumzugs am Nachmittag. Dieser bewirkt allerdings eine fast ganztägige großflächige Befreiung des Stadtteils von den Unmengen an Blech oder Plastik auf Rädern, die sonst die Straßen verstopfen. Da sieht man erst, wie viel Raum in diesem doch so eng gebauten Stadtteil vorhanden ist, und man kann mal so richtig durchatmen!

Wegen dringender dienstlicher Verpflichtungen konnte ich heute zwar nicht, wie sonst an diesem Tag, meinen morgendlichen Rundgang durch auto- und nahezu auch menschenleere Straßen machen, nur dann und wann aufgelockert durch das Tätigwerden eines der zahlreich in den Stadtteil beorderten Abschlepp-Fahrzeuge, bei dem zuzuschauen mir eine diebische Freude bereitet. Ach wenn doch auch an anderen Tagen diese Entschiedenheit an den Tag gelegt werden würde! Doch anders als im Stadion wird hier in der Regel nicht sofort zugegriffen, um die öffentliche Sicherheit wieder herzustellen. Parken in zweiter, gar dritter Reihe und vor Einfahrten ist an der Tagesordnung und wird fast ohne Ausnahme nicht sanktioniert. Allenfalls mit Knöllchen. Also doch: Schade, dass morgen alles wieder normal ist…

4.3.2019

4.3.2019

Jetzt spielen die großen Jungs wieder mit den großen Lego-Steinen, ganz massiv. Die Fastnachts-Umzüge (glücklicherweise ist diese ganze Narretei in zwei Tagen rum) müssen gesichert werden; dazu werden verstärkt die Beton-Kästen aufgestellt, die Lastwagenfahrer mit bösen Absichten daran hindern sollen, die Narren vorsätzlich umzufahren. An allen Endpunkten des Stadtteils, der morgen gesperrt und dann ein Tollhaus werden wird, werden sie heute schon aufgestellt, diese grauen Ungetüme, beobachtet jeweils von Polizeistreifen und hertransportiert auf Riesen-Lastern. Klar, dass dasselbe dann nochmals am Mittwoch geschehen wird, nur andersrum.

Nun ist ja klar, dass es einen beklagenswerten Grund für diese Vorsichtsmaßnahmen gibt. Aber wer glaubt denn im Ernst daran, dass dadurch Terroristen, die einen Anschlag vorhaben, an dessen Ausführung tatsächlich gehindert werden? Das ist doch alles nur Sicherheits-Kosmetik, die den Eintritt des Ernstfalls nicht ausschließen kann – mörderische Phantasie kennt keine Grenzen. Und dennoch stehen an zentralen Orten wie der Alten Oper oder der Hauptwache diese Hässlichkeiten das ganze Jahr über herum, versperren Wege und verschandeln das Stadtbild. Wie wäre es, der Wahrheit ins Auge zu sehen und klar einzugestehen, dass absolute Sicherheit nicht gewährleistet werden kann? In diesem Sinn kann man tatsächlich von einer „Macht des Schicksals“ sprechen, denn was alles passieren kann, wissen wir sowieso nicht.

3.3.2019

3.3.2019

Die Presseberichterstattung kreist manchmal um das falsche Thema und verzerrt dadurch die eigentliche Problematik. So geschieht es gerade wieder im Hinblick auf den unrühmlichen Polizeieinsatz vor dem Fußballspiel gegen Donezk. Nicht die Durchsuchung des Fanblocks war der Skandal – nur darüber wird noch geschrieben, und sicher, auch über deren Zulässigkeit kann man gut streiten -, sondern die Beschlagnahme des von den Fans gefertigten Banners mit durchaus nicht freundlichem Inhalt, die auch noch gewaltsam durchgesetzt wurde. Zu diesem Thema findet sich etwa in einem sehr ausführlichen Interview der FAZ mit Herrn Beuth überhaupt nichts. Erstaunlich angesichts der Tatsache, dass der Interviewer nur wenige Tage zuvor gerade die Beschlagnahme kritisiert hatte. Weil die Pyrotechnik in den Vordergrund gerückt wird, verliert die – im Interesse des Rechtsstaats notwendige – Diskussion aber den wahren Fokus.

Die Fans selbst haben das hingegen sehr wohl begriffen, wie man am Samstag im weiten Rund der Arena sehen konnte: Die Spruchbänder, die da flächendeckend die Werbebanner bedeckten – sicher nicht ohne das Einverständnis der Verantwortlichen der Eintracht; Hut ab! – , stellten vor allem die Meinungsfreiheit in den Vordergrund und zielten damit zu Recht gegen das polizeistaatliche Vorgehen der Frankfurter Polizei, die die Meinungsfreiheit nicht gegen ihren obersten Chef gelten lassen wollte. Das gab es zuletzt zu unrühmlichen Zeiten, die lange vorbei sind. Phantasie zeigten die Fans dabei auch noch. Und offenkundig wollte die Polizei diesmal nicht provozieren – die Beamten verbrachten den Nachmittag weitgehend in ihren Mannschaftswagen. Pyrotechnik wurde übrigens auch nicht abgefackelt. Alles friedlich. Na bitte. Ich kann den beflissenen Schutzleuten nur sagen: Bleibt einfach nur im Hintergrund, dann geht alles besser!

2.3.2019

2.3.2019

Auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, dass das gesamte Verkehrsdezernat eine Dienstreise nach Kopenhagen unternehmen sollte, um sich vor Ort anzuschauen, wie man eine Verkehrsplanung macht, die auch Radfahrern wirksam zu ihrem Recht verhilft – der Radverkehr in Frankfurt hat in den vergangenen Jahren exorbitant zugenommen. Das sieht man nicht zuletzt sogar im Waldstadion – der Fahrrad-Parkplatz am Haupteingang platzt bei jedem Spiel aus allen Nähten, auch wenn man sich fragen könnte, warum sich all die Radfahrer (einschließlich meiner selbst) der Tortur unterziehen, auf schlaglochübersäten oder mit Kopfsteinen gepflasterten Straßen, zum Teil eng entlang an gefährlichen Straßenbahnschienen, oder gar auf unbefestigten Wegen (durch Wald und Flur) zum Fußballspiel zu fahren. An den anderen Eingängen gibt es gar keine Abstellplätze für Räder; da sind dann Hunderte an Zäunen oder Geländern angeschlossen oder stehen wild in der Gegend herum.

Die Antwort weiß jeder Radfahrer: Nur diese Art der Annäherung an das Fußballspiel gewährleistet in der Regel pünktliches Erscheinen und ebenso schnelle und problemlose Abreise vom Ort des Geschehens. Außerdem genießt man Bewegung und frische Luft; na ja, zumindest beim Hinfahren. Den Abgaswolken nach dem Spiel entgeht nur derjenige, dem sein Wohlergehen mehr bedeutet als noch 14 qualvolle Minuten mit anzusehen, in denen die Eintracht aus einem 1:2 noch einen 3:2-Sieg fabriziert. Früheres Verlassen des Spiels war zu Zeiten von Armin Veh meist kein Fehler. Heute muss ich, da gibt’s noch was zu lernen, abwägen – Nervenkitzel gegen Sicherheit. Vielleicht könnten die Radwege-Verantwortlichen der Stadt mir behilflich sein und wenigstens einen einzigen vernünftigen Radweg zum Waldstadion bauen?

1.3.2019

1.3.2019

Frankfurt wächst, und Frankfurt verändert sich permanent. Das geschieht nicht nur zufällig – auch wenn das Stadtbild weitgehend anderes ausdrückt -, sondern da wird auch schon mal geplant. Früher lag alle paar Monate ein Prospektchen des seligen Planungsdezernenten Schwarz im Briefkasten, aus dem der interessierte Bürger ersehen konnte, welche Areale der Stadt in näherer Zukunft einer „Umgestaltung“ oder „neuen Nutzungsformen zugeführt werden“ sollten; heute sind die meisten dieser Projekte in die Tat umgesetzt. Nun, das Prospektchen gibt es nicht mehr; Umgestaltung findet freilich immer noch statt.

Heute berichtete die Lokalpresse gleich von zwei Planungen. Beide, obwohl völlig unabhängig voneinander, zeigen erneut die Hilf-, aber auch Phantasielosigkeit, die in den Hirnen der Verantwortlichen dominiert. Im Osthafen soll die Hafenmole mit einem – wegen des nahen Gebäudes der EZB – nicht ganz so hoch wachsen dürfenden Hochhausriegel eingerahmt werden, der die Teilung der Hafenbecken in seinem Äußeren nach oben hin fortsetzen soll. Wie das aussieht? Na wie wohl: Geradlinig, verglitzert (durch die üblichen Glasfassaden), glatt, kühl – und rein soll natürlich wieder ein Hotel, unter anderem. Hab ich noch was von Wohnnutzung im Bereich „upper upscale“ gelesen? Ich weiß es nicht mehr. Um Wohnnutzung geht es hingegen beim zweiten Projekt, der Planung von Mietwohnungen auf dem Areal des Hilgenfelds am Frankfurter Berg. Da gab es sogar einen Architektenwettbewerb mit internationaler Beteiligung, hört hört! Doch die Preise haben dann wieder einheimische Büros eingeheimst. Die Foto-Simulationen der Vorhaben verheißen den üblichen, hier allerdings durch abgerundete Konturen etwas modifizierten Einheits-Look. In solchen Gebäuden fühlt sich keiner wohl; aber darauf scheint kein Wert gelegt zu werden. Den interessantesten Vorschlag unterbreitete ein Architektenteam aus den Niederlanden – die wissen, wie man in neuer Zeit baut. Diese Gebäude sind hell angelegt, sollen aus Holz (einem Naturmaterial) gebaut werden, sind phantasievoll gegliedert, weichen schlicht vom Normalmaß ab und bieten sowohl dem Auge als auch der Seele etwas. Und den Bewohnern Luft, Sonne und Privatsphäre – trotz großer Offenheit nach außen. Kurz: Mal was Aufregendes, Sinnliches, Ungewöhnliches. Doch sowas kommt nicht in die engere Auswahl für eine Realisierung – die Architektur sei zu kompliziert. Na dann, geben wir doch gleich ein Haus von der Stange – wie zum Beispiel in massiver Dichte im Europaviertel – in Auftrag und sparen uns den Wettbewerb!

28.2.2019

28.2.2019

Hab ich letztens vom Kreischen der Sägen gesprochen, als signifikantes Begleitgeräusch in dieser Jahreszeit, so muss ich entsetzt vermelden, dass das noch gar nichts war im Vergleich zu dem, was in den letzten Tagen entlang der Rosa-Luxemburg-Straße geschah. Da kreischten nicht die Sägen; da walzten baggerähnliche Ungetüme des Nachts, aber auch in den Tagesstunden das Straßenbegleitgrün in einer Weise nieder, dass diesem wie auch dem erschrockenen Passanten Hören und Sehen verging. Bäume wurden nicht abgesägt oder fachmännisch gestutzt, sondern schlicht auf niedriger Höhe abgesenst, auf dass der Stumpf noch sichtbar in den Himmel rage, aber aller Äste beraubt. Das war kein zivilsiertes Baumpflegen mehr, das war eine Vernichtungsaktion.

So was habe ich bisher noch nicht miterlebt. Aber die Menschheit ist ja zu vielem fähig, wenn es darum geht, Ratz-Fatz-Aktionen möglichst effizient zu gestalten. Dem Wachstum der Bäume muss Einhalt geboten werden, damit nicht eines fernen Tags mal ein Ästchen sich auf die Straße verirrt und einen Unfall heraufbeschwört. Ok – im Grunde kann man nichts gegen Unfall-Vorsorge einwenden. Nur die martialische Art und Weise, in der das hier praktiziert wird, gibt denn doch zu denken. Da wird der Mensch zum bedenkenlosen (Reiß-)Wolf. Könnte man sich eigentlich die Frage stellen, warum man denn nicht gleich nur Rhododendron oder andere Sträucher pflanzt, die nicht so hoch wachsen, oder es, wie anderenorts sehr beliebt, nicht bei Stiefmütterchen belässt?

27.2.2019

27.2.2019

Nicht ganz so verwunderlich wie die breite Verankerung der närrischen Umtriebe in der modernen Welt (siehe Kaleidoskop vom 24.2.) erscheint die nahezu in Stein gemeißelte hohe Bedeutung, die der Kunstform „Oper“ für das kulturelle Leben in unseren Tagen immer noch zukommt. Dem fast überall – mit Ausnahmen – praktizierten permanenten Aufkochen eines Eintopfs immer derselben Werke mit ihren zumeist antiquierten, längst überholten und angesichts der heutigen Verhältnisse zuweilen lächerlichen Themen sowie einer teils jahrhundertealten Musik liegt aber wohl die Sehnsucht nach einer – gewiss idealisierten – „schönen Kunst“ und dem sinnlichen Erlebnis zugrunde, das die im Idealfall gelungene Harmonie von Musik, Gesang und Darstellung in grandioser Weise bieten kann.

Kann, aber nicht muss. Zum grandiosen Gesamtkunstwerk gehört eben mehr als die Versammlung herausragender Stimmen und guter Musiker. Zeichnete sich die Frankfurter Oper in den – leider lange zurückliegenden – Jahren unter Gielen und Zehelein insoweit gerade wegen provokant-tiefgründiger Inszenierungen als Schrittmacher einer den modernen gesellschaftlichen Verhältnissen adäquaten Aufführungspraxis aus, konnte sie in den Folgejahren – und bis heute – daran immer wieder nur sporadisch und auf einzelne Aufführungen beschränkt anknüpfen. Es gibt sie, diese Höhepunkte; aber sie verstecken sich in einem zugegeben extrem mannigfaltigen Gesamtprogramm, in dem sich keine „Handschrift“ wiederfindet außer derjenigen, musikalische Darbietungen auf äußerst hohem Niveau zu bieten. Das ist beachtlich, und doch enttäuscht gerade im Hinblick darauf die teilweise groteske Nachlässigkeit, mit der die Personen beauftragt werden, die das Ganze in Szene setzen sollen. Ergebnis dessen sind einerseits Perlen wie etwa Verdis „Stiffelio“, vor ein paar Jahren meisterhaft inszeniert von einem hierzulande unbekannten Australier, oder Brittens „Billy Budd“, andererseits aber auch grandiose Fehlleistungen wie die „Trojaner“ oder zuletzt „I Puritani“, bei denen hilflose Regisseure mit dem Sujet der Werke und den in Frankfurt gegebenen technischen und intellektuellen Möglichkeiten rein gar nichts anzufangen wussten. Wenn nunmehr für die „Macht des Schicksals“ der Rassismus als – in der Inszenierung dann auch noch am Beispiel der USA bebildertes – Kernthema in den Vordergrund gerückt wird, bleibt dies letztlich genauso banal wie seinerzeit die Betonung der Bedeutung der weiblichen Hauptfiguren als Ergebnis der gedanklichen Durchdringung des Werks durch die Regisseurin der „Trojaner“: Das sind Aspekte, die in den Werken angelegt sind; aber sie allein tragen die inhaltliche Botschaft nicht. Die innere Zerrissenheit der Handelnden, ihre Gefühlskonflikte, verursacht durch den angenommenen Zwang, gesellschaftlichen Konventionen genügen zu müssen – das sind viel umfassendere und zugleich mehr in die Innenwelt zielende Konflikte, die durch die Fokussierung auf ein eher im Außen bleibendes „Hauptthema“ verengt und durch eine plakative Bebilderung eben nur illustriert, aber nicht künstlerisch durchdrungen werden. Kommt hinzu, dass die Abarbeitung der Rassismus-Thematik am Beispiel der USA mittlerweile ein alter Hut ist. Da gäbe es andere aktuelle und viel provokantere Beispiele. Die Faszination eines Gesamtkunstwerks kann so – jedenfalls für mich – nur in wenigen Szenen aufkommen, und im zweiten Teil nimmt sich unwillkürlich der Gähnreflex seinen Raum.

26.2.2019

26.2.2019

Habe ich morgens einen Termin in der City und schüttet der Himmel weder Schnee, Hagel noch Regen über der Stadt aus, gönne ich mir meistens einen kleinen Gang an der frischen Luft. Wenn die Innenstadt erwacht, herrscht auch hier noch ruhige, gemächliche, erwartungsfrohe Atmosphäre, die an Sonnentagen wie heute noch stimmungsvoller wirkt. Im Innenhof des Römers begegnet mir selbst schon zu dieser frühen Stunde eine Gruppe erkennbar asiatischer Reisender, denen vermutlich gerade eine historische Lektion über den Kaisersaal erteilt wurde und die nun in Richtung Römerberg und Altstadt weitereilen.

Beginnend am Willy Brandt-Platz, ist es auch ein Weg durch die Architekturgeschichte der Nachkriegsära, der binnen weniger Minuten, gleichsam im Zeitraffer, auf drastische Weise die ganze Palette Frankfurter Planung und Bauweise illustriert. Zunächst vorbei an den einfallslosen, kühl-geradlinig emporragenden Gebäuden, die in extremer Verdichtung auf dem ehemaligen Degussa-Gelände errichtet wurden und in denen jeder Sonnenstrahl schlicht verschluckt wird; dann – im Anschluss an das historische Gebäude des Karmeliter-Klosters mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte, eine trefflich restaurierte Augenweide – werden die nüchternen, rein zweckmäßigen und auch äußerlich billigen Wohn-Zeilen aus den fünfziger Jahren passiert, mit denen Frankfurt in Konkurrenz zu Städten wie Hildesheim oder Teilen von Kassel steht – großstädtisch wirkt hier nichts; und zuletzt dann der Römerberg als Tor zur Altstadt. Hier kann man morgens noch jeden Löffel fallen hören. Ein verweilender Blick über das Oval des Platzes zeigt: Mit dem neuen Historischen Museum ist den Planern tatsächlich eine stimmungsvolle Arrondierung gelungen, die die Öffnung zum Main hin angemessen verengt und einen wirklichen Raum entstehen lässt, aber auch als Bauwerk einen gelungenen Akzent setzt – und zudem noch ästhetisch aussieht. Und dann setzt auch noch das mächtige Dom-Geläut ein… Ja, Frankfurt hat jetzt doch so etwas wie ein Herz.