21.4.2021

21.4.2021

Manchmal ist der erste Eindruck nicht ganz so zutreffend, wie er so selbstverständlich und prompt daherkommt. Erst nach Bedenkzeit zeigt sich, dass vielleicht wichtige Aspekte schlicht übersehen, jedenfalls nicht genügend in die Waagschale geworfen wurden. So geht es mir mit der Koalitionsentscheidung der Frankfurter Grünen, über die ich vor kurzem innerlich frohlockte (Kaleidoskop vom 15.4.2021). Doch nach der Lektüre eines Gesprächs der FAZ mit der Fraktionsvorsitzenden der LINKEN bin ich tatsächlich schlauer – wenn auch immer noch der Meinung, dass die Entscheidung der Grünen gutzuheißen ist. Aber mit Einschränkungen.

Es stellt sich ja schon die Frage, warum es denn so kunterbunt sein muss, dass auch blau-gelb (in Gestalt der FDP) im Koalitionsfarbengemisch vertreten sein soll. Da passt tatsächlich so einiges nicht von vornherein zusammen, inhaltlich, meine ich – warum holen sich die Grünen diese ja doch eher gestrige Tendenzen repräsentierende Partei ins Boot, wenn man doch andererseits proklamiert, eine Politik links von der Mitte anzustreben, wenn auch vor allem im Sinne ökologischen Umbaus? Da wären die LINKEN doch eher potenzielle Bündnispartner als die unscheinbare, aber stramm wirtschaftsliberale FDP. Es leuchtet ein, dahinter reines Machtkalkül zu vermuten: Vermutlich erachteten die Grünen wirklich eine womöglich zu erwartende rot-rote Einheit (als koalitionsinterner Gegenpart) als schlimmer (für sie) als den Sand im Getriebe, den die Hereinnahme der bürgerlichen FDP in die Koalition unvermeidlich zur Folge haben wird. Oder entpuppen die Grünen damit nicht doch zuallererst ihren eigentlichen Charakter als zutiefst bürgerliche Partei, die mit der klassischen Arbeiterschaft so gar nichts am Hut hat? Das hat die LINKE zwar auch nicht, zumal es die klassische Arbeiterschaft schon lange nicht mehr gibt, erst recht nicht in Frankfurt; aber sie schauen schon deutlicher auf die gesellschaftlich benachteiligten Schichten als die neue Mehrheitspartei im Römer…


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