22.2.2019
Die „Blaue Stunde“ ist vorwiegend dem späten Herbst und auch dem späten Winter vorbehalten, mit Übergriffen bis in den Vorfrühling. Jene Stunde, in denen selbst eine Stadt wie Frankfurt als mystisch und geheimnisvoll erscheinen kann. Jedenfalls entsteht in den Minuten, in denen sich bei wolkenlosem oder nur spärlich bedecktem Himmel das – mehr oder minder – helle Licht des Nachmittags in das pastöse Leuchten der Dämmerung verwandelt, eine besondere, anheimelnde Atmosphäre. In der Stadt selbst erlebte ich das zuletzt vor einer Woche am Willy-Brandt-Platz: Die strahlend violette Beleuchtung durch die niedergehende Sonne tauchte die Hochhäuser rund um den Anlagenring in einen majestätischen Schimmer, den die glänzenden Fassaden wieder zurückwarfen, und in solchen Momenten ist es pure Nebensache, dass neben den Anlagen der abendliche Berufsverkehr die Straßen zu einem unsicheren, unwirtlichen Ort macht.
Heute genoss ich dasselbe Schauspiel in Heddernheim. In diesem Licht wirkt der ohnehin schon ruhige Stadtteil wie eine Oase der Entspannung, vor allem, wenn es nahezu windstill ist. Der sich in aller Seelenruhe stetig verdunkelnde Himmel spiegelt optisch die Stille, die zu dieser Stunde dann einkehrt, wenn nicht gerade ein Güterzug über die Gleise der Main-Weser-Bahn rauscht. Doch selbst diese Geräusche erwecken zu dieser besonderen Tageszeit nicht Unmut, sondern Fernweh. Und während langsam das purpurne Leuchten der Dunkelheit weicht, wandelt sich im Innern die Anspannung der vergangenen Woche in ruhige Freude auf das nun beginnende Wochenende. Zum Glück diesmal ohne Stadion!