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Schlagwort: Backfisch

10.1.2020

10.1.2020

Stellt sich nun die Frage, was das eigentlich heißt – unwirtlich… und was gleichsam als das Gegenteil angesehen werden kann… Unwirtlich ist es jedenfalls nicht, wenn menschlicher Kontakt zustandekommen kann, mögen die äußeren Umstände noch so armselig und unschön erscheinen.

Wirtlich, menschlich, kommunikativ in diesem Sinne sind also Orte, in denen menschliche Nähe möglich ist. Dazu gehört – dem treuen Leser nicht unbekannt – Baders Fisch Deli, weiland einfach Fisch-Bader, in der Leipziger Straße, wo Hinz und Kunz – vor allem letzterer – in traditioneller Weise dem katholisch angesagten Freitagsfisch huldigen und panierten Backfisch mit Remoulade und Salzkartoffeln verzehren können. Das tun tatsächlich vor allem die Angehörigen der Generation vor der meinen, die dort jedenfalls an Freitagen in Scharen ihr Mittagsmahl einnehmen. Da es inzwischen aber auch eine rege Vielfalt mediterran zubereiteter Spezialitäten gibt, zieht es mittlerweile auch mehr und mehr Jüngere dorthin und finde auch ich mich regelmäßig dort ein und habe dann Mühe, überhaupt einen Platz zu finden. Man setzt sich zueinander, und an guten Tagen hört man dem Nachbar auch gern zu, wie er sich über dies und das äußert, mahnt, erinnert, meckert oder einfach nur genießt. Und dann besteht ja Gelegenheit, auch den eigenen Senf dazuzugeben. Bei aller Ungemütlichkeit und Zugluft – der Laden ist auch immer rappelvoll – das ist doch ein Plätzchen zum Verschnaufen, Innehalten, Abstandnehmen – oder eben Schwätzen!

12.7.2019

12.7.2019

Eine liebenswerte Institution – jedenfalls für Fischesser – in der mittleren Leipziger Straße in Bockenheim ist Baders Fisch-Deli, vormals einfach der Fisch-Bader. Während früher dort weitgehend nur der traditionelle deutsche Backfisch (nein, nicht als Synonym für eine junge Dame, wie das in den Fünfzigern hätte verstanden werden können, sondern die dick panierten gebratenen Teile ehemals lebendiger Seefische) verzehrt wurden, vor allem an Freitagen, da standen die Kunden bis draußen, wird heute, der Veränderung der Zusammensetzung der Frankfurter Bevölkerung entsprechend, zusätzlich auch alles, was die mediterrane Fischküche so hervorbringen kann, dem hungrigen Städter zur Labung angeboten. Glücklicherweise. Denn der deutsche Backfisch ist, obwohl Fisch, alles andere als ketogen.

Es geht aber nicht nur ums Essen – dort zu sitzen verhilft fast zu Urlaubsgefühlen. Chef und Servicekräfte pflegen einen recht burschikosen, aber liebevollen Umgang miteinander; die Kunden werden alle geduzt und da sitzt wirklich ein repräsentativer Querschnitt des Frankfurter Publikums und lässt sich entweder die Matjes (die besten, die man in Frakfurt bekommen kann; das erspart den Weg nach Zandvoort) mit Zwiebeln und Kartoffeln, die frittierten Sardinen (die es sonst so nur in Portugal gibt) oder Calamares oder eben den französischen Fischtopf nach Herzenslust schmecken. Natürlich sitzen hier auch immer noch die Liebhaber des panierten Seelachs-Filets; warum auch nicht. Tuchfühlung ist auch nicht zu vermeiden, da es nur wenige Sitzgelegenheiten gibt; bei schönem Wetter werden die Stehtische vor dem Schaufenster gern angenommen. Lokalkolorit pur. Einmal in der Woche bin ich mindestens dort. Auch deswegen, weil es zum Abschluss gleich gegenüber italienischen Espresso gibt!