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Schlagwort: Bockenheimer Depot

22.11.2019

22.11.2019

Wer sich Händels Oper „Tamerlano“ im Bockenheimer Depot ansieht, könnte auf die Idee kommen, das, was die Szene dort bietet, irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Die Fährte kann besser erkundet werden, wenn man noch bedenkt, dass es sich bei dem Regisseur um einen Menschen aus den USA handelt. Und richtig – auch Cady Noland, deren Werke vor Jahresfrist im Museum für moderne Kunst zu bestaunen waren (Kaleidoskop vom 2.1.2019), stammt ja von dort. Genau dahin, in die Ausstellungsräume des MMK, fühlte ich mich versetzt: Schön in Drahtkörben aufbewahrte Budweiser-Bierdosen, selbst das Orchester im Drahtkäfig, ein weitgehend leerer Raum; der Hauptdarsteller hantiert mit Steigbügeln und Sporen, eine weitere Darstellerin mit einem als Dolch gedachten Stahlbolzen; alles Utensilien, die an Cady Noland mehr als erinnerten. Und selbst die Wardens, die dazumal das Museum in Scharen bevölkerten und die Besucher im Auge hatten, fanden sich im Depot wieder, nur dass ihre Kittel in leuchtendem Blau gehalten waren und (überflüssigerweise) die Mitgliedschaft zur „CREW“ auswiesen. Das hatten die Leute im MMK nicht nötig.

Der Eindruck war in phänomenaler Weise vergleichbar: Eine Atmosphäre von (zunächst) unausgesprochener Gewalt und Angst, die verbildlicht oder vergegenständlicht wird. Das Leiden wird angedeutet durch die räumliche Gestaltung, ergänzt durch die Kostümierung, was ja auch schiefgehen kann. Hier allerdings nicht. Und froh war ich, dass die sonst mittlerweile unausweichlichen Video-Projektionen hier fehlten. Zum Glück. Sie hätten womöglich die flaue Stimmung kaputtgemacht.

31.1.2019

31.1.2019

Damit der Überdruss nicht noch größer werde und weil es heute wirklich mal pressierte, legte ich den Weg zur Arbeit mit meinem privaten motorisierten Verkehrsmittel zurück. Und welche Freude kehrte in mir ein! Nur sage und schreibe 7 Minuten 35 Sekunden waren vergangen, als ich den Zündschlüssel nach knapp 7 Kilometern in der Tiefgarage zu Bockenheim aus dem Schloß zog. Es flutschte; und das an einem normalen Arbeitstag außerhalb der Ferien, an dem auch noch Schnee gefallen war! Da muss ich doch – obwohl stolzer Inhaber eines Landestickets und überzeugter Umweltschoner – wirklich dreimal nachdenken, ob ich mir den Tort mit den Bahnen weiterhin so konsequent antun soll wie bisher in diesem Winter. Der Masochismus muss ja nicht auf die Spitze getrieben werden.

Aus der Perspektive des Autofahrers zeigt sich aber in aller Deutlichkeit eine weitere Frankfurter Spezialität. Wer erst einmal in Bockenheim drin ist, hat jede Mühe, von dort wieder rauszukommen. Jedenfalls Richtung Ginnheim. In der Adalbertstraße muss auf engstem Raum gewendet werden, allerdings erst nach Erteilung der entsprechenden Erlaubnis durch die Ampel, die nur dann – nach gehöriger Wartezeit, wie üblich – überhaupt erwartet werden kann, wenn eine Kontaktschleife auf der Fahrbahn befahren wurde. Da es deren zwei gibt und nicht jeder weiß, welche die richtige ist (ja, man muss schon bis ganz vornehin fahren…), kann es auch schon mal länger dauern. Dann riskiert man, an drei weiteren Ampeln (auf 200 m Straße) erneut stehenbleiben zu müssen, was heute insgesamt dreimal geschah. Und da der Bus der Linie 32 zwei Wagen vor mir fuhr, hielt ich dann an dessen Haltestelle gegenüber dem Bockenheimer Depot gleich noch einmal – Vorbeifahren geht nicht. Dann muss noch rechts und dann wieder links abgebogen werden (nach Passage von wiederum 3 Ampeln), bevor man endlich, wenn man Glück hat, auf dem Alleenring freiere Fahrt hat. Eine so zerrissene Verkehrsführung habe ich anderenorts noch nicht gesehen. Nach Südwesten Richtung Autobahn ist es übrigens ähnlich; da wird man auf Einbahnstraßen, deren Zick-Zack-Verlauf jedenfalls nicht dem natürlichen Straßenverlauf entspricht, durch Wohngebiete geschleust, ohne – wegen der vielen Ampeln, die zur Steuerung des Querverkehrs angebracht sind – richtig in Fluss zu kommen. – Wie war das mit dem Masochismus? Am besten, ich steige vollständig um auf Home-Office.