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Schlagwort: Mittagessen

10.1.2020

10.1.2020

Stellt sich nun die Frage, was das eigentlich heißt – unwirtlich… und was gleichsam als das Gegenteil angesehen werden kann… Unwirtlich ist es jedenfalls nicht, wenn menschlicher Kontakt zustandekommen kann, mögen die äußeren Umstände noch so armselig und unschön erscheinen.

Wirtlich, menschlich, kommunikativ in diesem Sinne sind also Orte, in denen menschliche Nähe möglich ist. Dazu gehört – dem treuen Leser nicht unbekannt – Baders Fisch Deli, weiland einfach Fisch-Bader, in der Leipziger Straße, wo Hinz und Kunz – vor allem letzterer – in traditioneller Weise dem katholisch angesagten Freitagsfisch huldigen und panierten Backfisch mit Remoulade und Salzkartoffeln verzehren können. Das tun tatsächlich vor allem die Angehörigen der Generation vor der meinen, die dort jedenfalls an Freitagen in Scharen ihr Mittagsmahl einnehmen. Da es inzwischen aber auch eine rege Vielfalt mediterran zubereiteter Spezialitäten gibt, zieht es mittlerweile auch mehr und mehr Jüngere dorthin und finde auch ich mich regelmäßig dort ein und habe dann Mühe, überhaupt einen Platz zu finden. Man setzt sich zueinander, und an guten Tagen hört man dem Nachbar auch gern zu, wie er sich über dies und das äußert, mahnt, erinnert, meckert oder einfach nur genießt. Und dann besteht ja Gelegenheit, auch den eigenen Senf dazuzugeben. Bei aller Ungemütlichkeit und Zugluft – der Laden ist auch immer rappelvoll – das ist doch ein Plätzchen zum Verschnaufen, Innehalten, Abstandnehmen – oder eben Schwätzen!

2.1.2020

2.1.2020

Und wie in jedem Jahr – je nachdem, wie die Feiertage liegen – sind die Tage vor und nach Neujahr nur zum Genießen, es sei denn, man begibt sich in den Strudel des Konsums. Die Bahnen sind weitgehend leer, viele Menschen befinden sich in Urlaub oder haben zumindest frei. Auf den Straßen käme man gut mit dem Auto voran, nur das Radfahren wird durch das Wetter vermiest. Auch wie in jedem Jahr zeichnet sich die Wetterlage in Frankfurt um diese Zeit durch Feuchtigkeit und Dunkelheit aus.

Doch in den Cafés ist es rammelvoll. Wer – wie ich – dachte, man könne endlich mal in aller Ruhe das Crumble aufsuchen, ohne den dort mittlerweile üblich gewordenen Müttergeschwadern und ihren bläkenden Säuglingen ausgesetzt zu sein, erlebt eine herbe Enttäuschung, Bis auf den letzten Platz ist das Lokal gefüllt, nur fehlen die Kinderwagen nebst Inhalt; die konnte ich in Gegenwart der sie schiebenden Väter auf den Gehwegen ringsum sichten, bevor ich in den bahnhofsgleichen Lärm eintauchte, um dort nolens volens mein Mittagessen einzunehmen. Zumindest das unterscheidet also die Tage vom Normalfall – die Mütter können ihren Kaffee mal unter sich schlürfen…

28.1.2019

28.1.2019

In der Pizzeria sitzt außer mir nur ein einziger Gast. Stumm blickt er auf die Straße hinaus, auf sein Mittagsmahl wartend. Aus dem Radio tönt, wie immer, halblaut – gerade so, dass es nicht stört – seichte Musik. Aber, wie gesagt, die hört man ja kaum. Der Chefe steht hinterm Tresen und verschränkt die Arme, guckt ebenfalls Richtung Straße. Erstaunlich, dass es zur mittäglichen Essenszeit hier so ruhig ist. Jedenfalls anders als an anderen Tagen zur selben Zeit.

Ja, das sei halt der Januar, meint Chefe. Das sei kein guter Monat. Die Leute hätten im Dezember ihr ganzes Geld ausgegeben, da bleibe nix mehr fürs Essengehen im Januar. Und dann auch noch das Wetter! Nass, kalt, grau, da wolle ja keiner vor die Tür. Und außerdem: Mittlerweile ließen selbst die Büroleute den Lunch liefern, wenn’s ihnen zu nass sei, um vor die Tür zu gehen. Ja, die Bequemlichkeit… und fast alle Restaurantbetreiber machten dabei mit, bei den Lieferdiensten; müssten sie ja, sonst hätten sie weniger Umsatz. Da gehe dann eben keiner mehr so schnell ne Pizza holen. – Als der Chefe mal schnell nach hinten geht – ist ja eh keiner da -, kommt sein Mitarbeiter aus der Küche nach vorn, schaut in die Runde, lächelt und prüft aufmerksam die Pizza im Ofen. Nimmt eine Bestellung zweier neu hinzugekommener Hungriger auf, bereitet vor und legt dann meine Pizza auf das Schneidbrett, verteilt Rucola und Parmesan darauf. Und mit einer Hingabe, die mich wohlig erschauern lässt, träufelt er noch gerade die richtige Menge Olivenöl darüber. E bene, es ist angerichtet. Dieser Mann hat eine Seelenruhe, und er genießt sein Tagewerk. Und die gute Stimmung steckt die Kunden an. Auf jeden Fall mich. Der nasskalte Januar, die Lieferdienste, man muss ihnen fast dankbar sein – sie schaffen Raum für meditative Mittagspausen, selbst in der Pizzeria!