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Schlagwort: Nidda

15.3.2019

15.3.2019

Manchmal geben banale Geschehnisse Anlass, hergebrachte und als allgemeingültig angesehene Erkenntnisse tiefgreifend in Frage zu stellen. So gilt es als Gemeinplatz der überkommenen Evolutionstheorie, dass alles in der Entwicklung der tierischen und menschlichen Welt darauf gerichtet sei, die Erhaltung der Art sicherzustellen. Das mag nachvollziehbar erscheinen, bedenkt man die freud-, im optimalen Fall lustvollen, ja glückseligen Gefühlsregungen, die mit dem Vollziehen des Fortpflanzungsakts verbunden sind, jedenfalls bei uns Menschen, selbst wenn der Akt gar nicht der Fortpflanzung dient (was ja nach kirchlicher Auffassung sowieso des Übels ist; aber diesem Thema widme ich mich hier lieber nicht – es würde schon das Format sprengen, und wer weiß, welche göttliche Strafe dann auf mich herniedergebracht würde).

Betrachtet der geneigte Spaziergänger indes die Enten beim Turteln (oder heißt das nur bei den Tauben so?) auf der Nidda, kommen gehörige Zweifel auf. Es handelt sich allem Anschein nach um einen gewalttätigen Akt, bei dem die arme weibliche Ente vom Erpel aufs Übelste misshandelt wird: Biss in den Nacken, der zur Körperstarre führt, der Erpel mit seinem ganzen Gewicht rittlings drauf, und was unter Wasser passiert, wollen wir uns lieber nicht ausmalen. Und alles in ständiger hektischer Schwimmbewegung, zusätzlich begleitet von weiteren 3 Erpeln, die sich vermutlich sofort auf das arme Tier stürzen werden, wenn der erste von ihm abgelassen hat. Eine Massenvergewaltigung, die bei Menschen unter Strafe steht. Und das soll Spaß machen? Der Erhaltung der Art dienen? Nun, im Ergebnis wird das nicht bezweifelt werden können. Aber irgendwie scheint die Natur gedacht zu haben, den Menschen mit ihren für den derzeitigen Entwicklungsstand doch noch überdimensionierten Großhirnrinden, in denen diese ganze Gefühlsvielfalt gespeichert und überhaupt erst zur Geltung gebracht werden kann, die Sache schmackhhaft machen zu müssen, damit da überhaupt noch was geht. Oder?

25.2.2019

25.2.2019

Das sonnige Hochdruckwetter der letzten Tage hat eine besondere Wirkung. Über der Stadt liegt eine nahezu unwirkliche Ruhe. Beim gestrigen Spaziergang entlang der Nidda schon deutlich wahrzunehmen – kein Laut dringt von den benachbarten Schnellstraßen ans Ohr; dafür hört man jede Schwimmbewegung der Enten auf dem Fluss mit mikroskopischem Detailreichtum: Geräusche vereinzeln sich und schweben durch die Luft. Und die Ruhe dringt in den Körper und führt zu meditativer Tiefenentspannung.

Auch heute noch, zum Beginn der neuen Woche, setzte sich das fort, selbst in urbanerer Umgebung. Am Bornheimer Uhrtürmchen herrscht frühmorgens zwar noch winterliche Kühle, doch die Atmosphäre hat schon fast Sommercharakter. Auch hier herrscht vor allem Ruhe, und was liegt dann näher, als ein Frühstück bei einem französischen Maitre Boulanger/Patissier einzunehmen und sich auch mental nach Frankreich zu beamen… Die Croissants und Baguettes sind „origine francaise“ (man verzeihe die nicht originale Schreibweise, aber ich finde die Taste für das nötige Sonderzeichen nicht), und auch der Kaffee schmeckt wie in Nancy oder Strasbourg, eben französisch. Das kann nicht ohne Nachtisch abgehen, die Patisserie-Theke ist zu verlockend!

19.2.2019

19.2.2019

Das Thema Motorsägen beschäftigt offenkundig nicht nur mich. Heute saß ich auf der Bank an der Nidda kurz in der Sonne und wurde Zeuge des sehr klaren Bewusstseins mehrerer Kinder für die Geschehnisse in ihrer Umgebung, die mit drei Erwachsenen dort ebenfalls das Wetter genossen – ob man denn wirklich weitergehen wolle?, fragten sie. Da die Begleitpersonen augenscheinlich nicht verstanden, präzisierte ein Kind: „Da vorne werden doch Bäume gefällt, ist das nicht gefährlich?“ Nun, das Kind hatte einen siebten Sinn, denn sehen konnte man von dort gar nichts, wohl aber hören; und zwar genau die Geräusche, die im gestrigen Beitrag beschrieben worden sind. Das nenne ich Wachheit! Die Begleitpersonen sahen darin allerdings keine Gefahr, sodass die Gruppe ihren Weg fortsetzte.

So werden wir von klein auf an die Merkwürdigkeiten unseres modernen Lebens gewöhnt, auf dass wir sie nicht mehr als merkwürdig empfinden. Mir hat es als Kind das Herz gebrochen, wenn ich abgesägte Baumstämme irgendwo liegen sah. Muss dieses Gefühl absterben, wenn man erwachsen wird? Klar: Einen kranken Baum, der womöglich Gefahr für Menschen bringen kann, den kann man schon beseitigen. Doch darum geht es ja meist nicht. Die übertriebene Manier, in der das Grün heutzutage „gepflegt“, frisiert, in Form gebracht wird, kann auch mit den phantasievollsten Worthülsen, die da immer bemüht werden, nicht schöngeredet werden – der Mensch macht sich die Erde untertan, wie es in der alten Bibel steht, und so wird eben auch die Natur passend gemacht. Ohne Ehrfurcht vor dem, was da während teilweise Hunderten von Jahren still gewachsen ist.

16.1.2019

16.1.2019

Zum ersten Mal im neuen Jahr mit dem Fahrrad zur Arbeit! Das kostete am Vormittag noch Überwindung – grau, mit wolkenverhangenem Himmel kam der Tag daher, und obwohl kein Frost war, blies der Wind aus Nordwest eisig. Aber umso schöner dann die Rückfahrt am Nachmittag bei pastellblauem Glanz, zunehmendem Sonnenschein und – Rückenwind!

Am Ufer der Nidda entlangfahrend erspähte ich gleich drei Enten und einen Erpel, die ihre Schwänzchen in die Höh reckten, weil sie mit den Schnäbeln im Trüben fischten. Wasserhühner schwammen aufgeregt umher, die 2 mittlerweile Heddernheimer Bewohner gewordenen Nilgänse steckten auf der Uferböschung noch ihre Köpfe ins Gefieder und vier Spaziergänger amüsierten sich über die niedliche Nutria-Familie, die gerade die mitgebrachten Futterreste der Menschen verputzte, wie das eben Bisamratten so tun – possierlich, die Karotte in den Pfoten haltend und laut schmatzend und mit den Kiefern mahlend. Den Erwachsenen spart’s den Eintrittspreis für den Zoo, auch wenn die Nagetiere auf diese Weise nicht artgerecht ernährt werden. Und so fern der Frühling noch ist – eine Ahnung konnte man heute davon schon haben, im Biotop Frankfurt…