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Schlagwort: Niddaufer

18.10.2020

18.10.2020

Der Spaziergang am schon winterlich-kalten Herbstnachmittag offenbart die Zeitenwende. Der Vorteil eines Urlaubs im September in südlichen Gefilden mag die (auch dieses Jahr geglückte) Verlängerung des Sommers hinein in den Frühherbst sein; der Nachteil ist aber meist der Verlust des Übergangs und – jedenfalls in diesem Jahr – der Verlust einer ganzen Jahreszeit. So wie heute fühlte ich mich in den vergangenen Jahren im Dezember und Januar.

Grau ist alles um mich herum, träge dümpelt die muffig riechende Nidda dahin, selbst am Uferweg, an Sommerwochenenden dicht bevölkert (und noch vor zwei Wochen ein unfalldrohender Ort), ist kaum ein Mensch zu sehen. Wer will bei diesem grämigen Klima schon draußen sein? Einzig die bunte Laubfärbung, die an manchen Bäumen nun einsetzt, haucht dieser traurigen Atmosphäre ein wenig Lebendigkeit ein – und ist doch nur Ausdruck des Absterbens, das vor uns liegt. Die Wetter-App verheißt einen strengen, kalten Winter. Die Menge der Eicheln, über die ich trete, scheint diese Prognose nur zu bestätigen. Vor einem kalten Winter liegt das Zeug immer massenhaft herum. Die Bäume sichern das Überleben ihrer Art…

23.11.2019

23.11.2019

Erstaunlich, welche Prioritäten die Menschen an einem Tag wie diesem setzen – die Sonne kommt ausnahmsweise einmal durch den Hochnebel über Frankfurt durch, es schimmert hell, die Temperaturen entsprechen nicht unbedingt der Jahreszeit, doch auf dem Weg in die Stadt füllt sich die U-Bahn zunehmend und spätestens an der Hügelstraße wähnt man sich im dicksten Berufsverkehr. Nun, vielleicht stehen dann nicht so viele Kinderwagen in der Bahn wie heute und sind eher Einzelpersonen als ganze Familienstämme unterwegs. Aber klar ist, wo die alle hinwollen: An der Hauptwache und am Willy-Brandt-Platz leert sich die Bahn. Das Ziel ist die Zeil; es wird mal wieder geshoppt.

Halt, nicht zu früh den Stab brechen… letzten Samstag herrschten noch schlimmere Verhältnisse (bei allerdings noch um weites schönerem Wetter) im Städel, da alle sich anschauen wollten, wie das Museum den van Gogh präsentiert. Mir steht an solchen Tagen der Sinn danach, einfach so lange wie möglich draußen zu sein, am besten in der Ruhe eines Waldes oder auf freiem Feld, etwa an der Nidda. Na ja, Ruhe… zumindest am Niddaufer muss man auch höllisch aufpassen, nicht von einem der wilden Biker umgefahren zu werden, die im Renndress ihren Ausgleich zur Bürowoche suchen; und gejoggt wird dort im Minutentakt. Voll ist es auch da. 750 000 Einwohner…

16.2.

16.2.

Auch Richtung Süd-Westen an der Nidda entlang wähnt man sich in Feld und Flur, aber nicht auf der Gemarkung einer Großstadt. Zwar muss man Praunheim und Rödelheim passieren, aber städtisch wirkt auch das nicht. (Das Schöne an Rödelheim ist übrigens die Verpflegungsstation für den noch nicht so erschöpften Radfahrer, eine Confiserie mit Leckereien französischer Machart, aber hausgemacht. Nur muss man achtgeben, rechtzeitig vor Geschäftsschluss dort einzutreffen, also mindestens eine Viertelstunde vorher; sonst wird man freundlich wieder hinauskomplimentiert, und die Auslage ist auch leer.) Zwischen Rödelheim und Nied wird’s dann sogar fast abenteuerlich. Die letzte Staustufe wurde nämlich naturnah gestaltet; die Nidda teilt sich und wird zum rauschenden Fluss, der große Felsbrocken überspült. Da kommen durchaus Erinnerungen an die Gorges du Tarn auf, wenn auch hier eine Gorge schlechterdings fehlt. Aber rauschen tut’s genauso.

Am Mainufer in Höchst stehen die hohen Pappeln nicht mehr. Dafür sind jetzt Kastanien (oder Ahorn? Man muss es ja derzeit anhand der Baumrinde herausfinden… ) in schöner Doppelreihe gepflanzt und zwei parallel verlaufende Wege begleiten den Fluß, einer für Fußgänger und der andere für Radfahrer. Wie fürsorglich doch manchmal die Stadtplaner denken! Die Gefahrenvorsorge hatte freilich nicht hinreichend im Blick, dass die Realität doch zuweilen von der Idee abweicht. Gruppenweise tummeln sich Spaziergänger auf dem (geteerten) Radweg, während nebenan auf der platt gewalzten Erde für die Fußgänger immer mal wieder ein Radfahrer die Bank passiert, auf der ich mich niedergelassen habe, die Höchster Altstadt im Blick und von der Sonne beschienen. Zum Glück passierte trotz hoher Verkehrsdichte nichts…

15.2.2019

15.2.2019

Heute war offenkundig der Tag der offenen Biere. Zunächst stieß ich beim Nachmittags-Spaziergang am Niddaufer – was soll man bei diesem Wetter auch anderes machen? – auf zwei Herren in Jeans und Kapuzenpulli (jene Montur, die unser Ex-Bundeskanzler, der wenigstens noch ein richtiger Kanzler war, etwaigen tollkühnen SPD-Kandidaten für ebendieses Amt zu meiden anrät, um nicht von vornherein chancenlos zu sein), die auf einer Bank ein schönes Fäßchen platziert und dessen Inhalt in ihre passenden Gläser umgefüllt hatten, mit denen sie sich, wie Männer dies eben so tun, in aller Seelenruhe zuprosteten. Das Outfit ließ nicht zwangsläufig den Schluss darauf zu, dass sie kurz zuvor einem Flieger aus Charkiw entstiegen waren; das hätte aber durchaus sein können, und ein Unentschieden der Eintracht in ukrainischer Kälte wäre ja durchaus ein Grund, ein Fass aufzumachen, bei den lauen Temperaturen hier…

Abends, auf meinem Weg in die Oper, bestieg an der Haltestelle Weißer Stein ein einzelner Mann die Bahn, der gleich zwei Fläschchen in der Hand hielt. Wie sich herausstellte, war er verabredet, denn zwei Stationen weiter erhielt er Gesellschaft von einem weiteren. Die erste Handlung nach der Begrüßung: Der Flaschenmitbringer entkorkte eine Flasche, reichte sie mit wohlmeinendem Augenaufschlag und ohne Worte – weil Männer ja nicht viel reden müssen – seinem Begleiter, öffnete die zweite Flasche und beide nahmen erst einmal einen kräftigen Schluck, und es war selbstverständlich nicht der letzte. Man unterhielt sich über Job und was sonst noch, die Kehlen immer gut befeuchtet, und auch hier wieder der coole Männerblick, wie man ihn auch aus der Werbung kennt. Nur nicht zuviele Emotionen… Ich frage mich unwillkürlich, ob ich so etwas überhaupt schon einmal in einer U-Bahn gesehen habe – ich trinke Bier höchstens in der Kneipe oder zuhause.

16.1.2019

16.1.2019

Zum ersten Mal im neuen Jahr mit dem Fahrrad zur Arbeit! Das kostete am Vormittag noch Überwindung – grau, mit wolkenverhangenem Himmel kam der Tag daher, und obwohl kein Frost war, blies der Wind aus Nordwest eisig. Aber umso schöner dann die Rückfahrt am Nachmittag bei pastellblauem Glanz, zunehmendem Sonnenschein und – Rückenwind!

Am Ufer der Nidda entlangfahrend erspähte ich gleich drei Enten und einen Erpel, die ihre Schwänzchen in die Höh reckten, weil sie mit den Schnäbeln im Trüben fischten. Wasserhühner schwammen aufgeregt umher, die 2 mittlerweile Heddernheimer Bewohner gewordenen Nilgänse steckten auf der Uferböschung noch ihre Köpfe ins Gefieder und vier Spaziergänger amüsierten sich über die niedliche Nutria-Familie, die gerade die mitgebrachten Futterreste der Menschen verputzte, wie das eben Bisamratten so tun – possierlich, die Karotte in den Pfoten haltend und laut schmatzend und mit den Kiefern mahlend. Den Erwachsenen spart’s den Eintrittspreis für den Zoo, auch wenn die Nagetiere auf diese Weise nicht artgerecht ernährt werden. Und so fern der Frühling noch ist – eine Ahnung konnte man heute davon schon haben, im Biotop Frankfurt…