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Schlagwort: Pizzeria

6.2.2019

6.2.2019

Im vergangenen Jahr feierte das Nordwestzentrum sein 50jähriges Bestehen. Es ist nicht annähernd mehr mit dem zu vergleichen, was 1968 da eröffnet wurde. Die nackten, grauen Waschbetonwände der Gebäude erhielten ein Facelifting mit hellen Steinplatten, und man steht nicht mehr so im Wind, der früher gnadenlos durch die Häuserzeilen peitschte, weil das Zentrum seit den neunziger Jahren weitgehend überdacht ist. Vor allem hat sich die Zahl der Läden vervielfacht und damit in gleicher Weise diejenige derer, die dort einkaufen oder welchen Vergnügungen auch sonst immer nachgehen.

So belebt nun das Nordwestzentrum infolge all dieser Umgestaltungen ist, so tot fühlt sich der benachbarte Heddernheimer Ortskern an. Sicher, die Nordweststädter sind da noch nie zum Bummeln hingegangen. Aber noch in den 70er, 80er Jahren war das von der Heddernheimer Landstraße und der Nassauer-/Kirchstraße gebildete Straßenkreuz ein urbaner Mittelpunkt. Es gab noch vielfältigen Einzelhandel mit entsprechendem Publikumsverkehr der Einheimischen, einschließlich der so gegebenen Möglichkeiten, Bekannte zu treffen und mit ihnen ein Schwätzchen zu halten. Das hat sich radikal verändert. Zwar bieten mehrere Pizzerien und Döner-Läden sowie ein permanent kundenloser Tandoori-Inder-Pakistani neben den beiden Aufback-Bäckereien zumindest leibliche Nahrung. Eine Müsli-Manufaktur ist hinzugekommen, die aber nur freitags am Nachmittag kurzzeitig geöffnet hat. Und ein Weltwunder stellt die Chimaira-Buchhandlung dar, die es geschafft hat, schon mehrere Jahre dort zu überleben, wo fast niemand mehr flaniert. Die Gemüseläden, in denen man noch bedient wurde, sind allerdings verschwunden. Allerdings bietet Avereinse, der portugiesische Supermarkt, seit einigen Jahren die Möglichkeit, in heimischer Umgebung Reminiszenzen an sonnige Urlaubszeiten aufkommen zu lassen. Erstaunlich, wieviele Portugiesen in Frankfurt leben; an Samstagen hört man im Laden kein deutsches Wort. Also, die Struktur ist da – aber die Ruhe, die tagsüber herrscht, wirkt gespenstisch.

28.1.2019

28.1.2019

In der Pizzeria sitzt außer mir nur ein einziger Gast. Stumm blickt er auf die Straße hinaus, auf sein Mittagsmahl wartend. Aus dem Radio tönt, wie immer, halblaut – gerade so, dass es nicht stört – seichte Musik. Aber, wie gesagt, die hört man ja kaum. Der Chefe steht hinterm Tresen und verschränkt die Arme, guckt ebenfalls Richtung Straße. Erstaunlich, dass es zur mittäglichen Essenszeit hier so ruhig ist. Jedenfalls anders als an anderen Tagen zur selben Zeit.

Ja, das sei halt der Januar, meint Chefe. Das sei kein guter Monat. Die Leute hätten im Dezember ihr ganzes Geld ausgegeben, da bleibe nix mehr fürs Essengehen im Januar. Und dann auch noch das Wetter! Nass, kalt, grau, da wolle ja keiner vor die Tür. Und außerdem: Mittlerweile ließen selbst die Büroleute den Lunch liefern, wenn’s ihnen zu nass sei, um vor die Tür zu gehen. Ja, die Bequemlichkeit… und fast alle Restaurantbetreiber machten dabei mit, bei den Lieferdiensten; müssten sie ja, sonst hätten sie weniger Umsatz. Da gehe dann eben keiner mehr so schnell ne Pizza holen. – Als der Chefe mal schnell nach hinten geht – ist ja eh keiner da -, kommt sein Mitarbeiter aus der Küche nach vorn, schaut in die Runde, lächelt und prüft aufmerksam die Pizza im Ofen. Nimmt eine Bestellung zweier neu hinzugekommener Hungriger auf, bereitet vor und legt dann meine Pizza auf das Schneidbrett, verteilt Rucola und Parmesan darauf. Und mit einer Hingabe, die mich wohlig erschauern lässt, träufelt er noch gerade die richtige Menge Olivenöl darüber. E bene, es ist angerichtet. Dieser Mann hat eine Seelenruhe, und er genießt sein Tagewerk. Und die gute Stimmung steckt die Kunden an. Auf jeden Fall mich. Der nasskalte Januar, die Lieferdienste, man muss ihnen fast dankbar sein – sie schaffen Raum für meditative Mittagspausen, selbst in der Pizzeria!

19.1.2019

19.1.2019

Nichts ist so beständig wie der Wandel, hat mal jemand gesagt, ich weiß nicht wer; oder ist es ein allgemeiner Sinnspruch? Wie dem auch sei – es stimmt. Das wird manchmal erst deutlich, wenn man plötzlich wahrnimmt, dass schon lange alles irgendwie anders war als vorher, ohne dass man so richtig Notiz davon genommen hätte.

In der Pizzeria saßen jedenfalls drei Mitarbeiter der Informatik der Universität, die mir früher dort regelmäßig beim Verspeisen meiner Pizza Rucola Gesellschaft leisteten. Zuweilen schwatzten wir miteinander, wenn sie nicht gerade – wie ziemlich oft – Fachliches zu besprechen hatten. Ich weiß, dass dieser Teil der Uni lange auf dem Campus in Bockenheim verblieben war. Aber gesehen haben wir uns schon lange nicht mehr, und möglicherweise sind auch sie zuguterletzt ins Westend übergesiedelt. So rechte Wiedersehensfreude kam freilich nicht auf. Ja, auch die vielen jungen Menschen asiatischer Herkunft, immer fröhlich lächelnd und auf keinen Fall das selbstgemachte Tiramisu auslassend, erscheinen schon lange nicht mehr hier in der Mittagspause. Ob sie etwa jetzt nebenan beim Koreaner oder drei Häuser weiter beim Sushi-Laden einkehren? Und nicht zu vergessen: Die Pizza backt nun auch ein anderer…