O tempora…
…o mores, das war schon den alten Lateinern klar. Wohin sind wir nur gekommen? Oder, feiner formuliert, nicht nur die Zeiten ändern sich… Wenn auch die Zeitenwende noch nicht überall und auf allen Ebenen der Gesellschaft angekommen sein mag – in Heddernheim, dem fastnachtlichsten Stadtteil Frankfurts, findet sie jedenfalls am Fastnachtsdienstag aus Anlass des alljährlichen Festzugs von Klaa Paris statt.
Erstmals in der langjährigen Geschichte der Heddemer Fassenacht wird nicht nur, wie schon immer und ohne jeden Aufschrei der FDP, der freiheitliche Individualverkehr für einige Stunden aus dem Zug-Viertel ausgesperrt. Nein, in diesem Jahr wird nahezu der gesamte Stadtteil zur „Sicherheitszone“ erklärt und in diesem Bereich flächendeckend eine absolute Halteverbotszone eingerichtet. In Teilen schon ab dem Montag, insgesamt aber ab Dienstag, 4 Uhr morgens, und das ganztägig, werden die Autos verbannt, wobei die Stadt nicht kümmert, wo die beflissenen Halter der Fahrzeuge selbige denn unterbringen sollen, wenn sie nicht zufällig für diesen Tag einen Werkstatttermin vereinbart haben. Klar, in den letzten Monaten ist einiges pasiert, was möglicherweise bei konsequenter Beachtung von Sicherheitsvorkehrungen nicht unbedingt hätte passieren müssen. Aber glaubt man wirklich, mit Maßnahmen wie dieser etwaige Attentate wirksam zu verhindern? Absolute Sicherheit ist eine Wunschvorstellung, und Anschläge werden nicht nur mit Autos verübt. Verhältnismäßigkeitserwägungen sollten sich nicht primär von Eventualitäten oder gar Angst leiten lassen, sondern von einer prognostischen Einschätzung, ob sich aus bestimmten tatsächlichen Anhaltspunkten Gründe für die Annahme einer konkreten Gefahr ergeben.