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Schlagwort: Wien

6.8.2019

6.8.2019

Die Vervollkommnung der Altstadt schreitet unaufhaltsam voran. Anderthalb Jahre nach der Eröffnung des Gevierts zwischen Dom und Römer beziehen doch tatsächlich schon die letzten Mieter ihre bislang noch nicht nutzbar gewesenen Gewerberäume. Ein Kiosk harrt noch der Fertigstellung, doch angesichts der vielen Rigips-Platten, die heute die Bauarbeiter traditionsbewusst – also manuell – von der Braubachstraße zum Hühnermarkt trugen, kann das nur noch eine Frage von Stunden sein.

Allerdings: Wer Hunger oder Durst hat, dem wird dort reichlich gegeben. Es geht schon los in der Goldenen Waage, in der nun endlich das schon lange angekündigte Café beheimatet ist. Dann, auf dem Weg zum Römer, kann man zwischen deftig-derb (gleich zwei Fleisch- und Wurststände reizen die Gaumen der Touristen) und elegant fein (rassige Weinauswahl) wählen, bevor man weiterschlendert oder doch zunächst noch eine Rast auf dem Hühnermarkt einlegt. Und der weite Weg kann dann mit einer Einkehr bei einer angeblich portugiesischen Konditorei beendet werden, damit man nicht vor lauter Erschöpfung doch noch zusammenbricht, bevor die alte Krönungsstätte in Sichtweite kommt. Immerhin, die Kuchenauswahl ist riesig; allerdings: in Lissabon sieht sowas anders aus. Mir ist das seit heute allerdings alles egal. Denn nun hat auf dem Hühnermarkt auch noch eine Filiale meines liebsten Frankfurter Kaffeerösters aufgemacht und bietet in kleinem, aber feinem Ambiente das an, wofür er berühmt geworden ist. Allerdings: Die Kaffeehausdichte zwischen Braubachstraße und Hühnermarkt ist mittlerweile beängstigend… da kommt ja selbst Wien nicht mehr mit!

9.1.2019

9.1.2019

Kaffeehaus-Atmosphäre – ein „Kleiner Brauner“, eine Melange oder gar ein „Einspänner“ – wem der Sinn nicht nur nach Kaffeegenuss, sondern auch der dazu einfach notwendig gehörenden Stimmung steht, der denkt unweigerlich an Wien. Das Wiener Kaffeehaus und seine nörgelnden Ober sind Institutionen, derentwegen Millionen von Touristen die Stadt besucht haben und auch weiterhin besuchen werden, mag auch dort das Kaffeehaus alter Tradition längst nicht mehr in so großer Zahl wie früher anzutreffen sein.

Mit Frankfurt verbindet man das nicht, ungeachtet der geradezu atemberaubend gewachsenen Zahl neuartiger Coffeeshops oder Espresso-Bars. Allein die Adalbertstraße in Bockenheim bietet auf ihren knapp 500 m Länge deren 4, das „Crumble“ und das „Albatros“ um die Ecke nicht mitgezählt; dazu zwei Bäckereien mit Kaffee-Anschluss und einige Pizzerien, die natürlich auch Espresso im Angebot haben. Die Kaffee-Auswahl lässt keine Wünsche mehr offen – aber Atmosphäre? Zum Entspannen wie im Wiener Kaffeehaus sind alle diese Etablissements der falsche Ort, auch das Crumble, das mittlerweile scharenweise die jungen Mütter mit ihren schreienden Säuglingen angelockt hat, die früher im Albatros dem Stillen nachgingen. Überall nüchtern-sachliche Einrichtung, spröde Geschäftigkeit (teils mit Selbstbedienung), erheblicher Lärmpegel und weitgehend ein Publikum, neben dem zu sitzen jedenfalls mir keinen Spaß macht. Etwa jeder zweite sitzt vor einem aufgeklappten Laptop und schlürft kaltgewordene Latte. Und mehr als 2 Euro für einen Espresso zu zahlen – das ließe sich kein Italiener im Heimatland bieten…