Browsed by
Autor: admin

26.1.2019

26.1.2019

Samstag. Man sollte meinen, alles ist etwas geruhsamer und das, was unter der Woche manchmal nicht so hinhaut, sollte reibungslos klappen. Doch der Bus fällt aus (was man an der Station ja nicht erfährt, sondern nur über die RMV-App – aber immerhin), so wie auch schon tags zuvor. Also schnell zur U-Bahnstation Römerstadt gelaufen, um die U 1 zu nutzen. Die sollte zwar laut elektronischer Zuginformationstafel (oder heißt das Fahrtzielanzeige?) nach weiteren 2 Minuten abfahren, aber selbst nach 4 Minuten ist sie noch nicht einmal an der Station angekommen. Wie das??? Ist doch nur 2 Stationen nach Beginn der Fahrt… oder hat sich der Fahrer an der Endstation noch kurz einen Kaffee geholt? (Alles schon dagewesen, selbst erlebt vor einigen Wochen; der Fahrplan war ihm wurscht.)

Da die Bahn wenigstens noch erschien, stand dem Besuch des Erzeugermarkts auf der Konstablerwache dann doch nichts mehr im Weg. Das ist ja neben der Kleinmarkthalle schon ein richtiges Kleinod in dieser Stadt, und dementsprechend gut besucht ist der Markt. Es muss eine Ewigkeit her sein, dass ich das letzte Mal dort war. Die meisten Stände sind zwar noch da, wo sie immer waren. Nur haben sich die Standbetreiber etwas verändert – mal sind die Haare ausgefallen oder jedenfalls grau geworden (im Vergleich zu meiner letzten Visite), mal steht nun der Sohn hinter der Theke und bietet Vaters Brot aus der Vogelsberger Backstube feil, wo man früher den Vater leibhaftig begrüßen konnte. Und am hinteren Eck Richtung Fahrgasse, da steht ja was ganz Neues! Oder? Beim zweiten Hinschauen erkenne ich die Verwandlung: Der Milchbauernhof aus der Wetterau hat seinen Verkaufswagen komplett umgerüstet; wo es früher Milch, Milch, Joghurt, Quark und alles andere gab, was Milch werden kann, erscheint jetzt nicht nur die Theke edel-distinguiert, sondern auch das Sortiment – Milch gibt’s am wenigsten, dafür steht mittig eine echte Espresso-Maschine, rechts gibt es Milchreis. ansonsten Eis und andere Delikatessen, die früher in der Wetterau nicht hergestellt wurden, alles vom Feinsten. Und die Kühe hat man, so scheint’s, in den Ruhestand geschickt, wenn sie nicht ein schlimmeres Schicksal ereilte. Ja, so geht man mit der Zeit, auch in der Wetterau. Der Markt muss konkurrenzfähig sein!

25.1.2019

25.1.2019

Die Postreform mag in guter Absicht vollzogen worden sein – zu guten Ergebnissen führte sie nicht. Seit die Post privatisiert und in mehrere Teil-Unternehmen aufgespalten wurde, hat sich die Qualität der Dienstleistungen drastisch verschlechtert. Aber die Veränderungen machen sich auch auf andere Weise bemerkbar.

Kam früher der Postbote oder die Briefträgerin einmal am Tag – aber wenigstens zuverlässig; sage noch mal einer was gegen Beamte!! -, so erscheint heutzutage im Lauf des gesamten Tags oft gleich ein Reigen von Beschäftigten ganz unterschiedlicher Provenienz, um Post abzuliefern. Der gelb gewandete Deutsche Post-Briefträger kommt – gefühlt – noch am unregelmäßigsten und meist auch erst spät am Nachmittag; da bleibt der Briefkasten manchmal tagelang leer, vermag aber am fünften Tag die Menge an Umschlägen und Sendungen kaum zu fassen. (Ob der Träger sich’s zwischendurch zuhause gemütlich macht?) Dafür wird zuweilen schon früh morgens ein Briefchen vom rot ausgestatteten Main-Versand (oder wie die heißen) in den Kasten eingeworfen, sodass der Weg nach draußen bei klirrender Kälte wenigstens nicht umsonst gewesen ist. Aber die Paketzustellung – rund um die Uhr muss man gewärtigen, dass es klingelt, und sehr darauf bedacht sein, schnellstens an die Tür zu kommen, sonst muss das Päckchen entweder beim Nachbarn oder zwei Tage später an der weit entfernten Abholstelle eigenhändig besorgt werden! Und manchmal geben sich die Hermes-Boten und der DHL-Russe und DPD sozusagen die Tür in die Hand; jedenfalls sieht man ständig die Lieferwagen im Stadtteil irgendwo rumstehen. Den Rekord hält freilich UPS – da kommt das Paket auch nach 20 Uhr, wohl weil dem armen Zusteller eine stadtweite Route zugemutet wird. Das ist alles aber gar nichts im Vergleich zu meinem früheren DHL-Zusteller, der seine Handy-Nummer hinterließ, wenn er niemanden antraf, und auch zu später Stunde einen Anruf mit einer Lieferung kurz darauf beantwortete. Da war die Post zwar auch schon privat; aber dieser Mensch hatte wenigstens noch so etwas wie Dienst-Ethos. Das zählt für DHL und die Deutsche Post heute freilich nicht mehr, die beuten lieber aus und erhöhen das Porto.

24.1.2019

24.1.2019

Die ersten Schneeflocken nicht nur dieses neuen Jahres, sondern überhaupt dieses Winters, der bisher eher keiner war. Jedenfalls in Frankfurt; um die Alpen mag sich ein anderes Kaleidoskop kümmern. Nun, nach knapp einer Woche Dauerfrost, rieselte es also (endlich?) weiß vom Himmel herab, genauer: von den eintönig grauen Wolken, die den Himmel derzeit verhängen. Ganz sanft, ganz gemächlich und in einer Dichte, die das Schneemann-Bauen als utopisch erscheinen ließ.

Das ficht freilich die Kämpfer für rutschfreie Straßen und Gehwege nicht an. In der Nachbarschaft sichtete ich Unmengen bezahlter Dienstleister, die auftragsgemäß für die nicht selbst kehren wollenden oder könnenden Anrainer die Wege vom Weiß befreiten. Da wurden von großen Lastwagen kaum weniger große Gerätschaften runtergeladen und mit deren Hilfe dann auf vier Rädern (nein, Raupenfahrzeuge wurden noch nicht verwendet) vor den Häusern das lichte Schneepulver, das noch nicht einmal den Boden durchgehend weiß schimmern ließ, mit großem Getöse in einer breiten Spur weggeblasen. Diesen Männern war eine Energie eigen, die sie in der früheren Sowjetunion sicher in den engeren Kreis derjenigen befördert hätte, für die eine Ordensverleihung hätte in Betracht gezogen werden können. Und überall blinkten die gelben Warnleuchten, damit auch niemand verletzt werde! Oh, wie schämte ich mich, überließ ich doch den Gehsteig vor dem Haus ganz sich selbst und den Schnee seinem Schicksal, und er wurde von allein wieder grau wie zuvor… Zum Glück war ich nicht allein. Meinen Nachbarn, der sonst auch immer als einer der ersten zum Besen greift, auch wenn es noch so schneit, hat dieses leichte Gestöber von Puderzucker auch nicht aus dem Haus gelockt.

23.1.2019

23.1.2019

Die gesundheitshalber verordnete Enthaltsamkeit hat auch noch andere Auswirkungen. Komme ich deswegen doch kaum noch einfach mal so nach Niederursel. Das dort ansässige Wein-Depot war früher in regelmäßigen Abständen mein Ziel, sei es, um den Keller aufzufüllen, sei es, um einfach nur zu probieren (aber ich bin dann ja doch nicht ohne mindestens eine Kiste dort rausgekommen). Schon allein wegen der verworrenen Straßenführung war das dann immer mit Sightseeing verbunden; man musste erst quer durch den ganzen Stadtteil und fühlte sich mitten auf dem Land. So viele schöne Fachwerkhäuser gibt es nicht einmal in der neuen Altstadt, und vor allem sind sie bewohnt!

Oder sie geben Raum für andere Nutzungen. Beim letztjährigen Tag der offenen Höfe ließen sie einen alles besichtigen, die Künstler, Handwerker, Ladenbetreiber, Seminarveranstalter oder eben auch Bauern (ja, es gibt noch den einen oder anderen in Frankfurt!). Zu selbstgebackenem Kuchen oder gepresstem Apfelmost konnte man die Ateliers in den Hinterhöfen besichtigen oder die Ziegen oder Ponies im Stall streicheln. Vor allem die Anthroposophen haben hier ihre Frankfurter Heimat gefunden, haben die alten Häuser und Höfe fachgerecht restauriert und sorgen dafür, dass sie nicht verfallen. Und das Café Mutz (nein, keine Provision) hat die pleite gegangene Ebbelwei-Schänke abgelöst und sorgt nicht nur optisch für ein Highlight im Dorf…

22.1.2019

22.1.2019

Gesund leben zu wollen ist etwas Schönes, und keiner wird dagegen ernsthaft etwas einwenden. Nur die lieb gewordenen Gewohnheiten stehen der Verwirklichung dieses Vorsatzes denn doch häufig im Weg! Bislang genoss ich zum Beispiel abends immer mal wieder das eine oder andere Gläschen Wein, oder das eine und andere Gläschen… nicht, weil das Weintrinken von interessierten Kreisen geradezu als Inbegriff seligmachender Gemütlichkeit hochstilisiert wird, sondern einfach, weil’s mir schmeckte.

Neuerdings widme ich meine freie Zeit weniger dem (Rot-)Weingenuss, sondern dem Studium der Inhaltsstoffe und der Wirkung resveratrolhaltiger Nahrungsergänzungsmittel, die mir den aufgrund beschlossener Enthaltsamkeit verwehrten unmittelbaren Zugang zu diesem in den roten Traubenschalen (und den aus ihnen hergestellten Genussmitteln) enthaltenen Antioxidationsmittel auf andere Weise sicherstellen sollen. Das Schlucken einer Kapsel – wenngleich mit wertvollem Pulver – kann man geschmacklich sicher nicht mit dem Ergebnis des Nippens am Weinglas vergleichen; und den ganzen Abend kann man damit auch nicht gemütlich bei einem Kerzenlicht verbringen. Aber wenn’s der Gesundheit dient…

21.1.2019

21.1.2019

Telefonmarketing ist eine neue Masche, die mich belästigt. Immer wenn eine zart flötende Frauenstimme mich vertraut-kumpelhaft begrüßt und nach meinem Befinden fragt, weiß ich Bescheid. Dann steht mal wieder ein zufälliger Besuch des Handwerksmeisters an einem der folgenden Tage an und er könnte doch mal vorbeischauen, ob da nicht was in Haus oder Garten erledigt werden muss. Hätten wir doch das letzte Mal so besprochen; ob ich mich dessen nicht erinnere? Spätestens dann lege ich auf.

Manchmal klingelt aber das Telefon und es geht nicht um Werbung, sondern um Forschung. Nicht Markt-, sondern Meinungsforschung. Heute erwischte mich ein wissenschaftliches Institut aus dem nahen Taunusstein, das im Auftrag der Stadt Frankfurt wissen wollte, wie es sich hier lebt. Da gebe ich doch gern Auskunft! Wenn es dann aber wenigstens Fragen wären, aus deren Beantwortung die Stadtverwaltung ersehen könnte, was sie besser machen sollte! So wird man jedoch nur nach dem „Lebensgefühl“ gefragt oder – immerhin – nach der Zufriedenheit mit der Polizei oder der Arbeitsweise der öffentlichen Einrichtungen. Dafür darf ich aber nur Noten verteilen. Daraus ergeben sich dann Erkenntnisse, wie sie gern auch in nichtssagenden Zeitungsartikeln breitgetreten werden, um ein Städte-Ranking nachvollziehbar zu machen. Doch was nutzt es mir, zu erfahren, dass Frankfurt allgemein eine hohe Lebensqualität bietet (als ob ich das nicht selbst schon wüsste!), wenn ich nicht durch konkrete Angaben dazu beitragen kann, das zu verbessern, was im Argen liegt?? Na ja, hat man halt wieder mal die Bürger zu ihrer Meinung befragt; das allein scheint manchen Verantwortungsträgern schon zu genügen.

20.1.2019

20.1.2019

Die ganz kleine 80°-Sauna oben in den Titus-Thermen war leer. Also mit viel Raum zum Hinlegen und Ausstrecken. Das liebe ich. Doch mein Alleinsein war nur von kurzer Dauer. Nach wenigen Minuten erschien ein etwa Achtzigjähriger, grüßte freundlich, erlaubte mir ausdrücklich, liegen zu bleiben, kündigte aber auch das Kommen einiger weiterer Nachzügler an. Die erschienen kurz darauf, ein ebenso altes Paar, und dann setzte ich mich doch auf, denn die Dame wollte auf die oberste Reihe und musste ja irgendwie an mir vorbei. Das Schweigen war nur kurz durch Gesprächsfetzen unterbrochen, die die drei als Bekannte und regelmäßige Saunagänger auswiesen; dann kehrte wieder Stille ein, und wir schwitzten vor uns hin.

Damit war es wenig später endgültig vorbei. Die Tür ging auf, ein bauchiger Weißhaariger (ja, 80 Jahre…) schaute herein, und obwohl eigentlich alles belegt war, nahm er dann doch noch auf der untersten Reihe neben meinen Füßen Platz. Wir rückten zusammen. Und dann schaute er sich um und fing unvermittelt mit meinem Nebenmann zu reden an, über das Wetter, über Teneriffa, wo es jetzt schön sei, und über Asien, wohin er im Februar fliegen werde, und wollte gar nicht mehr aufhören. Nach kurzer Zeit bemerkte der Herr von ganz oben naserümpfend laut vernehmlich, dass da wohl einer aber heftig Knoblauch verspeist haben müsse. Und tatsächlich, auch mir stieg zunehmend ein kräftiger Hauch von Ammoniak in die Nase. Das war offenbar zuviel – der Weißhaarige kehrte uns den Rücken zu und tapste hinaus. Als ich wenig später ebenfalls die Sauna verließ und gutes Weiterschwitzen wünschte, kamen freundliche Grüße von den Holzbänken. Und die lächelnde Ermunterung, ich solle doch mal riechen, wo der andere hingegangen sei…

19.1.2019

19.1.2019

Nichts ist so beständig wie der Wandel, hat mal jemand gesagt, ich weiß nicht wer; oder ist es ein allgemeiner Sinnspruch? Wie dem auch sei – es stimmt. Das wird manchmal erst deutlich, wenn man plötzlich wahrnimmt, dass schon lange alles irgendwie anders war als vorher, ohne dass man so richtig Notiz davon genommen hätte.

In der Pizzeria saßen jedenfalls drei Mitarbeiter der Informatik der Universität, die mir früher dort regelmäßig beim Verspeisen meiner Pizza Rucola Gesellschaft leisteten. Zuweilen schwatzten wir miteinander, wenn sie nicht gerade – wie ziemlich oft – Fachliches zu besprechen hatten. Ich weiß, dass dieser Teil der Uni lange auf dem Campus in Bockenheim verblieben war. Aber gesehen haben wir uns schon lange nicht mehr, und möglicherweise sind auch sie zuguterletzt ins Westend übergesiedelt. So rechte Wiedersehensfreude kam freilich nicht auf. Ja, auch die vielen jungen Menschen asiatischer Herkunft, immer fröhlich lächelnd und auf keinen Fall das selbstgemachte Tiramisu auslassend, erscheinen schon lange nicht mehr hier in der Mittagspause. Ob sie etwa jetzt nebenan beim Koreaner oder drei Häuser weiter beim Sushi-Laden einkehren? Und nicht zu vergessen: Die Pizza backt nun auch ein anderer…

18.1.2019

18.1.2019

Auf dem Weg vom Nordwestzentrum zur Apotheke in der Römerstadt – es ist schon dunkel – tönt auf einmal volles Glockengeläut aus dem Turm von St. Sebastian. Ich höre das ja sonst allenfalls von fern, und meistens sind es die Heddernheimer Kirchen, die mir dem Sonntagmorgen durch ihre Glocken eine weihevolle, ich finde: geheimnisvolle und andächtige Stimmung verleihen.

Die sonst so profan und nüchtern anmutende Nordweststadt – sie erhält von einer Sekunde auf die andere so etwas wie Heiligkeit und Urbanität. Von allen Seiten strömen tatsächlich… na ja, ich will’s nicht übertreiben – von allen Seiten kommen Passanten, eindeutig auf dem Weg zum Gottesdienst. Wie ich einem Anschlag an der Tür entnehme, wird heute eine besondere Messe zum Patrozinium gefeiert. Wie bitte? Dieses Wort hatte ich bislang noch nicht vernommen; es meint die Schutzherrschaft des Kirchenpatrons, und der Feiertag des Heiligen Sebastian ist dann wohl heute, oder? (Damit oute ich mich definitiv als Ungläubigen…) Aber dies alles gibt mir Anlass, mal ins Innere der Kirche zu schauen, und tatsächlich – selbst in einem modernen Gemäuer kann so etwas wie mystische Atmosphäre leuchten! Das spärliche Licht, die hellen Bruchsteinwände, die abgesetzten Glasquader, das Holz und der nackte Beton – alles zusammen ein geheimnisvoll anmutendes, warmes Stimmungsbild, und das in einer Trabantenstadt!

17.1.2019

17.1.2019

Wer noch ein wenig auf seine Umgebung achtet, muss hartgesotten sein. Öffentliche Verkehrsmittel waren zwar noch nie dafür berühmt, Horte der Pflege zwischenmenschlicher Kommunikation zu sein. Ausnahmen kommen vor, wie ich selbst neulich erlebt habe, sind aber selten. Allerdings erinnere ich mich noch an Zeiten, zu denen wenigstens in den Abteilwagen der ehemaligen Deutschen Bundesbahn dann und wann ein Gespräch mit den Mitreisenden zustandekam. Aber in den Zügen der privatisierten Nachfolgeorganisation dominiert auch in den Abteilen weitgehend das Schweigen.

Meine heutige Fahrt zur Arbeit ließ mich jedoch erschrecken. Schon beim Einsteigen in die U-Bahn bemerkte ich einen Mann mittleren Alters, der sich mit langsamen Schritten, den Blick starr auf sein Handy-Display gerichtet, in die Richtung der Nachbar-Tür zubewegte und den Knopf zum Öffnen erst mal nicht fand. Wie auch, war er doch offenkundig anderweitig beschäftigt… Zwei Stationen weiter musste die Bahn länger halten, weil Ebenderselbe, mit den Augen immer noch in die gleiche Richtung wie Minuten zuvor starrend, diesmal aber noch mit den Fingern klimpernd, erst sehr spät mitbekam, dass er eigentlich aussteigen wollte, und dies dann auch – langsamen Schrittes – in die Tat umsetzte, dabei aber fast hinausfiel, weil er den Blick nicht hob und so nicht sah, wo er hintrat. In diesem Moment sah ich mich um: Ich war umgeben von Menschen, die nur nach unten schauten; alt und jung, männlich wie weiblich, teils mit Stöpseln im Ohr; mit ihren Sinnen abwesend, jedenfalls nicht im Raum anwesend, sondern in einer fiktiven Welt, die sich auf einem winzigen Bildschirm-Geviert ereignete, mit der Wirklichkeit, dem Augenblick aber rein gar nichts zu tun hatte. Die Bahn war brechend voll – doch ich fühlte mich nur einsam.