27.7.2022

27.7.2022

Nicht nur räumlich-/örtliche Erfahrungen bringen das Gehirn in Wallung, sondern auch gefühlsmäßige Wahrnehmungen. Oder sind diese nur das Resultat der subjektiven Verarbeitung von Wahrnehmungen in der Außenwelt? Das mögen Pilosophen tiefer erörtern. Mir genügt die Wahrnehmung als Ausgangspunkt; und die führt jetzt von der Örtlichkeit in den Bereich der Beurteilung menschlichen Verhaltens.

Um nichts anderes geht es, wenn ich meine Beobachtungen der letzten Wochen resümierend zusammenfasse: Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit nehmen in einem Umfang zu, dass unweigerlich die Frage aufkommt, wie lange es noch dauern wird, bis sich die emotionale Ladung so anstaut, dass es zur Entladung kommen muss. Heute war in der Zeitung zu lesen, dass das in Frankfurt schon seit einigen Wochen gültige Verbot des Grillens in der Öffentlichkeit massenhaft ignoriert wird. Man muss nicht jeden Tag die städtischen Bekanntmachungen im Amtsblatt lesen, um auf die Idee zu kommen, dass das Zündeln auf Grills oder ähnlichen Gerätschaften derzeit gemeingefährlichen Charakter hat. Aber offenbar interessiert das die Menschheit wenig; für viele gilt vielmehr: Hauptsache, ich kann es mir gemütlich machen und meinen heimatlichen Gepflogenheiten (sorry, aber es ist nun mal so – die meisten dieser Griller kommen aus dem süd- bis südöstlichen Raum jenseits des Mittelmeers) auch hier nachgehen, mag die Wiese danach brennen oder nicht. Ein Verhalten, das nicht neu ist; der Grillplatz an der Hadrianstraße ist schon länger „geschlossen“, also entwidmet, was jedoch manche Zeitgenossen stets aufs Neue einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen. In die gleiche Kategorie zählt ein Verhalten, das ich in letzter Zeit gehäuft beobachtet habe: Autos werden in voller Breite auf dem Gehweg (und natürlich bei angeordnetem absoluten Haltverbot) abgestellt, um die Pizza ein Haus weiter abzuliefern. Natürlich stehen in unmittelbarer Umgebung massenhaft legale Abstellplätze zur Verfügung – aber nicht nur, dass dort kein Schatten ist, nein, man müsste vielleicht drei Schritte mehr laufen. Was macht es schon, dass der Eingang zum Grundstück komplett mit Blech verriegelt ist und der Besitzer sich nicht einmal mehr zu Fuß an der Karre vorbeizwängen kann? Hauptsache, das Auto wird nicht zu warm. Gleiches gilt auch für viele Lieferanten und sogar Paketzusteller, wenn diese ihren Job ausüben. Jeder Schritt scheint zuviel zu sein; da wird dann auch mal das enge „Heidenfeld“ oder die „Ringmauer“ blockiert, anstatt drei Meter weiter rückwärts einzuparken. Viel zu viel Aufwand. Jeder denkt an sich, und offenbar immer häufiger nur an sich.


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