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Schlagwort: Straßenbahn

10.7.2019

10.7.2019

Paradiesische Zeiten in den Straßenbahnen der Linie 16, jedenfalls zwischen Ginnheim und Bockenheimer Warte! Wegen der Streckensperrung der U-Bahn in der Eschersheimer Landstraße und des dadurch bedingten höheren Passagieraufkommens auf den Ersatzstrecken in die City bietet die VGF tatsächlich Fahrten im doppelten Takt an. Eine Maßnahme, die ich schon lange für geboten halte, aber als permanentes Angebot, um den ebenso regelmäßigen wie unsäglichen Verspätungen auf dieser Linie Rechnung zu tragen und der ewigen Warterei der armen Fahrgäste endlich Einhalt zu gebieten.

Freilich – auch das hilft nicht durchweg. Letzte Woche habe ich die Bahnen teilweise übervoll erlebt, weil gleich zwei U-Bahnen sich entluden, die 16 abfahrbereit an der Kreuzung stand, die Fahrgäste sie aber nicht abfahren ließen, weil sie sich noch in die Bahn zwängten – obwohl die nachfolgende Tram schon dahinter wartete. Das hat aber auch damit zu tun, dass in technischer Hinsicht die Steinzeit in Frankfurt noch nicht ganz ihr Ende gefunden hat. Um loszufahren, muss der Fahrer zuvor einen Ampelknopf gedrückt, besser: mit einem Schlüssel die Ampel aktiviert haben; auch dann vergeht regelmäßig aber noch geraume Zeit, bis es tatsächlich für die Tram grünes Licht gibt. In dieser Zeit fahren immer wieder einzelne Autos der Bahn vor die Nase, sie bekommen so schnell kein „rot“. Warum eigentlich? Da ist er wieder, der leider immer noch grundsätzlich eingeräumte Vorrang der PKWs vor dem öffentlichen Verkehr. Besonders absurd wirkt sich dann aber noch aus, dass auch die Busse der Linie 39 den Weg der Tram kreuzen und sie per Funk eine Vorrangschaltung betätigen, die dann wieder die händische Ampel-Schaltung des armen Straßenbahnfahrers außer Kraft setzt, sodass sie oder er dann erneut aussteigen muss, um seine Ampel zu aktivieren, mit der erwähnten Wartezeit… und dann blockieren manchmal immer noch Passagiere die Türen. So können schon mal 5 Minuten oder mehr vergehen, bevor es wirklich losgeht, und dann ist eben schon eine Verspätung erreicht. Einleuchten will es mir nicht – dass es heutzutage keine bessere Technik geben sollte?

30.1.2019

30.1.2019

Der Straßenbahnfahrer (oder die Straßenbahnfahrerin; mittlerweile ist die Quote zwar immer noch nicht erfüllt, aber es werden immer mehr) ist ein Wesen, das komplexesten Anforderungen genügen muss. Er oder sie muss nicht nur das riesige Fahrzeug technisch beherrschen und die Insassen ohne Schaden an ihre Ziele bringen – anders als früher bedarf es dazu allerdings meist nur noch diverser Knopfdrücke, während ich noch das schwarze runde Kurbelrad im Fahrerhaus der alten Straßenbahnen in Erinnerung habe, das aber eben nicht als Lenkrad, sondern als Antriebssteuerung fungierte -; es bedarf vielmehr auch der aufmerksamen Beachtung des umbrausenden Verkehrs und einer gewissen Sorgfalt, um kein Auto zu rammen oder einen Passanten zu überfahren, und was eben dergleichen sonst noch beachtet werden muss. (Der geneigte Leser möge mir die Stilanleihe bei T. Mann verzeihen; ich werde dies künftig zu vermeiden versuchen. Das Kaleidoskop soll ja wenigstens lesbar sein.)

Wenn sich angesichts dieser gravierenden Belastungen offenkundige Überforderungssymptome zeigen, ist also Verständnis angebracht. So verbieten sich schon Gedanken an eine Beschwerde, kommt man – wie heute früh geschehen – an der Ginnheimer Endstation mit der wie immer verspäteten U 1 an und schafft es nicht mehr, in die Linie 16 umzusteigen. Die Bahn stand zwar noch da und wartete auf das Fahrsignal der Ampel, denn sie muss ja in die belebte Straße einbiegen, auf der immer noch der Autoverkehr Vorrang hat. Aber die Türen waren schon zu und der Fahrer hatte den Öffnungsmechanismus schon ausgeschaltet. Hätte er mich und die nachfolgenden Möchte-gern-Passagiere freundlicherweise noch reingelassen, hätte das übel geendet. Denn dann wäre eine weitere Ampelphase abzuwarten gewesen, die auch im Jahr 2019 mindestens noch zwei weitere komplette Minuten in Anspruch genommen hätte. Nicht zu vergessen, dass der Fahrer dann ja nochmals die Bahn hätte verlassen und mit seinem Schlüssel den Ampelmechanismus zugunsten der Bahn hätte betätigen müssen. Und die Bahn war ja ebenfalls schon zu spät. Tja, die Abwägung, entweder der Transportaufgabe gerecht zu werden oder den Fahrplan einzuhalten, ist schon manchmal eine diffizile Angelegenheit. In jedem Fall bewirkt die Entscheidung nur ein Übel. Insoweit – mein tiefes Mitgefühl! Bleibt die Frage, ob in unserer modernen Zeit nicht bessere technische Lösungen möglich sein könnten…

14.1.2019

14.1.2019

I’m growing old. Zugegeben – geklaut aus „True Grit“, aus dem Munde Rooster Cogburns, aber wahr für jeden von uns. Banal, aber unabänderlich. Heute fiel es mir nur mal wieder besonders auf. Ich fahre nämlich jetzt immer mit der Straßenbahn zum Rebstockbad. Das ist zwar umständlich, weil ich zweimal umsteigen muss, aber es konveniert mir derzeit ungemein – das Autofahren, zumal in der Stadt, macht keinen Spaß mehr.

Früher hätte mich freilich schon allein ein Blick auf den Zeitunterschied anders handeln lassen. Nur knapp mehr als 10 Minuten by car, während die Fahrt mit dem ÖPNV gut und gerne dreimal so lange währt (wenn alles klappt)! Doch nun liebe ich es, gefahren zu werden, statt selbst am Steuer zu sitzen und ständig auf den Verkehr zu achten, der ja auch nicht weniger geworden ist. Und heute ertappte ich mich doch tatsächlich beim Rausgucken dabei, wie ich einfach immer wieder die wechselnde Perspektive genoss und – bei strahlendem Sonnenschein am späten Nachmittag – trotz aller Hin- und Herwindungen des Schienenwegs und der engen Kurven selbst mit wachsender Entfernung immer wieder die blau glänzende, runde, aber immer kleiner erscheinende Scheibe des Radisson-Hotels am Katharinenkreisel erspähte, an der ich zu Beginn vorbeigefahren war. Das wär mir früher gar nicht aufgefallen. Bummeln kann doch schön sein!

11.1.2019

11.1.2019

Die Straßenbahntür öffnet sich, aber an Einsteigen ist nicht zu denken. Der Zugang wird ausgefüllt durch einen Rollstuhl, in dem eine offenkundig fremdländische Frau sitzt, die nach draußen starrt. Sie scheint sich weder bewegen noch artikulieren zu können. Ihr Blick offenbart Hilflosigkeit. Für einige Sekunden, die sich viel länger anfühlen, geschieht gar nichts. Doch dann packen wir, ohne dass irgendeine Absprache stattgefunden hätte, mit insgesamt 8 hilfsbereiten Händen an und heben den Rollstuhl nach draußen.

Ein selbstverständlicher und doch, so wirkt es, außergewöhnlicher Vorgang. Wie diese Hilfsaktion so spontan, in gleichsam blindem Verständnis mit dem Blick für das Wesentliche vonstatten ging – die Mitmenschlichkeit! Sie löste darüber hinaus etwas aus, was sonst in einer Straßenbahn Seltenheit hat: Ein Gespräch unter Menschen, die sich nicht kennen. Eine Frau – sie hatte mitgeholfen – kann sich gar nicht beruhigen ob der Hilfsbedürftigkeit, deren sie gerade Zeugin geworden war; sie unterhält sich mit mir aber auch sonst über alles Mögliche, bis sie aussteigt. Eine Begegnung, die diese Fahrt als etwas Besonderes erscheinen lässt.

3.1.2019

3.1.2019

Offenbar ist es tatsächlich so – alles gerät aus den Fugen, nichts ist mehr, wie es war. Ob Klimawandel oder deutsche Automobilhersteller, man kann einfach nicht mehr darauf vertrauen, dass es so kommt, wie es früher üblich war. Dies gilt leider auch für die fünfte Jahreszeit, diejenige zwischen den Weihnachtstagen und kurz nach dem Jahreswechsel, in der – jedenfalls nach den Verhältnissen auf den Straßen zu urteilen – die knappe Hälfte der Frankfurter Bevölkerung Reißaus genommen hat und sich an warmen Meeresgestaden Sonnenbrände oder auf weiß (aber spärlich) verschneiten Pisten Beinbrüche zuzieht.

Ich habe diese Zeit früher immer genossen, weil es so beschaulich und ruhig zuging: Im Büro störte niemand; das Telefon blieb stumm, und – vor allem – die öffentlichen Verkehrsmittel fuhren durchweg nach Plan. Welch ein Genuss, endlich einmal die Anschluss-Straßenbahn in Ginnheim erwischen zu können, die dem gequälten Fahrgast sonst regelmäßig vor der Nase davonbraust… Doch das war einmal; davon sind wir mittlerweile weit entfernt. Zugegeben, die Linie 16 fährt dieser Tage ausnahmsweise doch zu mehr als 50 % pünktlich; das ist nachgerade sensationell. Doch die U 1 bleibt wie sonst im lebhaftesten Berufsverkehr konsequent aus dem Takt, warum auch immer. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine Bahn dieser Linie erwischt habe, die dann fuhr, wann sie sollte…