11.1.2019
Die Straßenbahntür öffnet sich, aber an Einsteigen ist nicht zu denken. Der Zugang wird ausgefüllt durch einen Rollstuhl, in dem eine offenkundig fremdländische Frau sitzt, die nach draußen starrt. Sie scheint sich weder bewegen noch artikulieren zu können. Ihr Blick offenbart Hilflosigkeit. Für einige Sekunden, die sich viel länger anfühlen, geschieht gar nichts. Doch dann packen wir, ohne dass irgendeine Absprache stattgefunden hätte, mit insgesamt 8 hilfsbereiten Händen an und heben den Rollstuhl nach draußen.
Ein selbstverständlicher und doch, so wirkt es, außergewöhnlicher Vorgang. Wie diese Hilfsaktion so spontan, in gleichsam blindem Verständnis mit dem Blick für das Wesentliche vonstatten ging – die Mitmenschlichkeit! Sie löste darüber hinaus etwas aus, was sonst in einer Straßenbahn Seltenheit hat: Ein Gespräch unter Menschen, die sich nicht kennen. Eine Frau – sie hatte mitgeholfen – kann sich gar nicht beruhigen ob der Hilfsbedürftigkeit, deren sie gerade Zeugin geworden war; sie unterhält sich mit mir aber auch sonst über alles Mögliche, bis sie aussteigt. Eine Begegnung, die diese Fahrt als etwas Besonderes erscheinen lässt.