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Autor: admin

16.10.2020

16.10.2020

Unser Hauptbahnhof soll schöner werden… In der Presse wird jubelnd der Beginn einer acht Jahre währen sollenden Großbauschlacht angekündigt. Na ja, es dauerte ja auch schon gefühlt zwei Jahrzehnte, bis hier Nägel mit Köpfen gemacht wurden, warum soll dann deren Realisierung schnell gehen? An Leipzig orientiert man sich, die B-Ebene soll heller und junkielos werden und überhaupt soll der Passagier sich in diesen Hallen wohlfühlen.

Bei aller Freude darüber, dass es nun endlich losgeht – mir scheinen die Schwerpunkte verschoben. Ein Hauptbahnhof ist in erster Linie Ausgangspunkt und Ziel für diejenigen, die von oder nach Frankfurt reisen. Natürlich sollten die Menschen in menschenfreundlicher Umgebung von der Straßen- oder U-Bahn oder dem Bus oder auch dem Rad zu ihren Zügen gelangen können. Aber die DB sieht, das zeigen die Umbaupläne, in dem Gebäude zuallererst eine Art Krämerladen, mit dem sie durch Vermietung möglichst vieler Geschäftsflächen ordentlich Geld verdienen kann. Es sollen ja zu den jetzt schon vorhandenen Verkaufsflächen noch zusätzliche in der Haupthalle geschaffen werden, die allein zu diesem Zweck auf das Niveau der B-Ebene gebracht werden soll. Ob das ein würdiges Entree in die Stadt sein kann… Wer die Enge in Hannover oder Köln kennt, den packt beim Denken an die Zeit nach der Fertigstellung das Grausen. Anstatt lichtdurchfluteter Passagen, wie es die digitalen Simulationen glauben machen wollen, wird es ein Gewühl geben, dass denjenigen, die tatsächlich noch einen Zug erreichen wollen, vermutlich Angst und Bange werden wird, rechtzeitig zum Bahnsteig zu gelangen. Ein Bahnhof ist eben ein Bahnhof; als Kaufhof eignen sich andere Orte besser.

11.10.2020

11.10.2020

Wer das 60. Lebensjahr überschritten hat, nimmt – wenn alles sich positiv entwickelt hat – nicht mehr alles schweigend hin. Man muss ja auch nicht alles herunterschlucken, nur damit kein Ärger aufkommt. Als ich heute knapp einem Unfall entrann, war es einmal wieder soweit. 2 cm fehlten, und der Kleine wäre mir mit seinem Rad von hinten in die Beine gekracht. Ich ging am Niddauferweg schon ganz rechts, aber irgendwie schaffte es der Kleine – höchstens 2 Jahre alt – gerade noch, mich rechts zu überholen und dennoch mich nicht zu rammen. Sein nicht viel älterer Bruder schnitt mir dafür links den Weg. Immerhin, der hinterdrein radelnde Papa entschuldigte sich noch; danke. Doch ich wagte es, den Mund aufzumachen und Papa durchaus emotionslos darauf anzusprechen, dass dies nur die logische Konsequenz sei, wenn man ein Kind in diesem zarten Alter aufs Rad setzt. Es fehlte nicht viel und der Mann wäre vom Rad gestiegen und hätte mir eine geknallt.

Ja, Toleranz wird immer knapper. Auch auf kritische Posts bei Facebook muss man immer wütend-ablehnende Kommentare gewärtigen, wenn nicht noch Schlimmeres. Leider ist es zur Regel geworden: Pointierte, aber immerhin sachliche Posts werden mit aggressiven Gegen-Posts bedacht, ohne dass diesen sich entnehmen ließe, dass der Verfasser oder die Verfasserin meinen Kommentar auch nur ansatzweise verstanden hätte. Aber darum geht es ja auch nicht. Man haut um sich, um irgendwie zu verdeutlichen, dass man existiert. Posts dienen nur der Versicherung scheinbarer Übereinstimmung mit (scheinbar) Gleichgesinnten und zur klaren Abgrenzung von allem, was mit eigenem Denken und Fühlen nicht konform geht. Das schafft Identität. Früher, am Info-Stand der Jusos, wurde mir oft entgegengeblafft, ich möge doch „nach drüben“ gehen, wenn mir was nicht passe. Vierzig Jahre später ist es nicht besser geworden – es hat sich nur ins digitale Netz verlagert…

10.10.2020

10.10.2020

Das Internet ermöglicht die Zeitung mit bewegten Bildern. Jede Tageszeitung, ach was, wirklich jede Publikation, die Nachrichten verbreitet, kann heutzutage in Gestalt einer App auf jedem Smartphone empfangen werden, und damit es so schön bunt wird, werden immer wieder Video-Clips angeboten, um den Lesern das Lesen nicht zu verleiden… äh… nun, wahrscheinlich haben irgendwelche Erhebungen ergeben, dass Lesezeiten von mehr als 2 Minuten von 95 % der Leser als zu lang und damit unzumutbar empfunden werden, während animierte Nachrichten in der Gunst des Publikums weit höher stehen und gern mitgenommen werden statt der umständlichen Leserei.

Solange dabei der Umfang der Wissens- und informationsvermittlung nicht leidet, soll mir’s recht sein. Ich guck sie mir ja auch gern an, solche Clips. Dabei konnte ich dann gestern (nach Redaktionsschluss, aber den gibt es in diesen Zeiten ja auch nicht mehr) unseren maskierten OB sehen, wie er – lächelnd oder nicht? – ein Abspannseil auf einem Karussell – oder war es doch nur eine Glücksspielbude? – durchschnitt, um den schönen „Herbst in der Stadt“ mit allem üblichen PiPaPo zu eröffnen. Er hielt auch ein Mikrofon in der Hand und eine Rede. Fragt sich nur, wem sie galt. Die Kamera zeigte gähnende Leere auf dem ganzen Römerberg, kein Wunder bei dem Wetter. Aber so muss es halt sein, und ein OB darf sich für nichts zu schade sein. Schön, dass er vermummt war; aber eine Infektion war bei diesen Umständen wenigstens nicht zu befürchten.

9.10.2020

9.10.2020

Jetzt ist auch Frankfurt „Risikogebiet“. Was das bedeutet, kann im föderalen und europäischen Flickenteppich keiner so genau sagen. Immerhin ist mir mittlerweile aus eigener Erfahrung bekannt, dass Menschen, die aus solchen Gebieten nach Deutschland zurückkehren (oder auf dem Reiseweg in ein anderes Land einreisen möchten), unter Umständen – das hängt eben von der nationalen oder auch regionalen Rechtslage ab, aber wer kennt die schon?? – sich auf das Vorliegen einer Infektion mit dem Virus testen lassen müssen. Dann haben sie bei negativem Ergebnis möglicherweise Glück und müssen nicht sich „absondern“, wie es im Amtsdeutsch so schön neutral heißt. Aber nein, das war ja die Rechtslage bis Anfang Oktober – jetzt gilt ja wieder was Neues … die Verwirrung ist groß, wenn nicht einmal ein Volljurist Genaues weiß bzw. erst mal recherchieren muss…

Risikogebiet hin oder her – das hält die Verantwortlichen der Stadt nicht davon ab, einen „Herbst in der Stadt“ veranstalten zu lassen. Hinter diesem ebenfalls schön anmutenden Titel (es sei denn, man kann wie ich dieser Jahreszeit nun gar nichts Schönes abgewinnen) verbirgt sich nichts anderes als Buden- und Fahrgeschäftsgerümpel an zentralen Plätzen der Stadt. Den armen Schaustellern soll so die Gelegenheit gegeben werden, den Ausfall der Dippemess ansatzweise kompensieren zu können. Nun, wir retten ja auch andere; aber hier kommt die ästhetische Komponente eindeutig wieder einmal zu kurz, wie es leider in Frankfurt oft der Fall ist. Stadtgestaltung und Stadtästhetik sind hier Fremdworte oder gar unbekannt. Wer die Innenstadt, insbesondere aber die Altstadt mit Buden und Bratwurstgrills zustellt, hat keine Vorstellung von Urbanität, sondern biedert sich höchstens bei Ballermann-Freunden und eben den Schaustellern an. Grill- und Trinkfreunde mag dies erfreuen – aber in diesen Zeiten?

26.5.2020

26.5.2020

Der Monat ist fast vorbei und endlich naht auch das Ende der Bauarbeiten auf dem gegenüberliegenden Grundstück – ein Musterbeispiel dafür, wie in Deutschland Baurbeiten funktionieren und die Auftraggeber regelmäßig mehr Geld kosten als veranschlagt. Natürlich weiß ich das auch aus eigener leidvoller Erfahrung vor knapp 20 Jahren; aber es scheint sich nichts geändert zu haben. Pünktlich zum Beginn der Corona-Krise, also Anfang März, wurde das nachbarliche Grundstück mit den üblichen Gerätschaften vollgestellt, unter anderem einen heute nicht mehr wegzudenkenden Minibagger, auf dem die Bauarbeiter so gern spielen. Schon nach kurzer Zeit war die gesamte Einfahrt zur ohnehin nicht genutzten Garage nicht mehr passierbar, weil ein großer Haufen ausgebaggerten Erdreichs dort zwischengelagert wurde. Der Belagerungszustand begann.

Hatte ich mich in der ersten Zeit noch gewundert, dass die Bauarbeiten – zunächst unsichtbar, nämlich hinter dem Haus – scheinbar normal vonstatten gingen (abgesehen davon, dass die beiden Bauarbeiter zeitweise Mundschutz trugen), so stellte sich doch nach zwei Wochen der erwartete Corona-bedingte Stillstand ein. Die Osterfeiertage verbrachten die Hausbewohner gleichsam in einer schützengrabenähnlichen Festung, nach allen Seiten von Erdhaufen, Werkzeug und Baustellengerätschaften umgeben. Kaum möglich, ins Haus zu gelangen; und glücklicherweise regnete es fast nicht, sonst hätte das Haus nur über Matschwege erreicht werden können. Das war dann noch schlimmer als zuvor das Tagwerk der Werktätigen zu beobachten, die die überwiegende Zeit des Arbeitstages beim Pausieren verbrachten… tätig schien auch immer nur einer der beiden zu sein, Kippe regelmäßig im Mund; aber die meiste Zeit ging für’s Ausruhen und Beobachten drauf. Ich habe ja nix gegen Ruhepausen; nur wenn sie mehr Zeit einnehmen als die Arbeit selbst, dann ist da etwas nicht im Lot. Nach mehreren Wochen nahmen die Arbeiter dann doch irgendwann wieder ihre Tätigkeit auf, verlagerten sie auf die Straßenseite – und es wurde sichtbar, dass es um das Isolieren der Kellerwände ging, das nunmehr, fast drei Monate später, endlich vollendet zu sein scheint. Der Bagger ist jedenfalls verschwunden. Nun, die Arbeiten auf der Vorderseite gingen schneller voran als gedacht, immerhin. Dennoch – es könnte sich die Frage stellen, ob die mögliche künftige Heizkostenersparnis diese vermutlich irre Investition rechtfertigt…

18.5.2020

18.5.2020

Die Schreibpause war gekennzeichnet vom gespannten Warten auf die erhofften Ankündigungen von Lockerungen des allgemeinen Lockdowns. Das öffentliche Leben war ja zwischenzeitlich fast zum Erliegen gekommen. Allerdings – ich habe die damit einhergehende Ruhe und Entschleunigung genossen. Selten war es so entspannend, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren (ja, ich bin eben nicht nur im Home-Office): fast kein Autoverkehr. Das einzige, was in den Weg kam, waren die Kinder im Säuglingsalter, deren eifrig-ehrgeizige (und natürlich auch an sich selbst denkende) Eltern meinten, Fahrradfahren sei schon was für Zweijährige. Wenn ich da nicht höllisch achtgab, hätte es Kollisionen gegeben.

Heute verstieg sich jedoch die FAZ angesichts der ersten Restaurantbesuche vieler Menschen am Wochenende nach Wochen der erzwungenen Enthaltsamkeit – bei herrlichem Wetter – und der damit einhergehenden augenscheinlichen Feier-Stimmung gar zu der Einschätzung, Frankfurt atme so etwas wie „mediterranes Flair“. Nun, da haben wir sie wieder, die typisch Frankfurter Großmäuligkeit. Haben Sie schon mal zum Beispiel in der Adalbertstraße einen Kaffee getrunken? Das geht, immerhin; aber auch bei blauestem Himmel stellt sich da alles Mögliche ein, nur nicht mediterranes Flair, es sei denn, dieses sei vorrangig dadurch gekennzeichnet, dass die wenigsten der Passanten und Schlenderer über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen. Mit „Flair“ verbinde ich aber mehr. Gelassenheit, Muße, Schönheit des öffentlichen Raums – das gehört mindestens dazu. Na dann schauen Sie sich mal die Frankfurter Straßen an… Mediterran mögen die „Diagonal“ in Barcelona oder selbst noch der Boulevard Haussmann in Paris sein; der alte Hafen in Marseille oder die Promenade von Sitges sind es allemal – aber die Adalbertstraße, die Zeil, selbst die Schweizer Straße?? Das einzig Mediterrane ist dort derzeit lediglich das schöne Wetter. Der Rest atmet urdeutsche Alltagsmentalität, die niemandem das Herz aufgehen lässt.

30.4.2020

30.4.2020

Heute lag wieder die Monatsausgabe des „Journal Frankfurt“ im Briefkasten, das ja eigentlich aus Sponti-Kreisen stammt und ehedem „Pflasterstrand“ hieß… selige Zeiten! Ja, ich bin Abonnent dieses monatlichen Terminkalenders – mehr ist es nun wirklich nicht mehr, auch wenn sich die Redaktion alle Mühe gibt, durch redaktionelle Beiträge den Anschein von lokaler Berichterstattung zu erwecken. Spätestens mit der effektheischenden Präsentation von Neubauplänen für die Frankfurter Theater im Osthafengelände war insofern aber der Lack gründlich ab: Rem Koolhaas, dem das Blatt diesen Entwurf zuschrieb, um so dem Ganzen die nötige Aufmerksamkeit – und sich selbst eine gewisse Bedeutung – zu verschaffen, war mitnichten der Urheber dieses Plans, und das Ganze entpuppte sich letztlich als üble Meinungs- und Stimmungsmache.

Nun haben wir den allgemeinen Lockdown, der eine taggenaue Übersicht über anstehende Veranstaltungen oder Orte von Interesse, die des Aufsuchens wert sein könnten, gelinde gesagt als nachrangig erscheinen lässt. Das Blatt, soll es sein Erscheinen rechtfertigen, muss trotzdem gefüllt werden. Immerhin, es erscheint in abgespeckter Version. Dennoch sollte sich die Redaktion vielleicht ein wenig mehr einfallen lassen als in derart überbordendem Ausmaß Bilder von Maskenträgern zu publizieren, die letztlich anonym bleiben und deren vermutliches Lächeln unter den Masken man nur ahnen kann. Wenigstens lässt sich der OB in der ganzseitigen Werbeanzeige unserer Heimatstadt mit freiem Gesicht ablichten. Wie war das – hatten wir nicht gute Gründe gegen Vollverschleierung? Dann sollte man aus der aktuellen, epidemiologisch begründeten Not nicht gleich eine publizistische Scheintugend machen.

29.4.2020

29.4.2020

Der Post von vorgestern in der Nachbarschafts-App zieht weitere Kreise. Es wollten offenbar noch einige andere weibliche Nachbarinnen – ja, Männer äußerten sich nicht – zeigen, dass auch sie sich in Sachen Tierliebe – und nur darauf fokussierte sich das „Gespräch“ immer mehr – von niemandem etwas vorhalten lassen müssen. Und am Ende musste ich mich doch tatsächlich fragen lassen, ob ich etwa keine Tiere mag. So weit weg vom Anlass kann ein Gesprächsfaden führen, wenn Blabla und pure Meinung im Vordergrund stehen und keiner genau hinguckt, worum es sich eigentlich dreht.

Da wundere ich mich jetzt über nichts mehr. In Übersee nutzt ja bereits ein Präsident diese wohl zwangsläufige Unschärfe des digitalen Mediums weidlich aus, und nun erfahre ich direkt und unmittelbar aus eigener Betroffenheit, wozu es führen kann, wenn man mal aus seinem Herzen keine Mördergrube macht. Um Himmels willen, jetzt gebe ich ja schon wieder Anlass für spitzfindige, wenngleich oberflächliche Reaktionen… es ist immerhin möglich, dass ab jetzt zurückgeschossen wird, auch wenn ich mir in der App den Hinweis auf den Einsatz eines Luftgewehrs zur Taubenabwehr ja geflissentlich verkniffen habe.

28.4.2020

28.4.2020

Im Frühling, nach der Kirschblüte, tummeln sich permanent scharenweise fette, aber gepflegt aussehende Tauben mit ordentlichem Gefieder im Kirschbaum in meinem Garten, reißen die jungen Triebe massenhaft aus und kacken die Wiese oder auch meinen Gartenstuhl voll. Wenn ich Pech habe, sitze ich auch noch drin und werde zur Zielscheibe des Kots. Widerlich. Und es ist eindeutig: Es handelt sich um Exemplare der örtlich ansässigen Kleintierzüchter, die sich offenkundig nicht an die Vorschriften über die erlaubten Flugzeiten halten. Das ist ohnehin ein schlimmes Hobby, doch so wächst es sich aus zur Zumutung, rücksichtslos. Und die Zuchtobjekte landen ja sowieso im Topf.

Viel schlimmer ist aber noch der Sturm der Entrüstung, der mir entgegenschlägt, seit ich meinen Unmut öffentlich gemacht habe – in einer Nachbarschafts-App, in der Hinz, Kunz und nunmehr auch ich ihren Senf zu diesem und jenem geben. Das habe ich erstmals ausprobiert… Zugegeben, ich habe den Post etwas provokativ überschrieben, aber in der Sache richtete er sich eindeutig gegen die Verursacher des Übels, also die Züchter. Das wollten jedoch zwei Damen nicht wahrhaben, die sich offenkundig mit Haut und Haaren dem Tierschutz verschrieben haben und nun an mir kein gutes Haar lassen, da ich den armen Täublein Unrecht täte. Sogar die Metaphorik in Gestalt der Friedenstaube wird da bemüht, und so mutiert die scheinbar sachliche Äußerung unvermittelt zur moralisierenden Bewertung. Herr, schick Hirn vom Himmel, möchte ich da flehen – aber das ist ja gerade das Problem mit den sozialen Netzwerken: Jede(r) äußert sich zu irgendwas, was sie oder er aber weder richtig gelesen noch verstanden hat. Es geht letztlich nur darum, die eigene vorgefertigte Meinung zu publizieren oder auch gleich mal die moralische Keule zu werfen, mag es nun passen oder nicht.

27.4.2020

27.4.2020

Ja, das war eine lange Zeit des Innehaltens. Doch jetzt fließt es wieder aus der Tastatur. Anlass ist natürlich wieder ein doppelbödiges Erlebnis. Der Wertstoffhof Nord war heute ein weiteres Mal das Ziel – Grünschnitt vom üppig wuchernden Forsythien-Strauch war der Wiederverwertung zuzuführen, wie ein bürokratischer Mensch sagen würde. Auf ähnliche Gedanken brachten das vergangene Wochenende, die Corona-Quarantäne und das tolle Wetter unzählige Gleichgesinnte, sodass sich die Fahrzeugkolonnen auf der Straße vor der Entsorgungsstelle in beide Richtungen hunderte Meter weit aufstauten. Ein Wunder, dass die dort heimischen LKW – ja, es ist ein Gewerbegebiet! – sich überhaupt noch auf ihrem Weg zur Autobahn-Anschlussstelle durchquetschen konnten. Was die Frage provoziert: Hätte ein vorsorgender und vorausdenkender Planer das nicht besser gestalten können, mit einer großzügigen Abbiegespur, einer großzügig bemessenen Staufläche auf dem Entorgungsgelände anstatt vor diesem? Die Antwort: Wir befinden uns nicht in der modernen Welt, sondern in Frankfurt.

Zur Belohnung für die fast einstündige Geduld ging es dann auf Erkundung durch die Ortsmitte von Kalbach, wo – man staune – gleich zwei Bäckereien, ein Blumenladen und eine Metzgerei anzutreffen sind! Außerdem auch noch ein Hermes-Paketshop, verbunden mit einem italienischen Feinkost- und Obstgeschäft. Für eine der Backstuben wirbt ein großes Schild an der Umfahrungsstraße, traditionelle Holzofenbäckerei. Das Brot ist in der Tat ein knuspriger Genuss, die Brötchen sind normale Kost, ebenso die Kuchen. Aber warum immer kulinarische Delikatessen erwarten… es ist doch schon nachgerade eine Sensation, dass es in so einem Vorort überhaupt noch solche Betriebe gibt!