22.3.2021

22.3.2021

Auch wenn damit die örtlichen Grenzen des Kaleidoskops verlassen werden: Die Pandemie offenbart schonungslos die schlimme Verfassung der Republik, präziser: die unglaublich katastrophale Inkompetenz derjenigen, die vom Wahlvolk für vier, zuweilen auch fünf Jahre mit demokratischer Legitimation nach Berlin und in die jeweiligen Landeshauptstädte entsandt worden sind, um Politik zu machen. Es ist fast nicht zu glauben, dass innerhalb nur eines Jahres der Umgang mit dem Virus mit aller Schärfe deutlich macht, dass die an verantwortlicher Stelle tätigen Personen die Anforderungen an die Ausübung ihrer Ämter nicht im Ansatz erfüllen, und zwar flächendeckend.

Demokratische Legitimation verschafft Verantwortung. Dass diese seit einem Jahr durchgehend nur in einer ausschließlich von Angst, Vorsicht und Hilfesuche bei einem sehr begrenzten Bruchteil vermeintlicher Fachleute geprägten Weise wahrgenommen (oder eben gerade nicht wahrgenommen) wird, ist ein Skandal. Der Erkenntnisgewinn seit dem ersten Auftreten des Virus könnte theoretisch ebenso exorbitant sein wie die sich daraus ergebenden Handlungsmöglichkeiten; man hat nur versäumt, ihn herbeizuführen. Stattdessen laviert die Politik immer noch genauso hilflos wie im März vergangenen Jahres herum, nutzt nicht umfassend, sondern nur einseitig und defizitär wissenschaftlichen Sachverstand und kommt über pauschal-plumpe und inkonsistente Schließungskonzepte nicht hinaus. Das Großhirn an sich böte genug Ressourcen für mehr. Offenkundig ist der Prozess der Rekrutierung des politischen Personals in diesem Land komplett inadäquat. In Hinterzimmern und beim Kungeln verliert man leicht den Blick für das Wesentliche und kriegt man auch nicht den für die Denkprozesse eminent wichtigen Sauerstoff. Wer aus solchen Örtlichkeiten in die Parlamente geschickt wird, der muss nicht über die Fähigkeiten verfügen, die nötig sind, um die Ausstattung mit demokratischer Legitimation zu rechtfertigen. Ist es verwunderlich, dass so Subjekte in politische Ämter kommen, die noch nicht einmal im Ansatz etwas dabei finden, zuallererst in die eigene Tasche zu wirtschaften, wie es merkwürdigerweise erst jetzt massenhaft ans Licht kommt? Neu ist das alles nicht; es fiel nur bisher nicht so auf. Unter diesen Umständen erscheint streng genommen nicht die AfD als gefährlich – die ganz „normalen“ Mandatsträger der „staatstragenden“ Parteien sind es, die befürchten lassen, dass diese Republik bald dem Abgrund entgegentaumeln könnte!


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