27.3.2021

27.3.2021

Blicke über den Tellerrand waren schon immer nützlich und erweitern den Horizont. So geschieht es immer wieder, dass Besuche in anderen (Groß-)Städten auch Auswirkungen auf die Wahrnehmung der eigenen Heimat haben. Wenn die Reise nach Köln geht, gilt dies umso mehr, ist doch die rheinische Metropole der Ganz-gern-Metropole-spielenden Halbmetropole Frankfurt in Vielem vergleichbar.

Was Bauzäune und hässliche Nachkriegsarchitektur angeht, steht Köln mit Frankfurt gleichsam auf einer Stufe; die Konkurrenz führt hier zum Unentschieden. Manche „Veedel“ kommen ebenso daher wie die Stadtteile in Frankfurt – selbst zentral gelegene verbreiten zuweilen dörfliche Stimmung, wenn auch ohne Misthaufen. Aber die gibt es ja hier auch nicht mehr. Wer freilich zu Fuß von der Kölner Innenstadt zum Beispiel bis hin zur Südstadt spaziert (man muss ja nicht immer ins „Belgische Viertel“), der verspürt eine Stimmung – je näher zum Chlodwigplatz, desto stärker -, die in Frankfurt selbst Sachsenhausen und das Nordend nicht bieten. Internationalität ist hier umfassend anzutreffen, aber auch Einheimische flanieren; das Kaffee- und Bäckereiangebot ist überbordend und ebenso weltläufig, Kreativläden schließen sich an Apotheken und jede Art von Lebensmittel-, ja Delikatessengeschäften und natürlich gibt es Döner und Sushi oder die asiatischen Garküchen. Doch über allem schwebt – anders als etwa in der Eckenheimer Landstraße, erst recht aber in Höchst – nicht nur eine ruhige Gelassenheit, sondern so etwas wie Flair, gekrönt dann auch noch von dem Wochennmarkt mit Waren ausschließlich „biologischer“ Provenienz auf dem Platz vor der Kirche; ein Bilderbuchidyll, wie es Freiburg nicht besser erfinden könnte, und doch alles irgendwie „städtisch“. Und wenn der Gang dann auch noch über den Chlodwigplatz hinaus fortgesetzt wird, gelangt der freudige Besucher in fast komplett erhaltene, großstädtische Gründerzeit- und Jugendstilstraßenzüge, die selbst in Berlin ihresgleichen suchten. Gut, die Günthersburgallee hier mag diesen Eindruck noch steigern; aber sie ist isoliert, während dort ein ganzes Viertel den erhaltenen Jugendstil genießt und – lebt.


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