22.12.2021

22.12.2021

Überhaupt sind Veränderungen zwangsläufig, ja banal – nichts bleibt, wie es ist. Eine Erkenntnis der Physik. Ins Bewusstsein treten sie, weil der Mensch sich gern an Zustände gewöhnt und sie dann beibehalten möchte. Und offenbar ist es dabei sogar unerheblich, ob es sich um gute oder nicht so gute Zustände handelt – denn die gesundheitlichen Belastungen, die von einem Tankstellenbetrieb ausgehen, sind erheblich; und dennoch wird lamentiert, wenn die Tankstelle verschwindet. Im Fall der italienischen Bäckerei vor zwei Jahren war das anders – gesundheitsschädlich war da höchstens ein übermäßiger Süßigkeiten-Konsum, für den aber allenfalls die Kunden selbst verantwortlich waren; doch wer hat seinerzeit den Verlust beklagt, als der Laden dichtmachen musste?

Und auch in Bockenheim hat eine Institution geschlossen, schon vor einigen Wochen. Den Bürstenladen von Carl Topp (der ungeachtet des Firmennamens schon lange von einem Nachfolger betrieben worden war) gibt es nicht mehr. Ja, das ist schon eher ein Grund zum Grämen. Dieser Laden glich einer Zeitmaschine; er entführte den Kunden in eine Zeit, die aber nun wirklich verdammt lang her war. So schöne und mit allem erdenklichen Waren-Krimskrams bestückte Regale gab es vielleicht in Omas Kolonialwarenladen oder am ehesten noch in einer spanischen Ferreteria alten Schlags (ja, auch dort ändert sich die Ladenkultur), aber schon lange nicht mehr im deutschen Einzelhandel der schnöden Gegenwart. Das sind Veränderungen, die auch stattfinden, wenngleich eher unter der Haut – sie ziehen sich langsam hin und es merkt keiner so richtig, dass mittlerweile selbst in Bockenheim einer Shopping-Tour Grenzen gesetzt sind. Doch wer fleißig über Amazon oder bei Zalando bestellt, darf sich darüber nicht beschweren.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.