23.6.2022

23.6.2022

Die Nachbarschaft gibt es allerdings auch in einem größeren Rahmen; auch das war hier zuweilen schon Gegenstand gedanklichen Schweifens, zum Beispiel unter dem Aspekt des nachbarschaftlichen Miteinanders und womöglich übergreifender gemeinschaftlicher Maßnahmen – ich meine die Planung eines neuen Stadtteils im Frankfurter Nordwesten, der ja „die Nachbarschaft“ sehr kritisch gegenübersteht. Nachbarschaft erfordert aber gegenseitige Rücksichtnahme, und das kann im Erfolgsfall auch dazu führen, ein Projekt gemeinschaftlich zu verwirklichen und im besten Sinn dem Gemeinwohl zu dienen. Und das sollte ja vor allem der Zweck kommunalpolitischen Handelns sein. Was den Nordwesten angeht – hier kann von Erfolg keine Rede sein; hier bleibt man beim Keule-Schwingen mit dem Effekt, dass nichts Gescheites passiert.

Heute nun berichtet die Presse über ähnliche Vorgänge im Nordosten. Die Verantwortlichen im Bad Vilbeler Magistrat lehnen den von der Stadt Frankfurt vor 2 Jahren vorgeschlagenen Bau einer Straßenbahnverbindung zwischen beiden Städten ab. Ja, da müssten tatsächlich Kreisel umgebaut, auch einige Bäume gefällt und Änderungen im Straßenbild vorgenommen werden. Aber, mit Verlaub: Sind im Rund angeordnete Blumenrabatten so viel wichtiger als eine möglichst umweltschonende Verkehrsverbindung, die vor allem jenen Bewohnern der Stadt Bad Vilbel zugute käme, die im Zuge der massiv von der Stadt betriebenen Bautätigkeit auf freiem Feld bis hin nach Dortelweil als einkommensteuerpflichtige Bürger hinzugewonnen werden konnten, denen die Stadt aber keine Arbeitsplätze bietet? Die sind nun mal auf gute Verbindungen nach Frankfurt angewiesen, abgesehen von den übrigen Bürgern, die nicht nur mit der S-Bahn oder einem stickigen Bus fahren möchten. S-Bahn und Straßenbahn befriedigen unterschiedliche Bedürfnisse, das ist allgemein anerkannt, und fast allerorten (von Wiesbaden abgesehen, auch einer vermeintlichen Kurstadt – müssen die immer aus der Reihe tanzen?) wird der Straßenbahn wieder mehr Bedeutung zugemessen. Hier aber versagt mal wieder die Politiker-Generation, die heute leider in vielen Institutionen das Sagen hat und die sich eben nicht am Gemeinwohl, sondern nur am Eigennutz orientiert. Immerhin: Die Stadt Frankfurt soll in Gesprächen gebeten werden, die Diesel-Busse durch andere zu ersetzen. Mitnichten geht es hier um Umweltschutz. Das ist der untaugliche Versuch, vorzugaukeln, man betreibe sachlich orientierte Politik. Eigene Beiträge rundweg ausschließen, aber Forderungen an andere richten – Hauptsache, man selbst muss nix tun und man muss schon gar nichts zahlen.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.