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Schlagwort: EZB

17.8.2019

17.8.2019

Ein verregneter Samstagmorgen bietet Anlass zur Stadterkundung. Zumindest so nebenbei, wenn man im Übrigen bestimmte Dinge in einer Gegend erledigen will, die man sonst selten aufsucht – oder eigentlich gar nicht. Die Hanauer Landstraße ist so eine Gegend – Verkehrsschneise, laut und ungemütlich; hier braust man nur durch, selbst wenn die Straße hie und da von Läden gesäumt wird, in die man mal reinschauen könnte.

Aber ein Spaziergang unter den Bahngleisen hindurch (ja, genau, die Brücke aus der Kaiserzeit, und anschließend kommt man zum grottenhässlichsten Platz, den die Stadt überhaupt zu bieten hat, und das quasi im Angesicht der EZB!) bringt die Erkenntnis, dass es im Osten der Stadt Neues gibt, wenn auch nichts Sensationelles. Doch anstelle der alten Feuerwache steht jetzt ein passabler Wohnkomplex. Vis-a-vis zwar immer noch die grausliche Stadtgestaltung der Nachkriegszeit, aber im Erdgeschoss dieses Komplexes kann man es sich gutgehen lassen. Ein formidabler orientalischer Brunch lässt die Scheußlichkeiten draußen gegenüber vergessen. Immerhin, ein richtig breiter Fahrradweg wurde – zumindest auf dieser Seite des Platzes – auch asphaltiert; eine Seltenheit erster Güte, die leider in der Hanauer Landstraße keine Fortsetzung findet, und zwar in beide Richtungen. Aber ein Anfang ist gemacht. Und bei der Erinnerung an den sogenannten „Polen-Strich“, den ich dortselbst vor noch nicht langer Zeit auch erleben konnte, muss ich sagen, Entwicklung, auch gentrifizierende, muss nicht das Schlechteste sein.

1.3.2019

1.3.2019

Frankfurt wächst, und Frankfurt verändert sich permanent. Das geschieht nicht nur zufällig – auch wenn das Stadtbild weitgehend anderes ausdrückt -, sondern da wird auch schon mal geplant. Früher lag alle paar Monate ein Prospektchen des seligen Planungsdezernenten Schwarz im Briefkasten, aus dem der interessierte Bürger ersehen konnte, welche Areale der Stadt in näherer Zukunft einer „Umgestaltung“ oder „neuen Nutzungsformen zugeführt werden“ sollten; heute sind die meisten dieser Projekte in die Tat umgesetzt. Nun, das Prospektchen gibt es nicht mehr; Umgestaltung findet freilich immer noch statt.

Heute berichtete die Lokalpresse gleich von zwei Planungen. Beide, obwohl völlig unabhängig voneinander, zeigen erneut die Hilf-, aber auch Phantasielosigkeit, die in den Hirnen der Verantwortlichen dominiert. Im Osthafen soll die Hafenmole mit einem – wegen des nahen Gebäudes der EZB – nicht ganz so hoch wachsen dürfenden Hochhausriegel eingerahmt werden, der die Teilung der Hafenbecken in seinem Äußeren nach oben hin fortsetzen soll. Wie das aussieht? Na wie wohl: Geradlinig, verglitzert (durch die üblichen Glasfassaden), glatt, kühl – und rein soll natürlich wieder ein Hotel, unter anderem. Hab ich noch was von Wohnnutzung im Bereich „upper upscale“ gelesen? Ich weiß es nicht mehr. Um Wohnnutzung geht es hingegen beim zweiten Projekt, der Planung von Mietwohnungen auf dem Areal des Hilgenfelds am Frankfurter Berg. Da gab es sogar einen Architektenwettbewerb mit internationaler Beteiligung, hört hört! Doch die Preise haben dann wieder einheimische Büros eingeheimst. Die Foto-Simulationen der Vorhaben verheißen den üblichen, hier allerdings durch abgerundete Konturen etwas modifizierten Einheits-Look. In solchen Gebäuden fühlt sich keiner wohl; aber darauf scheint kein Wert gelegt zu werden. Den interessantesten Vorschlag unterbreitete ein Architektenteam aus den Niederlanden – die wissen, wie man in neuer Zeit baut. Diese Gebäude sind hell angelegt, sollen aus Holz (einem Naturmaterial) gebaut werden, sind phantasievoll gegliedert, weichen schlicht vom Normalmaß ab und bieten sowohl dem Auge als auch der Seele etwas. Und den Bewohnern Luft, Sonne und Privatsphäre – trotz großer Offenheit nach außen. Kurz: Mal was Aufregendes, Sinnliches, Ungewöhnliches. Doch sowas kommt nicht in die engere Auswahl für eine Realisierung – die Architektur sei zu kompliziert. Na dann, geben wir doch gleich ein Haus von der Stange – wie zum Beispiel in massiver Dichte im Europaviertel – in Auftrag und sparen uns den Wettbewerb!