Browsed by
Schlagwort: Juridicum

22.8.2019

22.8.2019

Ich erinnere mich noch, wie ich zu Beginn des Jahrtausends in der Mittagspause durch den „Labsaal“ schlenderte, die ehemalige Mensa, in der ich früher unzählige Fertigessen verspeiste, und mir die damals dort ausgestellten Ergebnisse des Architektenwettbewerbs zur Gestaltung der neuen Universität rund um den Poelzig-Bau im Westend ansah. Das waren tolle Ideen, die die Architekten da zu Papier und auf Folie gebracht hatten; doch ich befürchtete eingedenk der Erfahrungen, die ich zuvor in Frankfurt machen musste, es werde mir nicht vergönnt sein, die Realisierung dieser Ideen auch noch leibhaftig erleben zu können. Wie man heute weiß, eine übereilte Fehleinschätzung – in Rekordzeit stellte das Land (in planungs- und baurechtlicher Hinsicht gemeinsam mit der Stadt) die Gebäude fertig, Frankfurt hat tasächlich einen „Campus“, und was für einen, sodass ich zuweilen den Wunsch verspüre, noch einmal das Studentenleben in Frankfurt genießen zu können – wahrlich großzügiger und jedenfalls anders als ehedem auf dem Bockenheimer Campus!

Jener alte Campus soll ja ein „Kulturcampus“ werden, und da zeigt sich dann doch wieder das Frankfurter Elend. Der Abriss des Juridicums wurde ja schon vor Jahren angekündigt; allein, es folgen keinerlei Taten. Der Unterschied könnte nicht krasser sein: Im südlichen Teil des Geländes, wo der schreckliche Pädagogen-Turm weggesprengt wurde, ziehen die dortigen Bauherren in Windeseile ihr Hochhaus mit Büros, Hotel und megateurem Wohnraum hoch; weiter nördlich dauerten schon die nötigen Renovierungsarbeiten an den historischen Gebäuden Jahre, und sonst passiert gar nichts. Hochtrabenden Plänen und Worten folgt mal wieder – nichts. Da zeigt sie sich wieder, die Frankfurter Behäbigkeit, die die öffentliche Bautätigkeit auszeichnet. Nun, wenigstens insofern werde ich mit meiner Befürchtung also Recht behalten…