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Schlagwort: Reisen

7.4.2019

7.4.2019

Dass Reisen bildet, habe ich schon erwähnt. Die Bildung kann auch unmittelbar während der Reise selbst, also im Akt des Verreisens, der Fortbewegung, erlangt werden. Denn während einer Zugfahrt braucht der Reisende bekanntlich nichts weiter zu tun als zu warten, bis das Ziel erreicht ist – das Fahren und auf den Verkehr achten nehmen einem andere ab. Das ermöglicht etwa, einmal gründlicher die lokale Presse in Augenschein zu nehmen und zu erfahren, was da so geschrieben wird.

Da die lokale Presse in Frankfurt zwar drei traditionelle Namen hat (die Zeitung mit den 4 Buchstaben zähle ich bewusst nicht dazu), aber streng genommen nur noch eine Redaktion, konnte in der vergangenen Woche an unterschiedlichen Tagen in unterschiedlichen Publikationen in jeweils gleicher Weise der Besuch einer Delegation regionaler Verkehrs-Verantwortlicher in Zürich nachverfolgt werden. Die Reisenden wollten mal nachsehen, wie der Verkehr dort so läuft, nachdem vor kurzem den Schweizern mal wieder ohne irgendwelche Schwierigkeiten etwas gelungen ist, was in Deutschland bislang nicht möglich war: Kurzerhand wurde ein Tunnel unter dem Zürcher Hauptbahnhof errichtet, der zu einer wesentlichen Verbesserung der Verkehrsabläufe sowohl im Fern- wie auch im Regionalverkehr geführt hat. Man muss ja schon dankbar sein, dass solches den hier für den öffentlichen Verkehr verantwortlichen Personen überhaupt auffällt. Und nun gucken die sich das sogar leibhaftig vor Ort an! Wenn das wenigstens dazu führt, dass nicht nur nachgedacht, sondern konkret geplant würde, dann könnte man vielleicht auch einmal darauf hoffen, dass der Frankfurter Hauptbahnhof von den Zügen pünktlich erreicht werden wird. Ich werde das natürlich nicht mehr erleben, das ist klar; aber vielleicht heißt es ja dann irgendwann einmal Frankfurt 2100… oder so…

29.3.2019

29.3.2019

Reisen bildet. Dieser etwas abgegriffene Spruch ist so wahr wie er alt ist. In anderer Umgebung entdeckt der Reisende natürlich zunächst einmal die neuen Dinge. Ihre Wahrnehmung ermöglicht aber auch Vergleiche mit bislang gewonnenen Erkenntnissen und bekannten Dingen, die daheim das Leben schwer – oder auch leicht, je nachdem – machen können. Vor allem aber: Spätestens bei der Heimkehr nimmt der Zurückkehrende Bekanntes noch einmal schärfer, fokussierter, vielleicht gnadenloser wahr, und es kann in neuem Licht erscheinen oder verglühen.

Auf dem Luftweg kommt man schon gar nicht direkt nach Frankfurt zurück, sondern muss erst noch durch ein Fegefeuer. Das beginnt schon beim Landeanflug, wenn die Stimme der Stewardess eine Außenposition statt eines Gates verheißt, was die Erinnerung an verlängerte Aufenthalte im bereits stehenden Flugzeug wegen des nicht kommen wollenden Bodenfahrzeugs wachruft. Glücklicherweise ist der Flughafen so groß, dass die Chance besteht, doch noch ein gerade frei gewordenes Gate zu erwischen. Der Weg zur Gepäckausgabe zieht sich dann ebenso wie die Warterei auf die Ausgabe; da war der Flughafen am Startort bei der Ankunft dort wesentlich angenehmer. Der eigentliche Schock wartet dann allerdings am Bahnsteig des Regionalbahnhofs. Zwar reizt Frankfurt mit dem Luxus einer direkten S-Bahn-Verbindung mitten ins Herz der Stadt; das ist aber mittlerweile kaum noch der Rede wert, bieten diesen Service doch die meisten anderen Flughäfen auch. Doch man muss schon das Glück haben, nicht allzu früh vor der nächsten Abfahrt dort hinzugelangen, denn auch vor die Zugfahrt hat die Fahrplangestaltung des RMV zunächst mal wieder das Warten gesetzt. Kein Wunder, dass der Bahnsteig schnell so voll wird, dass man nicht mehr die Gleise sehen kann. Wenigstens bleibt einem so der Anblick auf die schaurige Baustelle auf dem Mittelbahnsteig erspart, auf dem auf etwa 300 m Länge immerhin zwei Arbeiter ihrem Tagwerk nachgehen. Aber wahrscheinlich dient auch das nur der homöopathisch dosierten Vorbereitung der Besucher, damit diese nicht, sind sie endlich einmal in die Stadt gelangt, ob der Wahrnehmung Frankfurter Realitäten daran zu zweifeln beginnen, ob das Flugzeug sie tatsächlich in der richtigen Stadt ausgesetzt hat und sie sich nicht im angestrebten Paradies, sondern in einer Hölle befinden. Ja, rot/weiß sind eben die Frankfurter Farben, nicht nur im Stadtwappen!