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Schlagwort: Verkehrsprojekt

2.11.2020

2.11.2020

Das war’s nun mit den Plänen, in Wiesbaden eine City-Bahn zu bauen. Bis nach Mainz und ins Taunus-Umland sollte sie reichen, Pendlerströme aufnehmen und einen Beitrag leisten, die qualvollen Zustände auf den Straßen der Landeshauptstadt zu beseitigen. Ich konnte es vor einer Woche hautnah erleben: Dichteste Enge in den Bussen (und das zu Corona-Zeiten, wahrlich unglaublich), obwohl im Vergleich zu Frankfurt ein durchaus dichter Abfahrtstakt gilt; dickster Abgas-Mief auf den Hauptverkehrsadern (und nicht nur da), und die Autofahrer kommen kaum voran. Wer das so weiterhaben will, kann nicht recht bei Trost sein. Und doch: Gestern haben über 60 % der an einem Bürger-Entscheid teilnehmenden Einwohner den Plänen eine Absage erteilt, eine moderne Schienenbahn zu bauen.

Sind wir wieder im 20. Jahrhundert angekommen? Gibt es keinen Klimawandel, keine Verkehrsprobleme? Soll immer und immer wieder die alte Litanei runtergebetet werden, dass alles dem privaten PKW unterzuordnen sei?! Von den politischen Parteien hat insbesondere die FDP sich die Ablehnung der City-Bahn aufs Panier geschrieben. Aber wie waren noch deren karge Wahlergebnisse?? Das kann dieses Abstimmungsergebnis nicht erklären. Da hat sich vermutlich eine merkwürdige Koalition von vornehmlich saturierten Bürgern weidlich ausgekotzt. Hier dürfte es nicht um Stadtbilderhaltung gegangen sein, sondern um Durchsetzung des immer noch beliebten Mottos: Freie Fahrt dem SUV! Platz da, hier kommen (nur) wir! Das Schlimmste daran ist: Die ach so volksfreundlich daherkommende Möglichkeit des Bürgerentscheids lockte sage und schreibe nur um die 46 % der abstimmungsberechtigten Bürger aus dem Hinterzimmer hervor. Zwei Drittel davon sind gerade mal 30 % aller Abstimmungsberechtigten. Ein Skandal – eine klare Minderheit verhindert den Bau eines zukunftsweisenden Projekts, nur weil der Rest zuhause bleibt! Wenn das Schule macht, geht die Demokratie wirklich zugrunde. – Was das alles im Frankfurter Kaleidoskop zu suchen hat? Nun, jetzt kann sich Herr Oesterling in den Ring werfen, um für Frankfurt die Millionen des Bundes und des Landes abzugreifen, die schon lange für die Wiesbadener gebucht waren. Angekündigt hat er es immerhin schon. Bargeld kann man immer brauchen! Möge das Geld Frankfurter Verkehrsprojekten dienlich sein; dann hätte diese Schande wenigstens einen positiven Effekt.