Browsed by
Schlagwort: Motorsäge

19.2.2019

19.2.2019

Das Thema Motorsägen beschäftigt offenkundig nicht nur mich. Heute saß ich auf der Bank an der Nidda kurz in der Sonne und wurde Zeuge des sehr klaren Bewusstseins mehrerer Kinder für die Geschehnisse in ihrer Umgebung, die mit drei Erwachsenen dort ebenfalls das Wetter genossen – ob man denn wirklich weitergehen wolle?, fragten sie. Da die Begleitpersonen augenscheinlich nicht verstanden, präzisierte ein Kind: „Da vorne werden doch Bäume gefällt, ist das nicht gefährlich?“ Nun, das Kind hatte einen siebten Sinn, denn sehen konnte man von dort gar nichts, wohl aber hören; und zwar genau die Geräusche, die im gestrigen Beitrag beschrieben worden sind. Das nenne ich Wachheit! Die Begleitpersonen sahen darin allerdings keine Gefahr, sodass die Gruppe ihren Weg fortsetzte.

So werden wir von klein auf an die Merkwürdigkeiten unseres modernen Lebens gewöhnt, auf dass wir sie nicht mehr als merkwürdig empfinden. Mir hat es als Kind das Herz gebrochen, wenn ich abgesägte Baumstämme irgendwo liegen sah. Muss dieses Gefühl absterben, wenn man erwachsen wird? Klar: Einen kranken Baum, der womöglich Gefahr für Menschen bringen kann, den kann man schon beseitigen. Doch darum geht es ja meist nicht. Die übertriebene Manier, in der das Grün heutzutage „gepflegt“, frisiert, in Form gebracht wird, kann auch mit den phantasievollsten Worthülsen, die da immer bemüht werden, nicht schöngeredet werden – der Mensch macht sich die Erde untertan, wie es in der alten Bibel steht, und so wird eben auch die Natur passend gemacht. Ohne Ehrfurcht vor dem, was da während teilweise Hunderten von Jahren still gewachsen ist.

18.2.2019

18.2.2019

Jetzt ist wieder die Zeit der kreischenden Sägen. Nicht Vogelgezwitscher, sondern das markerschütternde Knattern und Brummen der Motorsägen ist Begleiter bei der morgendlichen Tour durch den Volkspark Richtung Arbeit. Und selbst am späten Nachmittag sind sie noch da, die wie Weltraumfahrer verpackten Männer mit ihren notwendig überdimensionierten Ohrenschützern, die bei wunderschönem Wetter nüchtern ihrem Tagwerk nachgehen, das darin besteht, den Baumbestand zu regulieren.

Auf den Wagen, die sie hierher bringen, steht zwar immer der euphemistische Begriff „Baumpflege“. Wir wissen alle, was damit wirklich gemeint ist; aber dieses Wort verleiht dem martialischen Handwerk wenigstens einen halbwegs freundlichen Klang, selbst wenn es die Tatsachen in ihr Gegenteil verkehrt. Man fragt sich unwillkürlich, wie es in Vorzeiten der Wald schaffen konnte, Wald zu werden und – vor allem – zu sein und zu bleiben. Erst durch das geschulte Pflegen, das sich diese Männer dankenswerterweise aufs Panier geschrieben haben, durch gezielte Behandlungsmaßnahmen wie Auslichten, Kürzen, aber eben auch Fällen kann doch Baum- und Waldwuchs überhaupt erst entstehen! Oder sehe ich da etwas falsch? Wer möchte denn heutzutage noch in den Urwäldern laufen, die früher mal das ganze Bundesgebiet begrünt haben? Ok, damals gab es noch keine irreguläre Erderwärmung; aber man kann doch nicht einfach Wald und Flur sich selbst überlassen…