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Autor: admin

5.2.2019

5.2.2019

Veränderungen am Rande des Niddaparks – nach längerer Pause, was das Radfahren zur Arbeit angeht, fallen sie umso mehr auf. Mein Rückweg nach Hause endet ebenso vorläufig wie unerwartet an einem der in Frankfurt so beliebten weiß-roten Bauzäune. (Ob’s daher kommt, weil die Stadtfarben die gleichen sind?) Die Unterführung in Ginnheim, die mir die Weiterfahrt in Richtung Niddapark ermöglichen soll, ist gesperrt. Oben werden ja endlich die seit Jahrhunderten geplanten zwei zusätzlichen Bahngleise nach Bad Vilbel gebaut. Na ja, streng genommen wird der Bau dieser Gleise derzeit erst noch vorbereitet. Dazu muss auch die zur Zeit der Vorbereitung der Bundesgartenschau 1989 gebaute Unterführung entsprechend verbreitert werden; denn sonst hingen die Gleise in der Luft, was den künftigen Passagieren sicher schlecht bekäme.

Nun stellt sich natürlich die Frage, warum denn nicht gleich so? Immerhin wurde über die Erweiterung der Bahngleise ja nicht erst seit letztem Jahr nachgedacht. Dieses Thema geisterte schon durch die seinerzeit noch lesbare Frankfurter Rundschau, als ich anfing, Zeitung zu lesen und mich für das Stadtgeschehen zu interessieren. Es war also 1989 allemal klar, dass es bei den damals vorhandenen und zu untertunnelnden Gleisen nicht bleiben würde. Weitsicht der Planer?? Aber vermutlich liegt es vor allem an den zersplitterten Zuständigkeiten in unserer föderalen Republik, dass man damals nicht gleich auf Vorrat eine breite Unterführung baute. Die Bahn handelt eben selbständig, damals wie heute, obwohl sie damals sogar noch staatlich war. Ja, die Kleinstaaterei hat in Deutschland Tradition… Da wundert’s einen manchmal, dass trotzdem so viel funktioniert.

4.2.2019

4.2.2019

Wider jede Wettervorhersage leuchtete schon beim Aufstehen der Himmel von Südosten her in sich immer wieder verändernden rötlichen Farben, die Sonne stieg kontinuierlich, aber deutlich sichtbar und schnell auf und nach wenigen weiteren Minuten lächelte sie immer noch schräg, aber in voller Pracht vom hellblauen Firmament. (Meine Ausdrucksweise ist nicht präzise – nicht die Sonne stieg auf, sondern die Erdkugel drehte sich einfach weiter. Aber das Auge nimmt es eben anders wahr.)

Klar, dass ich diesmal das nicht motorisierte private Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit bevorzugte! Das bedurfte zwar gewisser Vorsorge-Vorkehrungen in Gestalt mehrschichtiger Bekleidung. Aber als ich dann draußen endlich einmal wieder vom Fahrrad aus die kristallklare (na ja, wir wissen nicht, was an Mikropartikeln in ihr rumschwirrt; aber was soll’s) Luft einatmen konnte, weiten Bilck in die Taunus-Berge genoss und die Vögel im Niddapark zumindest vereinzelt jubilierten, ließ mich das die durchaus einengende Schutzkleidung schon fast vergessen. Es gibt eben für den Radfahrer weder „schlechtes“ noch „gutes“ Wetter – sofern die Bekleidung und die innere Stimmung adäquat sind, ist das alles egal.

3.2.2019

3.2.2019

Sonntag Nachmittag – warum nicht mal Kaffee und Kuchen in der City? Zuhause gibt’s zwar guten Kaffee, aber keiner hat was gebacken, und etwas Abwechslung tut ja auch gut. Also kurzerhand auf ins Switchboard, der Mehrzweck-Location der Frankfurter Aids-Hilfe, wo Sonntags Beweis dafür angeboten wird, dass Männer imstande sind, hervorragende leckere Backkunstwerke zu schaffen.

Allerdings – das dachten sich sichtbar auch viele andere Kuchen- und Kaffeeliebhaber. Der Laden war zum Bersten voll, beim Reinschauen wirkte er auch nicht wirklich anheimelnd, auch wenn in einer trauten Männerrunde „Uno“ gespielt wurde (ähm…). Nun, in der Stadt sollte man wohl einen Ort zum Kuchenessen finden können. Oder? Café Mozart – definitiv nicht mein Fall. Café Libretto – voll. Im neuen Café im MMK gibt’s zwar Kaffee, aber sonst nur MehlWasserSalz. Imori – nur ein Stuhl noch frei. Im Bitterzart in der Braubachstraße sahen wir zwar von draußen einen freien Tisch, aber hinter der Tür wartete eine Unzahl von Menschen auf Einlass. Keine Bewegung in der Schlange, auch nach 5 Minuten nicht. Dann noch ein – vergeblicher – Versuch im Metropol, von dort um die Ecke – die Scheiben der Holy Cross Brewery waren vom Schweiß der Menge beschlagen; und das Moloko führt eh weniger Kuchen als andere Dinge im Angebot. Muss ich noch sagen, dass jeder Platz besetzt war? Es näherte sich übrigens bereits der Dämmerstunde; die übliche Kaffeezeit war lange vorbei. Das focht die Insassen freilich nicht an. Schade für die, die in der Kälte blieben… Nachdem bereits der Entschluss gefasst war, wieder nach Hause zu fahren, ergab sich dann doch noch eine Gelegenheit im immer noch bis auf den letzten Platz besetzten Bitterzart. Puuh. Die dort gebotenen Köstlichkeiten entschädigten zwar aufs Trefflichste, doch am nächsten Wochenende werde ich die heimische Rührschüssel zur Hand nehmen. Zuhause ist es ja sowieso viel schöner. Vor allem: Sitzplatz garantiert!

2.2.2019

2.2.2019

Am Samstag Morgen um 11 Uhr ist der Goetheplatz eine Oase der Weite. Eigentlich sind es ja zwei Plätze, weil auf der einen Seite der Goetheplatz liegt und sich daran, Richtung Norden, da, wo der Goethe von seinem Denkmal aus hinschaut, der Rathenauplatz anschließt. Ursprünglich ein reiner Verkehrsknotenpunkt mit der Ästhetik der Nachkriegszeit (also – pardon – gar keiner), geprägt durch krude verlaufende Straßenbahnschienen, überdimensionierte Umsteigehaltestellen und natürlich viel Raum für den Autoverkehr sowie eingerahmt von den typisch nichtssagenden Bauten jener Zeit, erlebte der Platz zunächst in den achtziger Jahren eine Metamorphose zu Tante Gerdas Blumengarten. Da tummelten sich dann mittags die schwarz oder dunkelgrau gewandeten Banker mit nem Sandwich in der Hand und ließen sich zuweilen die Sonne aufs Haupt scheinen, bevor sie pflichtbewusst wieder in den umliegenden Hochhäusern verschwanden. Aber hübsch sah’s aus. Fehlten nur noch die Gießkannen.

Seine heutige Gestalt hat der Platz noch nicht lange. Nach der üblichen kurzen Halbwertszeit, der Frankfurter Gestaltungsprojekte nun mal unterliegen, wurden im Zuge des von der schwarz-grünen (!) Koalition im Römer forcierten Baus einer Tiefgarage auch die Blumenrabatten weggebaggert. An ihrer Stelle wachsen nun einige plangerecht gepflanzte Stadtbäume; Goethe wurde zentral auf dem Platz platziert, und außer einigen nachträglich aufgestellten Bänken findet sich dort ansonsten – nichts! Und das in Frankfurt! Die in Frankfurt offenbar nicht zum Schweigen zu bringenden Anhänger engster Bebauung meditieren zwar regelmäßig in den Medien über Möglichkeiten der urbanen Ausfüllung der den Platz nun kennzeichnenden Leere, etwa in Gestalt von Pavillons oder Kiosken (wie konnten die Platz-Planer denn so etwas Existenzielles vergessen?!). Und leider allzu oft im Jahresverlauf erfinden die städtische Tourismus-Gesellschaft und andere wohlmeinende Unternehmungen immer wieder neue Anlässe, um den Platz mit Gerümpel (Frittenbuden, Veranstaltungszelte, Sauftheken und dergleichen) zuzustellen. Da wird der Begriff der Urbanität aber gehörig missverstanden. Mir ist der Platz in den Zeiten der Leere am liebsten. Endlich mal „Raum“ in der sonst so zugebauten City, der Perspektiven auf die umliegende Stadtstruktur eröffnet und Großstadt wenigstens ansatzweise erleben lässt. So wie heute morgen – ein meditativer Gang im weiten Raum…

1.2.2019

1.2.2019

Das Kaleidoskop zieht Zwischenbilanz – seit einem Monat ein Beitrag für jeden Tag. Da kommen schon manchmal Ermüdungserscheinungen auf oder ein Beitrag wird am anderen Tag nachgeholt, weil keine Zeit fürs Schreiben war. Aber bislang ist keine Lücke entstanden. Eine tägliche Begleitung und Fokussierung auf Momente.

Heute ist das Klima dran. Nicht das Weltklima, sondern das Frankfurter Wetter. Genauer genommen die Erkenntnis, dass es das Frankfurter Wetter nicht gibt. Ich lebe in einer Großstadt, und das merke ich auch daran, dass ich mich bei grauestem Himmel und ein paar Tropfen von oben von der Arbeit auf den Weg nach Hause mache, sich während der Fahrt indes nicht nur meine Stimmung, sondern vor allem auch der Himmel aufhellt und es scheint, als grüßte der Frühling. Denn bläulich lächelt die Sonne durch den noch verbliebenen, hauchdünnen Wolkenschleier über dem Nordwestzentrum und verbreitet pastöses Licht, während am Horizont nicht nur der Feldberg, sondern sogar blauer Himmel das Panorama einrahmen. Ja, wenn es in Bockenheim gewittert und Sturzbäche vom Himmel runterkommen, kann in Heddernheim die Sonne strahlen. Wie oft bin ich schon auf dem Heimweg mit dem Rad nach Ginnheim zur Schutz verheißenden U-Bahn gehetzt, nur um unterwegs eines Besseren belehrt zu werden, sodass ich die Fahrt auf dem Rad fortsetzen konnte, ohne auch nur einen Tropfen abzubekommen. Also: es gibt kein Frankfurter Wetter, sondern nur Mikroklima, und das an jedem Ort speziell!

31.1.2019

31.1.2019

Damit der Überdruss nicht noch größer werde und weil es heute wirklich mal pressierte, legte ich den Weg zur Arbeit mit meinem privaten motorisierten Verkehrsmittel zurück. Und welche Freude kehrte in mir ein! Nur sage und schreibe 7 Minuten 35 Sekunden waren vergangen, als ich den Zündschlüssel nach knapp 7 Kilometern in der Tiefgarage zu Bockenheim aus dem Schloß zog. Es flutschte; und das an einem normalen Arbeitstag außerhalb der Ferien, an dem auch noch Schnee gefallen war! Da muss ich doch – obwohl stolzer Inhaber eines Landestickets und überzeugter Umweltschoner – wirklich dreimal nachdenken, ob ich mir den Tort mit den Bahnen weiterhin so konsequent antun soll wie bisher in diesem Winter. Der Masochismus muss ja nicht auf die Spitze getrieben werden.

Aus der Perspektive des Autofahrers zeigt sich aber in aller Deutlichkeit eine weitere Frankfurter Spezialität. Wer erst einmal in Bockenheim drin ist, hat jede Mühe, von dort wieder rauszukommen. Jedenfalls Richtung Ginnheim. In der Adalbertstraße muss auf engstem Raum gewendet werden, allerdings erst nach Erteilung der entsprechenden Erlaubnis durch die Ampel, die nur dann – nach gehöriger Wartezeit, wie üblich – überhaupt erwartet werden kann, wenn eine Kontaktschleife auf der Fahrbahn befahren wurde. Da es deren zwei gibt und nicht jeder weiß, welche die richtige ist (ja, man muss schon bis ganz vornehin fahren…), kann es auch schon mal länger dauern. Dann riskiert man, an drei weiteren Ampeln (auf 200 m Straße) erneut stehenbleiben zu müssen, was heute insgesamt dreimal geschah. Und da der Bus der Linie 32 zwei Wagen vor mir fuhr, hielt ich dann an dessen Haltestelle gegenüber dem Bockenheimer Depot gleich noch einmal – Vorbeifahren geht nicht. Dann muss noch rechts und dann wieder links abgebogen werden (nach Passage von wiederum 3 Ampeln), bevor man endlich, wenn man Glück hat, auf dem Alleenring freiere Fahrt hat. Eine so zerrissene Verkehrsführung habe ich anderenorts noch nicht gesehen. Nach Südwesten Richtung Autobahn ist es übrigens ähnlich; da wird man auf Einbahnstraßen, deren Zick-Zack-Verlauf jedenfalls nicht dem natürlichen Straßenverlauf entspricht, durch Wohngebiete geschleust, ohne – wegen der vielen Ampeln, die zur Steuerung des Querverkehrs angebracht sind – richtig in Fluss zu kommen. – Wie war das mit dem Masochismus? Am besten, ich steige vollständig um auf Home-Office.

30.1.2019

30.1.2019

Der Straßenbahnfahrer (oder die Straßenbahnfahrerin; mittlerweile ist die Quote zwar immer noch nicht erfüllt, aber es werden immer mehr) ist ein Wesen, das komplexesten Anforderungen genügen muss. Er oder sie muss nicht nur das riesige Fahrzeug technisch beherrschen und die Insassen ohne Schaden an ihre Ziele bringen – anders als früher bedarf es dazu allerdings meist nur noch diverser Knopfdrücke, während ich noch das schwarze runde Kurbelrad im Fahrerhaus der alten Straßenbahnen in Erinnerung habe, das aber eben nicht als Lenkrad, sondern als Antriebssteuerung fungierte -; es bedarf vielmehr auch der aufmerksamen Beachtung des umbrausenden Verkehrs und einer gewissen Sorgfalt, um kein Auto zu rammen oder einen Passanten zu überfahren, und was eben dergleichen sonst noch beachtet werden muss. (Der geneigte Leser möge mir die Stilanleihe bei T. Mann verzeihen; ich werde dies künftig zu vermeiden versuchen. Das Kaleidoskop soll ja wenigstens lesbar sein.)

Wenn sich angesichts dieser gravierenden Belastungen offenkundige Überforderungssymptome zeigen, ist also Verständnis angebracht. So verbieten sich schon Gedanken an eine Beschwerde, kommt man – wie heute früh geschehen – an der Ginnheimer Endstation mit der wie immer verspäteten U 1 an und schafft es nicht mehr, in die Linie 16 umzusteigen. Die Bahn stand zwar noch da und wartete auf das Fahrsignal der Ampel, denn sie muss ja in die belebte Straße einbiegen, auf der immer noch der Autoverkehr Vorrang hat. Aber die Türen waren schon zu und der Fahrer hatte den Öffnungsmechanismus schon ausgeschaltet. Hätte er mich und die nachfolgenden Möchte-gern-Passagiere freundlicherweise noch reingelassen, hätte das übel geendet. Denn dann wäre eine weitere Ampelphase abzuwarten gewesen, die auch im Jahr 2019 mindestens noch zwei weitere komplette Minuten in Anspruch genommen hätte. Nicht zu vergessen, dass der Fahrer dann ja nochmals die Bahn hätte verlassen und mit seinem Schlüssel den Ampelmechanismus zugunsten der Bahn hätte betätigen müssen. Und die Bahn war ja ebenfalls schon zu spät. Tja, die Abwägung, entweder der Transportaufgabe gerecht zu werden oder den Fahrplan einzuhalten, ist schon manchmal eine diffizile Angelegenheit. In jedem Fall bewirkt die Entscheidung nur ein Übel. Insoweit – mein tiefes Mitgefühl! Bleibt die Frage, ob in unserer modernen Zeit nicht bessere technische Lösungen möglich sein könnten…

29.1.2019

29.1.2019

Mal wieder ein Termin beim Barbier. Nun zum vierten Mal in der neuen Altstadt, wohin er seine Stube verlegt hat. Er ist dort, seit die ersten Bauzäune fielen. Auf dem Weg begleitet mich der morgendliche Glockenklang, anheimelnd, und tatsächlich vergleichbar der Stimmung, die ich etwa in Solothurn oder Straßburg empfinde, wenn ich dort durch die verwinkelten, urigen Altstadtgassen schlendere.

Allerdings sieht es auch Monate nach der offiziellen Eröffnung immer noch nicht aus wie in Solothurn oder Straßburg. Nicht wenige Läden stehen leer; hinter vielen Fenstern sieht man keine Ware, sondern Dämmstoffrollen liegen, die davon künden, dass der Innenausbau noch nicht ganz als abgeschlossen bezeichnet werden kann. Und vor der Barbierstube – ein Bauzaun, beliebtestes Requisit Frankfurter Gestaltung des öffentlichen Raums. Nun, wenn es regnet, läuft eben immer die unterirdische Bucht für die Müllcontainer voll. Es ist ja schön, dass man den Abfall aus der Sichtweite der Touristenströme genommen hat. Aber musste man diese Buchten gleich so versiegeln, dass das Regenwasser nicht mehr abfließt? Jetzt muss wieder aufgegraben und ein Abfluss installiert werden. Da zeigt sich dann auch der Nachteil des Beton-Kopfsteinpflaster-Imitats. Echtes Kopfsteinpflaster hat Ritzen und Lücken; da kann zur Not auch mal zuviel Wasser versickern…

28.1.2019

28.1.2019

In der Pizzeria sitzt außer mir nur ein einziger Gast. Stumm blickt er auf die Straße hinaus, auf sein Mittagsmahl wartend. Aus dem Radio tönt, wie immer, halblaut – gerade so, dass es nicht stört – seichte Musik. Aber, wie gesagt, die hört man ja kaum. Der Chefe steht hinterm Tresen und verschränkt die Arme, guckt ebenfalls Richtung Straße. Erstaunlich, dass es zur mittäglichen Essenszeit hier so ruhig ist. Jedenfalls anders als an anderen Tagen zur selben Zeit.

Ja, das sei halt der Januar, meint Chefe. Das sei kein guter Monat. Die Leute hätten im Dezember ihr ganzes Geld ausgegeben, da bleibe nix mehr fürs Essengehen im Januar. Und dann auch noch das Wetter! Nass, kalt, grau, da wolle ja keiner vor die Tür. Und außerdem: Mittlerweile ließen selbst die Büroleute den Lunch liefern, wenn’s ihnen zu nass sei, um vor die Tür zu gehen. Ja, die Bequemlichkeit… und fast alle Restaurantbetreiber machten dabei mit, bei den Lieferdiensten; müssten sie ja, sonst hätten sie weniger Umsatz. Da gehe dann eben keiner mehr so schnell ne Pizza holen. – Als der Chefe mal schnell nach hinten geht – ist ja eh keiner da -, kommt sein Mitarbeiter aus der Küche nach vorn, schaut in die Runde, lächelt und prüft aufmerksam die Pizza im Ofen. Nimmt eine Bestellung zweier neu hinzugekommener Hungriger auf, bereitet vor und legt dann meine Pizza auf das Schneidbrett, verteilt Rucola und Parmesan darauf. Und mit einer Hingabe, die mich wohlig erschauern lässt, träufelt er noch gerade die richtige Menge Olivenöl darüber. E bene, es ist angerichtet. Dieser Mann hat eine Seelenruhe, und er genießt sein Tagewerk. Und die gute Stimmung steckt die Kunden an. Auf jeden Fall mich. Der nasskalte Januar, die Lieferdienste, man muss ihnen fast dankbar sein – sie schaffen Raum für meditative Mittagspausen, selbst in der Pizzeria!

27.1.2019

27.1.2019

Ein gruseliger Tag mit einem grauslichen Wetter. Was soll man da schon machen außer im warmen Stübchen zu bleiben? Immerhin gab es kurze Momente, in denen die Woken verschnauften und ihre Regentropfen bei sich behielten, und einen dieser Momente nutzte ich für einen kurzen Gang um die Häuser.

Dabei stellte ich fest, dass die im Stadtteil verteilten Altkleider-Sammelcontainer allesamt offenkundig das Ziel von Brandanschlägen geworden sind. Das muss sich alles im neuen Jahr zugetragen haben; die Schmauchspuren haben die Behälter teilweise schwarz verfärbt, teilweise sind die Metallbleche aufgebrochen und die Beutel mit den gespendeten Textilien liegen offen und frei zugänglich herum. Was steckt wohl hinter diesen schwachsinnigen Taten? Man mag den Sinn dieser Art von Spendenhilfe in Frage stellen können; aber Brandsätze legen? Politische Korrektheit wird freilich weniger das Motiv der Täter gewesen sein. Vermutlich waren es (jugendliche?) Idioten, die einfach Scheiß bauen wollten. Dumm nur, dass es nicht einfach Scheiß ist.